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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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und wegen gewisser Wahrheiten,
Und weil ich auch die tieffe Verderbniß des
Menschen, die elende Sclaverey der Sünden,
des Teufels tieffe List, und Boßheit zur Ge-
nüge an mir selbst geschmecket und gelernet, so
wurden viel Sünder, und unter denselben auch
nicht wenig vornehme Leute gerühret, so gar, daß
sie auch zum Theil ihr Leben mir entdeckten,
ihre Sünden bekannten, und Anweisung zum
Christenthum, und fernern Unterricht in vielen
Gewissens-Fällen begehrten.

Zu meinem Applausu mochte auch etwas
beygetragen haben, daß ich einige Wahrheiten
und Lehr-Sätze, die zwar von unserer Kirchen
niemahls geleugnet worden, die aber eben nicht
gar zu offt im predigen berühret, und einge-
schärffet werden, mit Nachdruck vortrug, und
dieselben den Zuhörern zu Gemüthe führte.
Z. E. Es ist unmöglich, daß ein Sünder bey
seinem gottlosen Leben kan selig werden, und zu
GOtt kommen. Die großen Haupt-Sün-
den, Unglaube, und die herrschende Liebe der
Welt haben eine natürliche Verbindniß mit der
Hölle, und mit der ewigen Verdammniß.
Jedweder Mensch kan nur einen GOtt, oder
nur einen letzten Endzweck haben, worinnen
er seine höchste Ruhe und Glückseligkeit suchet:
entweder den wahren GOTT, als das höchste
Gut; oder die geringen Schein-Güter dieser

Erden,

und wegen gewiſſer Wahrheiten,
Und weil ich auch die tieffe Verderbniß des
Menſchen, die elende Sclaverey der Suͤnden,
des Teufels tieffe Liſt, und Boßheit zur Ge-
nuͤge an mir ſelbſt geſchmecket und gelernet, ſo
wurden viel Suͤnder, und unter denſelben auch
nicht wenig vornehme Leute geruͤhret, ſo gar, daß
ſie auch zum Theil ihr Leben mir entdeckten,
ihre Suͤnden bekannten, und Anweiſung zum
Chriſtenthum, und fernern Unterricht in vielen
Gewiſſens-Faͤllen begehrten.

Zu meinem Applauſu mochte auch etwas
beygetragen haben, daß ich einige Wahrheiten
und Lehr-Saͤtze, die zwar von unſerer Kirchen
niemahls geleugnet worden, die aber eben nicht
gar zu offt im predigen beruͤhret, und einge-
ſchaͤrffet werden, mit Nachdruck vortrug, und
dieſelben den Zuhoͤrern zu Gemuͤthe fuͤhrte.
Z. E. Es iſt unmoͤglich, daß ein Suͤnder bey
ſeinem gottloſen Leben kan ſelig werden, und zu
GOtt kommen. Die großen Haupt-Suͤn-
den, Unglaube, und die herrſchende Liebe der
Welt haben eine natuͤrliche Verbindniß mit der
Hoͤlle, und mit der ewigen Verdammniß.
Jedweder Menſch kan nur einen GOtt, oder
nur einen letzten Endzweck haben, worinnen
er ſeine hoͤchſte Ruhe und Gluͤckſeligkeit ſuchet:
entweder den wahren GOTT, als das hoͤchſte
Gut; oder die geringen Schein-Guͤter dieſer

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[522/0568] und wegen gewiſſer Wahrheiten, Und weil ich auch die tieffe Verderbniß des Menſchen, die elende Sclaverey der Suͤnden, des Teufels tieffe Liſt, und Boßheit zur Ge- nuͤge an mir ſelbſt geſchmecket und gelernet, ſo wurden viel Suͤnder, und unter denſelben auch nicht wenig vornehme Leute geruͤhret, ſo gar, daß ſie auch zum Theil ihr Leben mir entdeckten, ihre Suͤnden bekannten, und Anweiſung zum Chriſtenthum, und fernern Unterricht in vielen Gewiſſens-Faͤllen begehrten. Zu meinem Applauſu mochte auch etwas beygetragen haben, daß ich einige Wahrheiten und Lehr-Saͤtze, die zwar von unſerer Kirchen niemahls geleugnet worden, die aber eben nicht gar zu offt im predigen beruͤhret, und einge- ſchaͤrffet werden, mit Nachdruck vortrug, und dieſelben den Zuhoͤrern zu Gemuͤthe fuͤhrte. Z. E. Es iſt unmoͤglich, daß ein Suͤnder bey ſeinem gottloſen Leben kan ſelig werden, und zu GOtt kommen. Die großen Haupt-Suͤn- den, Unglaube, und die herrſchende Liebe der Welt haben eine natuͤrliche Verbindniß mit der Hoͤlle, und mit der ewigen Verdammniß. Jedweder Menſch kan nur einen GOtt, oder nur einen letzten Endzweck haben, worinnen er ſeine hoͤchſte Ruhe und Gluͤckſeligkeit ſuchet: entweder den wahren GOTT, als das hoͤchſte Gut; oder die geringen Schein-Guͤter dieſer Erden,

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/568>, abgerufen am 22.11.2024.