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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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die er wegen des Religion-Eydes
solche auch nach der Zeit in einem bekannten
Tractat an den Tag geleget.

Der Leser fange also hier nicht mit mir an zu
disputiren; denn ich erzehle, was ich damahls
nur gedacht habe. Bey solchen Gedancken
kunte mir nun freylich nicht wohl zu muthe seyn,
indem mir vor Angst Stube, und Stadt beynahe
zu enge werden wolte. Jch hatte schon An.
1695. und 1704. aus der Erfahrung gelernet, was
Gewissens-Angst sey, und also fürchtete ich, daß
sie ietzt nicht, wie damahls, gleiche betrübte Fol-
gen hätte. Doch durch Gebet habe ich diese
Angst in kurtzem überwunden. Jch will dir
auch sagen, womit ich mich damahls getröstet
habe: ohne mich ietzt darbey aufzuhalten, ob derselbe
Trost wahr, oder falsch gewesen sey. Nemlich,
ich tröstete mich, daß das Juramentum Religio-
nis
kein Assertorium, sondern mere promisso-
rium
sey, und daß man nicht schwöre, daß man
die Dinge und Sätze in unsern symbolischen Bü-
chern alle glaube, sondern nur, daß man schwöre,
und verspreche, daß man publice nicht darwider
lehren, sondern den Vortrag nach diesen Büchern
einrichten wolle, weil man solche der heiligen
Schrifft gemäß halte, und weil das Quia doch,
wenn man es um, und an betrachte, virtualiter
und heimlich, nichts anders als Quatenus, und
in so ferne bedeuten könne. Jn so weit, dachte

ich,

die er wegen des Religion-Eydes
ſolche auch nach der Zeit in einem bekannten
Tractat an den Tag geleget.

Der Leſer fange alſo hier nicht mit mir an zu
diſputiren; denn ich erzehle, was ich damahls
nur gedacht habe. Bey ſolchen Gedancken
kunte mir nun freylich nicht wohl zu muthe ſeyn,
indem mir vor Angſt Stube, und Stadt beynahe
zu enge werden wolte. Jch hatte ſchon An.
1695. und 1704. aus der Erfahrung gelernet, was
Gewiſſens-Angſt ſey, und alſo fuͤrchtete ich, daß
ſie ietzt nicht, wie damahls, gleiche betruͤbte Fol-
gen haͤtte. Doch durch Gebet habe ich dieſe
Angſt in kurtzem uͤberwunden. Jch will dir
auch ſagen, womit ich mich damahls getroͤſtet
habe: ohne mich ietzt darbey aufzuhalten, ob derſelbe
Troſt wahr, oder falſch geweſen ſey. Nemlich,
ich troͤſtete mich, daß das Juramentum Religio-
nis
kein Aſſertorium, ſondern mere promiſſo-
rium
ſey, und daß man nicht ſchwoͤre, daß man
die Dinge und Saͤtze in unſern ſymboliſchen Buͤ-
chern alle glaube, ſondern nur, daß man ſchwoͤre,
und verſpreche, daß man publice nicht darwider
lehren, ſondern den Vortrag nach dieſen Buͤchern
einrichten wolle, weil man ſolche der heiligen
Schrifft gemaͤß halte, und weil das Quia doch,
wenn man es um, und an betrachte, virtualiter
und heimlich, nichts anders als Quatenus, und
in ſo ferne bedeuten koͤnne. Jn ſo weit, dachte

ich,
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[509/0555] die er wegen des Religion-Eydes ſolche auch nach der Zeit in einem bekannten Tractat an den Tag geleget. Der Leſer fange alſo hier nicht mit mir an zu diſputiren; denn ich erzehle, was ich damahls nur gedacht habe. Bey ſolchen Gedancken kunte mir nun freylich nicht wohl zu muthe ſeyn, indem mir vor Angſt Stube, und Stadt beynahe zu enge werden wolte. Jch hatte ſchon An. 1695. und 1704. aus der Erfahrung gelernet, was Gewiſſens-Angſt ſey, und alſo fuͤrchtete ich, daß ſie ietzt nicht, wie damahls, gleiche betruͤbte Fol- gen haͤtte. Doch durch Gebet habe ich dieſe Angſt in kurtzem uͤberwunden. Jch will dir auch ſagen, womit ich mich damahls getroͤſtet habe: ohne mich ietzt darbey aufzuhalten, ob derſelbe Troſt wahr, oder falſch geweſen ſey. Nemlich, ich troͤſtete mich, daß das Juramentum Religio- nis kein Aſſertorium, ſondern mere promiſſo- rium ſey, und daß man nicht ſchwoͤre, daß man die Dinge und Saͤtze in unſern ſymboliſchen Buͤ- chern alle glaube, ſondern nur, daß man ſchwoͤre, und verſpreche, daß man publice nicht darwider lehren, ſondern den Vortrag nach dieſen Buͤchern einrichten wolle, weil man ſolche der heiligen Schrifft gemaͤß halte, und weil das Quia doch, wenn man es um, und an betrachte, virtualiter und heimlich, nichts anders als Quatenus, und in ſo ferne bedeuten koͤnne. Jn ſo weit, dachte ich,

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/555>, abgerufen am 25.11.2024.