willen, sondern auch die Erneuerung, und Frommmachung darunter verstünden, welche Renovation wir Lutheraner nicht leugneten, son- dern sie eben so nöthig, als die Rechtfertigung hielten: daß wir in unserer Kirche zur Ordnung der Gerechtfertigung und was vor derselben vorher- gehen müste, unter den Worten Reu und Glau- ben schier eben so viel, als die Papisten erforder- ten, nemlich Glaube überhaupt, Furcht, Reue, einen guten Vorsatz, Bekänntniß der Sünden, Contrition oder Zerknirschung durch Vertrauen auf CHristi Verdienst gemäßiget, die Liebe zu GOtt allein ausgenommen: daß, wenn unsere Liebe zu GOtt nicht eine interessirte, sondern eine reine Liebe seyn solle, man GOtt auch müsse lieben, und lieben können ohne Vertrauen, daß uns die Sünden vergeben, und er uns in Him- mel nehmen werde: daß man also GOtt nicht erst nach der Rechtfertigung und nach erlangter Vergebung der Sünden zu lieben müsse anfan- gen: daß wir nicht umb der Wercke willen, so vor der Rechtfertigung vorhergehen, und nicht umb der Reue und des Glaubens willen, sondern durch dieselbe, als durch die von GOtt gemachte Ordnung, um CHristi willen gerechtfertiget wür- den, und Vergebung der Sünden erlangten: daß Reue und Glauben, so vor der Rechtferti- gung vorhergehen, schon das Principium, und
das
darauf in die Peters-Kirche
willen, ſondern auch die Erneuerung, und Frommmachung darunter verſtuͤnden, welche Renovation wir Lutheraner nicht leugneten, ſon- dern ſie eben ſo noͤthig, als die Rechtfertigung hielten: daß wir in unſerer Kirche zur Ordnung der Gerechtfertigung und was vor derſelben vorher- gehen muͤſte, unter den Worten Reu und Glau- ben ſchier eben ſo viel, als die Papiſten erforder- ten, nemlich Glaube uͤberhaupt, Furcht, Reue, einen guten Vorſatz, Bekaͤnntniß der Suͤnden, Contrition oder Zerknirſchung durch Vertrauen auf CHriſti Verdienſt gemaͤßiget, die Liebe zu GOtt allein ausgenommen: daß, wenn unſere Liebe zu GOtt nicht eine intereſſirte, ſondern eine reine Liebe ſeyn ſolle, man GOtt auch muͤſſe lieben, und lieben koͤnnen ohne Vertrauen, daß uns die Suͤnden vergeben, und er uns in Him- mel nehmen werde: daß man alſo GOtt nicht erſt nach der Rechtfertigung und nach erlangter Vergebung der Suͤnden zu lieben muͤſſe anfan- gen: daß wir nicht umb der Wercke willen, ſo vor der Rechtfertigung vorhergehen, und nicht umb der Reue und des Glaubens willen, ſondern durch dieſelbe, als durch die von GOtt gemachte Ordnung, um CHriſti willen gerechtfertiget wuͤr- den, und Vergebung der Suͤnden erlangten: daß Reue und Glauben, ſo vor der Rechtferti- gung vorhergehen, ſchon das Principium, und
das
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[507/0553]
darauf in die Peters-Kirche
willen, ſondern auch die Erneuerung, und
Frommmachung darunter verſtuͤnden, welche
Renovation wir Lutheraner nicht leugneten, ſon-
dern ſie eben ſo noͤthig, als die Rechtfertigung
hielten: daß wir in unſerer Kirche zur Ordnung
der Gerechtfertigung und was vor derſelben vorher-
gehen muͤſte, unter den Worten Reu und Glau-
ben ſchier eben ſo viel, als die Papiſten erforder-
ten, nemlich Glaube uͤberhaupt, Furcht, Reue,
einen guten Vorſatz, Bekaͤnntniß der Suͤnden,
Contrition oder Zerknirſchung durch Vertrauen
auf CHriſti Verdienſt gemaͤßiget, die Liebe zu
GOtt allein ausgenommen: daß, wenn unſere
Liebe zu GOtt nicht eine intereſſirte, ſondern
eine reine Liebe ſeyn ſolle, man GOtt auch muͤſſe
lieben, und lieben koͤnnen ohne Vertrauen, daß
uns die Suͤnden vergeben, und er uns in Him-
mel nehmen werde: daß man alſo GOtt nicht
erſt nach der Rechtfertigung und nach erlangter
Vergebung der Suͤnden zu lieben muͤſſe anfan-
gen: daß wir nicht umb der Wercke willen, ſo
vor der Rechtfertigung vorhergehen, und nicht
umb der Reue und des Glaubens willen, ſondern
durch dieſelbe, als durch die von GOtt gemachte
Ordnung, um CHriſti willen gerechtfertiget wuͤr-
den, und Vergebung der Suͤnden erlangten:
daß Reue und Glauben, ſo vor der Rechtferti-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/553>, abgerufen am 22.11.2024.
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