ein, und sagte: wenn ich bey der Universität meine Beförderung suchen wolte, so würde ich seiner weiter nicht bedürfftig seyn: ich hätte ja zweymahl in der Pauliner-Kirche geprediget, und großen Zulauff gehabt. (Denn wenn ich damahls als Magister predigte, und die Leute es erfuhren, so kamen sehr viel, mich zu hören) Jch wuste nicht, was ich aus seinen Reden ma- chen solte; da Er aber meine höchste Einfalt und Unschuld merckte, und ich ihm sagte, daß es mir selbst seltsam vorkommen sey, daß ich zweymahl hinter einander in der Pauliner-Kir- chen, da ich bey der Universität keine Patro- nos hätte, zu predigen invitiret worden, so war er beynahe geneigt zu glauben, daß solches nicht ohne Ursache müste seyn veranstaltet worden. Wie ich denselben nun iederzeit vor einen Mann gehalten, der nicht leiden konte, wo man auf gewisse Weise etwas bey Jhm zu erhalten suchte: so wurde er den Augenblick dadurch desto mehr auf meine Seite gelencket, und versicherte mich seiner Gunst, gab mir auch sein hohes Wort, ich solte mir deßwegen kei- nen Kummer machen, sondern mich kühn dar- auf verlaßen, es solte niemand anders, als ich, in der Peters-Kirchen Prediger werden, gleich- wie ich schon einmahl dazu wäre erwehlet worden: und er wolte dem Dinge ehestens
ein
nicht annehmen,
ein, und ſagte: wenn ich bey der Univerſitaͤt meine Befoͤrderung ſuchen wolte, ſo wuͤrde ich ſeiner weiter nicht beduͤrfftig ſeyn: ich haͤtte ja zweymahl in der Pauliner-Kirche geprediget, und großen Zulauff gehabt. (Denn wenn ich damahls als Magiſter predigte, und die Leute es erfuhren, ſo kamen ſehr viel, mich zu hoͤren) Jch wuſte nicht, was ich aus ſeinen Reden ma- chen ſolte; da Er aber meine hoͤchſte Einfalt und Unſchuld merckte, und ich ihm ſagte, daß es mir ſelbſt ſeltſam vorkommen ſey, daß ich zweymahl hinter einander in der Pauliner-Kir- chen, da ich bey der Univerſitaͤt keine Patro- nos haͤtte, zu predigen invitiret worden, ſo war er beynahe geneigt zu glauben, daß ſolches nicht ohne Urſache muͤſte ſeyn veranſtaltet worden. Wie ich denſelben nun iederzeit vor einen Mann gehalten, der nicht leiden konte, wo man auf gewiſſe Weiſe etwas bey Jhm zu erhalten ſuchte: ſo wurde er den Augenblick dadurch deſto mehr auf meine Seite gelencket, und verſicherte mich ſeiner Gunſt, gab mir auch ſein hohes Wort, ich ſolte mir deßwegen kei- nen Kummer machen, ſondern mich kuͤhn dar- auf verlaßen, es ſolte niemand anders, als ich, in der Peters-Kirchen Prediger werden, gleich- wie ich ſchon einmahl dazu waͤre erwehlet worden: und er wolte dem Dinge eheſtens
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nicht annehmen,
ein, und ſagte: wenn ich bey der Univerſitaͤt
meine Befoͤrderung ſuchen wolte, ſo wuͤrde ich
ſeiner weiter nicht beduͤrfftig ſeyn: ich haͤtte ja
zweymahl in der Pauliner-Kirche geprediget,
und großen Zulauff gehabt. (Denn wenn ich
damahls als Magiſter predigte, und die Leute
es erfuhren, ſo kamen ſehr viel, mich zu hoͤren)
Jch wuſte nicht, was ich aus ſeinen Reden ma-
chen ſolte; da Er aber meine hoͤchſte Einfalt
und Unſchuld merckte, und ich ihm ſagte, daß
es mir ſelbſt ſeltſam vorkommen ſey, daß ich
zweymahl hinter einander in der Pauliner-Kir-
chen, da ich bey der Univerſitaͤt keine Patro-
nos haͤtte, zu predigen invitiret worden, ſo war
er beynahe geneigt zu glauben, daß ſolches nicht
ohne Urſache muͤſte ſeyn veranſtaltet worden.
Wie ich denſelben nun iederzeit vor einen
Mann gehalten, der nicht leiden konte, wo
man auf gewiſſe Weiſe etwas bey Jhm zu
erhalten ſuchte: ſo wurde er den Augenblick
dadurch deſto mehr auf meine Seite gelencket,
und verſicherte mich ſeiner Gunſt, gab mir auch
ſein hohes Wort, ich ſolte mir deßwegen kei-
nen Kummer machen, ſondern mich kuͤhn dar-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/544>, abgerufen am 22.11.2024.
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