ereignete. Das Jahr zuvor, Anno 1710. hatte man den Gottesdienst in der Pauliner- Kirche angefangen, welches insonderheit D. Pla- zen entgegen war, als der da meynte, daß die- ses dem Juri Patronatus, so der Rath in Leip- zig, in Ansehung aller Kirchen, hätte, entgegen lieffe. Man trug mir Anno 1711. auf den dritten Oster-Feyertag in der Pauliner-Kir- chen an zu predigen. Jch nahm die Predigt an, und den Sonntag drauf gleich noch eine, so daß viel Leute dadurch auf die Gedancken ka- men, als ob man mich zu einem beständigen Prediger und Catecheten in die Pauliner-Kir- che vociren, oder doch sehr offt in derselben aufstellen würde. Jch that meine Predigten in aller Einfalt, ohne etwas von den Differen- zien zwischen dem Rath, und der Universität wegen gedachter Pauliner-Kirche zu wissen: einige Generalia ausgenommen, die mir etwan davon zu Ohren kommen waren. D. Plaz, da er solches gehöret, war auf einmahl wider mich aufgebracht worden, und mein Glücke war, daß ich eben zu der Zeit, da er wider mich eingenommen, und meine Parthey zu abandoniren sich gäntzlich entschlossen hatte, zu Jhm kam, Jhm meine Aufwartung zu ma- chen. Er redete anfangs gantz kaltsinnig mit mir, endlich aber schenckte er mir klaren Wein
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zumRectoratin Hirſchberg
ereignete. Das Jahr zuvor, Anno 1710. hatte man den Gottesdienſt in der Pauliner- Kirche angefangen, welches inſonderheit D. Pla- zen entgegen war, als der da meynte, daß die- ſes dem Juri Patronatus, ſo der Rath in Leip- zig, in Anſehung aller Kirchen, haͤtte, entgegen lieffe. Man trug mir Anno 1711. auf den dritten Oſter-Feyertag in der Pauliner-Kir- chen an zu predigen. Jch nahm die Predigt an, und den Sonntag drauf gleich noch eine, ſo daß viel Leute dadurch auf die Gedancken ka- men, als ob man mich zu einem beſtaͤndigen Prediger und Catecheten in die Pauliner-Kir- che vociren, oder doch ſehr offt in derſelben aufſtellen wuͤrde. Jch that meine Predigten in aller Einfalt, ohne etwas von den Differen- zien zwiſchen dem Rath, und der Univerſitaͤt wegen gedachter Pauliner-Kirche zu wiſſen: einige Generalia ausgenommen, die mir etwan davon zu Ohren kommen waren. D. Plaz, da er ſolches gehoͤret, war auf einmahl wider mich aufgebracht worden, und mein Gluͤcke war, daß ich eben zu der Zeit, da er wider mich eingenommen, und meine Parthey zu abandoniren ſich gaͤntzlich entſchloſſen hatte, zu Jhm kam, Jhm meine Aufwartung zu ma- chen. Er redete anfangs gantz kaltſinnig mit mir, endlich aber ſchenckte er mir klaren Wein
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zum Rectorat in Hirſchberg
ereignete. Das Jahr zuvor, Anno 1710.
hatte man den Gottesdienſt in der Pauliner-
Kirche angefangen, welches inſonderheit D. Pla-
zen entgegen war, als der da meynte, daß die-
ſes dem Juri Patronatus, ſo der Rath in Leip-
zig, in Anſehung aller Kirchen, haͤtte, entgegen
lieffe. Man trug mir Anno 1711. auf den
dritten Oſter-Feyertag in der Pauliner-Kir-
chen an zu predigen. Jch nahm die Predigt an,
und den Sonntag drauf gleich noch eine, ſo
daß viel Leute dadurch auf die Gedancken ka-
men, als ob man mich zu einem beſtaͤndigen
Prediger und Catecheten in die Pauliner-Kir-
che vociren, oder doch ſehr offt in derſelben
aufſtellen wuͤrde. Jch that meine Predigten
in aller Einfalt, ohne etwas von den Differen-
zien zwiſchen dem Rath, und der Univerſitaͤt
wegen gedachter Pauliner-Kirche zu wiſſen:
einige Generalia ausgenommen, die mir etwan
davon zu Ohren kommen waren. D. Plaz,
da er ſolches gehoͤret, war auf einmahl wider
mich aufgebracht worden, und mein Gluͤcke
war, daß ich eben zu der Zeit, da er wider
mich eingenommen, und meine Parthey zu
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/543>, abgerufen am 22.11.2024.
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