eine Kirche vor die Catechumenos, und vor ge- meine Leute begehrten, welchen der Prediger auf das einfältigste GOttes Wort und den Ca- techismum vortragen solte, andere aber Capel- len an die Kirche auf beyden Seiten angebauet wissen wolten, damit auch vornehme Leute sol- ches GOttes-Haus besuchen könten. Mon- tags nach Trinitatis gieng ich mit einigen Stu- diosis in den Schieß-Graben, allwo die Bür- ger zu der Zeit, wie bekannt, einen Vogel ab- zuschießen pflegen, um die Sorgen zu vertrei- ben, und mich ein wenig zu recolligiren, weil ich noch nicht mit mir völlig eins werden konte, ob ich in Leipzig bleiben, oder nach Breßlau ziehen solte. Und siehe, da ich an das Pe- ters-Thor kam, so sahe ich, daß sie den Bau an der Kirchen wieder fortzusetzen anfiengen, und alles in voller Arbeit war. Dadurch wurde ich noch mehr irre und zweiffelhafftig gemacht, indem ich schon mehr geneigt war, Leipzig zu verlaßen, als daselbst zu bleiben. Jch gieng aus Curiosität hinein, den Bau an- zusehen; und, gleichwie ich zu Hause GOTT bisher gebeten, daß er mir doch zu erkennen gebe, was ich thun und erwehlen solte, so ge- schahe hier etwas, so daß es schiene, als ob GOtt mein Gebet erhöret. Jch weiß nicht, wie ich es versahe, daß ich beym Wiederher-
aus-
Da er die Peters-Kirche
eine Kirche vor die Catechumenos, und vor ge- meine Leute begehrten, welchen der Prediger auf das einfaͤltigſte GOttes Wort und den Ca- techiſmum vortragen ſolte, andere aber Capel- len an die Kirche auf beyden Seiten angebauet wiſſen wolten, damit auch vornehme Leute ſol- ches GOttes-Haus beſuchen koͤnten. Mon- tags nach Trinitatis gieng ich mit einigen Stu- dioſis in den Schieß-Graben, allwo die Buͤr- ger zu der Zeit, wie bekannt, einen Vogel ab- zuſchießen pflegen, um die Sorgen zu vertrei- ben, und mich ein wenig zu recolligiren, weil ich noch nicht mit mir voͤllig eins werden konte, ob ich in Leipzig bleiben, oder nach Breßlau ziehen ſolte. Und ſiehe, da ich an das Pe- ters-Thor kam, ſo ſahe ich, daß ſie den Bau an der Kirchen wieder fortzuſetzen anfiengen, und alles in voller Arbeit war. Dadurch wurde ich noch mehr irre und zweiffelhafftig gemacht, indem ich ſchon mehr geneigt war, Leipzig zu verlaßen, als daſelbſt zu bleiben. Jch gieng aus Curioſitaͤt hinein, den Bau an- zuſehen; und, gleichwie ich zu Hauſe GOTT bisher gebeten, daß er mir doch zu erkennen gebe, was ich thun und erwehlen ſolte, ſo ge- ſchahe hier etwas, ſo daß es ſchiene, als ob GOtt mein Gebet erhoͤret. Jch weiß nicht, wie ich es verſahe, daß ich beym Wiederher-
aus-
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Da er die Peters-Kirche
eine Kirche vor die Catechumenos, und vor ge-
meine Leute begehrten, welchen der Prediger
auf das einfaͤltigſte GOttes Wort und den Ca-
techiſmum vortragen ſolte, andere aber Capel-
len an die Kirche auf beyden Seiten angebauet
wiſſen wolten, damit auch vornehme Leute ſol-
ches GOttes-Haus beſuchen koͤnten. Mon-
tags nach Trinitatis gieng ich mit einigen Stu-
dioſis in den Schieß-Graben, allwo die Buͤr-
ger zu der Zeit, wie bekannt, einen Vogel ab-
zuſchießen pflegen, um die Sorgen zu vertrei-
ben, und mich ein wenig zu recolligiren, weil
ich noch nicht mit mir voͤllig eins werden konte,
ob ich in Leipzig bleiben, oder nach Breßlau
ziehen ſolte. Und ſiehe, da ich an das Pe-
ters-Thor kam, ſo ſahe ich, daß ſie den Bau
an der Kirchen wieder fortzuſetzen anfiengen,
und alles in voller Arbeit war. Dadurch
wurde ich noch mehr irre und zweiffelhafftig
gemacht, indem ich ſchon mehr geneigt war,
Leipzig zu verlaßen, als daſelbſt zu bleiben.
Jch gieng aus Curioſitaͤt hinein, den Bau an-
zuſehen; und, gleichwie ich zu Hauſe GOTT
bisher gebeten, daß er mir doch zu erkennen
gebe, was ich thun und erwehlen ſolte, ſo ge-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/538>, abgerufen am 22.11.2024.
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