und das ordentliche Maaß wieder zu trincken; und siehe, da war die folgende Nacht, von Weyh- nachten an, die erste, da ich ohne Schweiß bis an hellen Morgen schlieff, worauf bald viel an- dere gute Nächte folgeten. Völlig gesund wurde ich zwar nicht, doch kunte ich mit mähli- gem wieder anfangen zu studiren, und meinen Verrichtungen obzuliegen. Das Feuer, und den Brand spührte ich noch im Leibe, und in Gliedern, wie auch die Hitze in vola manuum und pedum, welche auch noch viel Jahre hernach gewähret, ja so gar noch ietzt um ein leichtes wie- derum erreget wird, so offt ich zu viel hitzige Dinge, Wein, und Brandtewein, zu mir nehme, welche ich deshalben schier gäntzlich meiden muß, aber doch auch nicht gantz unterlassen. Denn wo ich zu lange dieselben aussetze, und zu viel küh- lende Dinge brauche, so verderbe ich den Ma- gen, bekomme Durchfälle, oder kan mich kaum eines kalten Fiebers erwehren: gantz so, wie die beyden alten Medici Galenus und Hypocra- tes das habituelle Fieber beschrieben, daß es eben deswegen so hartnäckig, und übel zu heilen sey, wenn auch nur der erste, und andere Grad davon vorhanden, daß, wo man hitzige Dinge brauche, man den Brand und das Feuer dadurch ver- mehre, und hingegen, wo man durch zu viel kühlende Dinge das hectische Feuer zu löschen
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nach und nach ein großes Theil
und das ordentliche Maaß wieder zu trincken; und ſiehe, da war die folgende Nacht, von Weyh- nachten an, die erſte, da ich ohne Schweiß bis an hellen Morgen ſchlieff, worauf bald viel an- dere gute Naͤchte folgeten. Voͤllig geſund wurde ich zwar nicht, doch kunte ich mit maͤhli- gem wieder anfangen zu ſtudiren, und meinen Verrichtungen obzuliegen. Das Feuer, und den Brand ſpuͤhrte ich noch im Leibe, und in Gliedern, wie auch die Hitze in vola manuum und pedum, welche auch noch viel Jahre hernach gewaͤhret, ja ſo gar noch ietzt um ein leichtes wie- derum erreget wird, ſo offt ich zu viel hitzige Dinge, Wein, und Brandtewein, zu mir nehme, welche ich deshalben ſchier gaͤntzlich meiden muß, aber doch auch nicht gantz unterlaſſen. Denn wo ich zu lange dieſelben ausſetze, und zu viel kuͤh- lende Dinge brauche, ſo verderbe ich den Ma- gen, bekomme Durchfaͤlle, oder kan mich kaum eines kalten Fiebers erwehren: gantz ſo, wie die beyden alten Medici Galenus und Hypocra- tes das habituelle Fieber beſchrieben, daß es eben deswegen ſo hartnaͤckig, und uͤbel zu heilen ſey, wenn auch nur der erſte, und andere Grad davon vorhanden, daß, wo man hitzige Dinge brauche, man den Brand und das Feuer dadurch ver- mehre, und hingegen, wo man durch zu viel kuͤhlende Dinge das hectiſche Feuer zu loͤſchen
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nach und nach ein großes Theil
und das ordentliche Maaß wieder zu trincken;
und ſiehe, da war die folgende Nacht, von Weyh-
nachten an, die erſte, da ich ohne Schweiß bis
an hellen Morgen ſchlieff, worauf bald viel an-
dere gute Naͤchte folgeten. Voͤllig geſund
wurde ich zwar nicht, doch kunte ich mit maͤhli-
gem wieder anfangen zu ſtudiren, und meinen
Verrichtungen obzuliegen. Das Feuer, und
den Brand ſpuͤhrte ich noch im Leibe, und in
Gliedern, wie auch die Hitze in vola manuum
und pedum, welche auch noch viel Jahre hernach
gewaͤhret, ja ſo gar noch ietzt um ein leichtes wie-
derum erreget wird, ſo offt ich zu viel hitzige
Dinge, Wein, und Brandtewein, zu mir nehme,
welche ich deshalben ſchier gaͤntzlich meiden muß,
aber doch auch nicht gantz unterlaſſen. Denn
wo ich zu lange dieſelben ausſetze, und zu viel kuͤh-
lende Dinge brauche, ſo verderbe ich den Ma-
gen, bekomme Durchfaͤlle, oder kan mich kaum
eines kalten Fiebers erwehren: gantz ſo, wie
die beyden alten Medici Galenus und Hypocra-
tes das habituelle Fieber beſchrieben, daß es eben
deswegen ſo hartnaͤckig, und uͤbel zu heilen ſey,
wenn auch nur der erſte, und andere Grad davon
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mehre, und hingegen, wo man durch zu viel
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/530>, abgerufen am 24.11.2024.
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