diesem Wahn muste seyn eingenommen worden, die es ihm cum sale, und auf eine lächerliche Ma- nier beygebracht: gantz so, wie nach der Zeit ein gewisser Doctor, der mich curiren solte, mich immer gleichfalls bey diesem, und jenem Um- stand, den ich ihm erzehlte, lächlende bereden wolte: es sey wohl nur meine Einbildung, und wäre schon vor vielen Jahren mit dieser Einbil- dung eingenommen gewesen, und daß ihn solches der obgedachte Mensch in einer Compagnie ver- sichert hätte; da ich denn ebenfalls aus seiner Erzehlung, weil er sich dabey eines hönischen und verächtlichen Lachens nicht enthalten kunte, urtheilen muste, daß ihm dieser Wahn gleich- falls etwan in einer Gesellschafft von demselben lächerlich, und cum acumine müsse seyn beyge- bracht worden.
So ein geringer Fehler es zu seyn scheinet, daß einige Menschen sich angewöhnet, niemahls ernsthafftig zu seyn, sondern, gleich dem Comoe- dianten Plauto, im Umgange mit dem Näch- sten alles in Schertz verwandeln, und überall Possen machen wollen: so hat es doch offters übele Würckungen. Denn ich will nicht sagen, daß dergleichen Leute meistentheils in Grund- Puncten der Religion, wie mich die Erfahrung gelehret, höchst zweifelhafft sind; (denn die Glau- bens-Articul sind ernsthaffte Sachen, solten sie
den-
und den Patienten dadurch
dieſem Wahn muſte ſeyn eingenommen worden, die es ihm cum ſale, und auf eine laͤcherliche Ma- nier beygebracht: gantz ſo, wie nach der Zeit ein gewiſſer Doctor, der mich curiren ſolte, mich immer gleichfalls bey dieſem, und jenem Um- ſtand, den ich ihm erzehlte, laͤchlende bereden wolte: es ſey wohl nur meine Einbildung, und waͤre ſchon vor vielen Jahren mit dieſer Einbil- dung eingenommen geweſen, und daß ihn ſolches der obgedachte Menſch in einer Compagnie ver- ſichert haͤtte; da ich denn ebenfalls aus ſeiner Erzehlung, weil er ſich dabey eines hoͤniſchen und veraͤchtlichen Lachens nicht enthalten kunte, urtheilen muſte, daß ihm dieſer Wahn gleich- falls etwan in einer Geſellſchafft von demſelben laͤcherlich, und cum acumine muͤſſe ſeyn beyge- bracht worden.
So ein geringer Fehler es zu ſeyn ſcheinet, daß einige Menſchen ſich angewoͤhnet, niemahls ernſthafftig zu ſeyn, ſondern, gleich dem Comœ- dianten Plauto, im Umgange mit dem Naͤch- ſten alles in Schertz verwandeln, und uͤberall Poſſen machen wollen: ſo hat es doch offters uͤbele Wuͤrckungen. Denn ich will nicht ſagen, daß dergleichen Leute meiſtentheils in Grund- Puncten der Religion, wie mich die Erfahrung gelehret, hoͤchſt zweifelhafft ſind; (denn die Glau- bens-Articul ſind ernſthaffte Sachen, ſolten ſie
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und den Patienten dadurch
dieſem Wahn muſte ſeyn eingenommen worden,
die es ihm cum ſale, und auf eine laͤcherliche Ma-
nier beygebracht: gantz ſo, wie nach der Zeit ein
gewiſſer Doctor, der mich curiren ſolte, mich
immer gleichfalls bey dieſem, und jenem Um-
ſtand, den ich ihm erzehlte, laͤchlende bereden
wolte: es ſey wohl nur meine Einbildung, und
waͤre ſchon vor vielen Jahren mit dieſer Einbil-
dung eingenommen geweſen, und daß ihn ſolches
der obgedachte Menſch in einer Compagnie ver-
ſichert haͤtte; da ich denn ebenfalls aus ſeiner
Erzehlung, weil er ſich dabey eines hoͤniſchen
und veraͤchtlichen Lachens nicht enthalten kunte,
urtheilen muſte, daß ihm dieſer Wahn gleich-
falls etwan in einer Geſellſchafft von demſelben
laͤcherlich, und cum acumine muͤſſe ſeyn beyge-
bracht worden.
So ein geringer Fehler es zu ſeyn ſcheinet,
daß einige Menſchen ſich angewoͤhnet, niemahls
ernſthafftig zu ſeyn, ſondern, gleich dem Comœ-
dianten Plauto, im Umgange mit dem Naͤch-
ſten alles in Schertz verwandeln, und uͤberall
Poſſen machen wollen: ſo hat es doch offters
uͤbele Wuͤrckungen. Denn ich will nicht ſagen,
daß dergleichen Leute meiſtentheils in Grund-
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gelehret, hoͤchſt zweifelhafft ſind; (denn die Glau-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/522>, abgerufen am 25.11.2024.
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