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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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auch zum Theil gar
er sagte, es geschähe nicht selten, daß, wenn die
Leute so viel vor die Lungensucht brauchten, welche
sie doch nicht hätten, sie hernach die Lungensucht
erst bekämen: Recht so, als wie wenn man ei-
nem Stein-treibende Artzeneyen reiche, der doch
am Stein und Calculo nicht laboriret, man
dadurch erst den Grieß zusammen treibe, und in
die Blase bringe.

Am curieusten gieng mir es mit D. Drechs-
lern, dem ältern. Jch schwitzte noch gantze
Nächte, und kunte kaum die Beine mehr auf der
Gassen fortschleppen. Das Hertze klopffte mir
vor Mattigkeit auf eine ungewöhnliche starcke
Weise, dergleichen ich bey 6. Jahren nicht em-
pfunden hatte, und ich hatte so abgenom-
men, daß ich hätte schweren wollen, D. Drechs-
lers Daumen wäre dicker, als die Röhren von
meinen Armen, vor welchen ein ieder erschrack,
der sie sahe: Und doch war der Mann so
dreiste, daß er mich bereden wolte, ich bildete
mir bloß ein, daß ich kranck wäre. Er schwur
einst so gar leichtsinnig darzu: Der T - - hole
mich, sprach er, dem Herrn Magister fehlt nichts,
sondern es ist die pure Einbildung. Er hatte
dazumahl, so offt ich wegen meiner Kranckheit
zu ihm kam, einen Menschen um sich, den er
wegen seines lustigen und aufgereimten Humeurs
überaus wohl leiden kunte, und der auch in mei-

ner

auch zum Theil gar
er ſagte, es geſchaͤhe nicht ſelten, daß, wenn die
Leute ſo viel vor die Lungenſucht brauchten, welche
ſie doch nicht haͤtten, ſie hernach die Lungenſucht
erſt bekaͤmen: Recht ſo, als wie wenn man ei-
nem Stein-treibende Artzeneyen reiche, der doch
am Stein und Calculo nicht laboriret, man
dadurch erſt den Grieß zuſammen treibe, und in
die Blaſe bringe.

Am curieuſten gieng mir es mit D. Drechs-
lern, dem aͤltern. Jch ſchwitzte noch gantze
Naͤchte, und kunte kaum die Beine mehr auf der
Gaſſen fortſchleppen. Das Hertze klopffte mir
vor Mattigkeit auf eine ungewoͤhnliche ſtarcke
Weiſe, dergleichen ich bey 6. Jahren nicht em-
pfunden hatte, und ich hatte ſo abgenom-
men, daß ich haͤtte ſchweren wollen, D. Drechs-
lers Daumen waͤre dicker, als die Roͤhren von
meinen Armen, vor welchen ein ieder erſchrack,
der ſie ſahe: Und doch war der Mann ſo
dreiſte, daß er mich bereden wolte, ich bildete
mir bloß ein, daß ich kranck waͤre. Er ſchwur
einſt ſo gar leichtſinnig darzu: Der T ‒ ‒ hole
mich, ſprach er, dem Herrn Magiſter fehlt nichts,
ſondern es iſt die pure Einbildung. Er hatte
dazumahl, ſo offt ich wegen meiner Kranckheit
zu ihm kam, einen Menſchen um ſich, den er
wegen ſeines luſtigen und aufgereimten Humeurs
uͤberaus wohl leiden kunte, und der auch in mei-

ner
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[474/0520] auch zum Theil gar er ſagte, es geſchaͤhe nicht ſelten, daß, wenn die Leute ſo viel vor die Lungenſucht brauchten, welche ſie doch nicht haͤtten, ſie hernach die Lungenſucht erſt bekaͤmen: Recht ſo, als wie wenn man ei- nem Stein-treibende Artzeneyen reiche, der doch am Stein und Calculo nicht laboriret, man dadurch erſt den Grieß zuſammen treibe, und in die Blaſe bringe. Am curieuſten gieng mir es mit D. Drechs- lern, dem aͤltern. Jch ſchwitzte noch gantze Naͤchte, und kunte kaum die Beine mehr auf der Gaſſen fortſchleppen. Das Hertze klopffte mir vor Mattigkeit auf eine ungewoͤhnliche ſtarcke Weiſe, dergleichen ich bey 6. Jahren nicht em- pfunden hatte, und ich hatte ſo abgenom- men, daß ich haͤtte ſchweren wollen, D. Drechs- lers Daumen waͤre dicker, als die Roͤhren von meinen Armen, vor welchen ein ieder erſchrack, der ſie ſahe: Und doch war der Mann ſo dreiſte, daß er mich bereden wolte, ich bildete mir bloß ein, daß ich kranck waͤre. Er ſchwur einſt ſo gar leichtſinnig darzu: Der T ‒ ‒ hole mich, ſprach er, dem Herrn Magiſter fehlt nichts, ſondern es iſt die pure Einbildung. Er hatte dazumahl, ſo offt ich wegen meiner Kranckheit zu ihm kam, einen Menſchen um ſich, den er wegen ſeines luſtigen und aufgereimten Humeurs uͤberaus wohl leiden kunte, und der auch in mei- ner

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/520>, abgerufen am 25.11.2024.