Rthlr. einzunehmen hatte. Es war eine Stelle im Frauen-Collegio vacant, und ich hatte das nächste Recht dazu, auch alle Requi- sita essentialia, so die Statuta Collegii erforder- ten. Gleichwol, weil ich mich etwas zu späte bey dem Herrn D. Schmidt, dem Praefecto, solte gemeldet haben, so fand ich bey ihm kein Gehör. Er war schon durch vornehme Inter- cession vor einen andern eingenommen, und wer weiß, was sonsten noch vor Ursachen moch- ten dazu gekommen seyn, daß er vor mich nicht disponiret war, so viel Gewogenheit er auch sonst vor mich hatte. D. Günther, der in dem Frauen-Collegio der andere war, und sonst mein großer Patron seyn wolte, war auch nicht zu gewinnen. Er wuste mir vorzusa- gen, wie ietzt in Schlesien durch Vermittelung des Königes von Schweden viel Kirchen wür- den restituiret werden: er stehe in Schlesien in großem Ansehen, er werde nur recommendi- ren dürffen, so würde ich die beste Pfarr er- halten, die ich nur wünschen könte. Mein Mit-Competente zur Collegiatur wäre M. Jacobi, der gerne in eine Schule wolte, und etwan ein Rectorat suchte; es wäre aber be- kannt, wie sehr man bey Vocirung eines Schul-Manns darauf sähe, wenn einer schon auf der Universität Assessor, oder ein Collegiate
wäre.
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haͤlt aber vergebens
Rthlr. einzunehmen hatte. Es war eine Stelle im Frauen-Collegio vacant, und ich hatte das naͤchſte Recht dazu, auch alle Requi- ſita eſſentialia, ſo die Statuta Collegii erforder- ten. Gleichwol, weil ich mich etwas zu ſpaͤte bey dem Herrn D. Schmidt, dem Præfecto, ſolte gemeldet haben, ſo fand ich bey ihm kein Gehoͤr. Er war ſchon durch vornehme Inter- ceſſion vor einen andern eingenommen, und wer weiß, was ſonſten noch vor Urſachen moch- ten dazu gekommen ſeyn, daß er vor mich nicht diſponiret war, ſo viel Gewogenheit er auch ſonſt vor mich hatte. D. Guͤnther, der in dem Frauen-Collegio der andere war, und ſonſt mein großer Patron ſeyn wolte, war auch nicht zu gewinnen. Er wuſte mir vorzuſa- gen, wie ietzt in Schleſien durch Vermittelung des Koͤniges von Schweden viel Kirchen wuͤr- den reſtituiret werden: er ſtehe in Schleſien in großem Anſehen, er werde nur recommendi- ren duͤrffen, ſo wuͤrde ich die beſte Pfarr er- halten, die ich nur wuͤnſchen koͤnte. Mein Mit-Competente zur Collegiatur waͤre M. Jacobi, der gerne in eine Schule wolte, und etwan ein Rectorat ſuchte; es waͤre aber be- kannt, wie ſehr man bey Vocirung eines Schul-Manns darauf ſaͤhe, wenn einer ſchon auf der Univerſitaͤt Aſſeſſor, oder ein Collegiate
waͤre.
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haͤlt aber vergebens
Rthlr. einzunehmen hatte. Es war eine
Stelle im Frauen-Collegio vacant, und ich
hatte das naͤchſte Recht dazu, auch alle Requi-
ſita eſſentialia, ſo die Statuta Collegii erforder-
ten. Gleichwol, weil ich mich etwas zu ſpaͤte
bey dem Herrn D. Schmidt, dem Præfecto,
ſolte gemeldet haben, ſo fand ich bey ihm kein
Gehoͤr. Er war ſchon durch vornehme Inter-
ceſſion vor einen andern eingenommen, und
wer weiß, was ſonſten noch vor Urſachen moch-
ten dazu gekommen ſeyn, daß er vor mich nicht
diſponiret war, ſo viel Gewogenheit er auch
ſonſt vor mich hatte. D. Guͤnther, der in
dem Frauen-Collegio der andere war, und
ſonſt mein großer Patron ſeyn wolte, war auch
nicht zu gewinnen. Er wuſte mir vorzuſa-
gen, wie ietzt in Schleſien durch Vermittelung
des Koͤniges von Schweden viel Kirchen wuͤr-
den reſtituiret werden: er ſtehe in Schleſien
in großem Anſehen, er werde nur recommendi-
ren duͤrffen, ſo wuͤrde ich die beſte Pfarr er-
halten, die ich nur wuͤnſchen koͤnte. Mein
Mit-Competente zur Collegiatur waͤre M.
Jacobi, der gerne in eine Schule wolte, und
etwan ein Rectorat ſuchte; es waͤre aber be-
kannt, wie ſehr man bey Vocirung eines
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/481>, abgerufen am 25.11.2024.
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