aus dieser Haupt-Ursache, weil ihre Kirche in Gefahr wäre, wie er in der Annehmungs-Rede sich verlauten lassen.
Wer war froher als ich, da ich in Breßlau wieder ankam, und vernahm, was nach meiner Abreise vorgegangen wäre? Jch kunte die Kirche nicht ausfüllen; und, so ich sie ja ziemlich mit meiner Stimme ausgefüllet hatte; so hatte ich mich doch auf das höchste angreiffen müssen, so daß ich darüber heischer worden, und von der Cantzel gantz entkräfftet kam. Jch bat GOtt, daß er meiner Feinde und Widersacher Anschläge möchte lassen von statten gehen, und danckte ihm, da ich hörte, daß es geschehen wäre. Nun wartete ich auf nichts weiter, und mit mehrerm Verlangen, als daß der Herr Bürgermeister bald wieder ranzioniret würde, damit er mir die Reise-Unkosten, wie er mir versprochen, resti- tuiren, und ich meiner Wege wieder gehen möchte. So viel Geschencke ich auch in Breßlau bekam, indem meine wenige Thaler, so ich von Leipzig nach Breßlau mit auf den Weg genommen, in kurtzem sich ziemlich vermehret hatten: so sehnte ich mich doch nach Leipzig, mein Geld vor die Collegia, so ich ausstehen hatte, einzucassiren; indem die Studiosi, so bey mir Collegia vor der Schweden Ankunfft gehalten, sich alle wieder eingefunden, und nur auf meine Retour warteten.
Es
und kommt wieder nach Breßlau,
aus dieſer Haupt-Urſache, weil ihre Kirche in Gefahr waͤre, wie er in der Annehmungs-Rede ſich verlauten laſſen.
Wer war froher als ich, da ich in Breßlau wieder ankam, und vernahm, was nach meiner Abreiſe vorgegangen waͤre? Jch kunte die Kirche nicht ausfuͤllen; und, ſo ich ſie ja ziemlich mit meiner Stimme ausgefuͤllet hatte; ſo hatte ich mich doch auf das hoͤchſte angreiffen muͤſſen, ſo daß ich daruͤber heiſcher worden, und von der Cantzel gantz entkraͤfftet kam. Jch bat GOtt, daß er meiner Feinde und Widerſacher Anſchlaͤge moͤchte laſſen von ſtatten gehen, und danckte ihm, da ich hoͤrte, daß es geſchehen waͤre. Nun wartete ich auf nichts weiter, und mit mehrerm Verlangen, als daß der Herr Buͤrgermeiſter bald wieder ranzioniret wuͤrde, damit er mir die Reiſe-Unkoſten, wie er mir verſprochen, reſti- tuiren, und ich meiner Wege wieder gehen moͤchte. So viel Geſchencke ich auch in Breßlau bekam, indem meine wenige Thaler, ſo ich von Leipzig nach Breßlau mit auf den Weg genommen, in kurtzem ſich ziemlich vermehret hatten: ſo ſehnte ich mich doch nach Leipzig, mein Geld vor die Collegia, ſo ich ausſtehen hatte, einzucaſſiren; indem die Studioſi, ſo bey mir Collegia vor der Schweden Ankunfft gehalten, ſich alle wieder eingefunden, und nur auf meine Retour warteten.
Es
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und kommt wieder nach Breßlau,
aus dieſer Haupt-Urſache, weil ihre Kirche in
Gefahr waͤre, wie er in der Annehmungs-Rede
ſich verlauten laſſen.
Wer war froher als ich, da ich in Breßlau
wieder ankam, und vernahm, was nach meiner
Abreiſe vorgegangen waͤre? Jch kunte die Kirche
nicht ausfuͤllen; und, ſo ich ſie ja ziemlich mit
meiner Stimme ausgefuͤllet hatte; ſo hatte ich
mich doch auf das hoͤchſte angreiffen muͤſſen, ſo
daß ich daruͤber heiſcher worden, und von der
Cantzel gantz entkraͤfftet kam. Jch bat GOtt,
daß er meiner Feinde und Widerſacher Anſchlaͤge
moͤchte laſſen von ſtatten gehen, und danckte ihm,
da ich hoͤrte, daß es geſchehen waͤre. Nun
wartete ich auf nichts weiter, und mit mehrerm
Verlangen, als daß der Herr Buͤrgermeiſter
bald wieder ranzioniret wuͤrde, damit er mir die
Reiſe-Unkoſten, wie er mir verſprochen, reſti-
tuiren, und ich meiner Wege wieder gehen moͤchte.
So viel Geſchencke ich auch in Breßlau bekam,
indem meine wenige Thaler, ſo ich von Leipzig
nach Breßlau mit auf den Weg genommen, in
kurtzem ſich ziemlich vermehret hatten: ſo ſehnte
ich mich doch nach Leipzig, mein Geld vor die
Collegia, ſo ich ausſtehen hatte, einzucaſſiren;
indem die Studioſi, ſo bey mir Collegia vor der
Schweden Ankunfft gehalten, ſich alle wieder
eingefunden, und nur auf meine Retour warteten.
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/468>, abgerufen am 22.11.2024.
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