gessen laßen alle ihr Unglück, und Gefahr, in welcher sie geschwebet, und waren nie ärger ge- wesen, als nun, da sie aus der Falle, und aus dem Käficht entwischt waren. Die Prediger in Halle gaben von den Cantzeln auf die leicht- sinnigen Sächsischen Weibes-Bilder horribel Feuer, ärger als die Schweden bey Fraustadt auf die Sachsen; insonderheit der Herr M. Schumann, ietziger Hof-Prediger in Weisen- fels. Sie hätten aus Leipzig ein Sodom ge- macht, sagte einst ein Prediger, den ich hörte, und nun wolten sie Halle in ein Gomorra ver- wandeln, und mit ihren Sünden, mit ihrer Hoffarth, und Unzucht auch Halle anstecken.
Anno 1706. §. 86.
Kurtz vor Michael lieffen Briefe von Hause ein, ich solte kommen, so bald, als mög- lich. Jch that es ohne Verzug, nahm die Post über Berlin, und Franckfurth, und kam glücklich wieder in meiner Vater-Stadt an. Ehe ich in die Stadt hinein fuhr, besuchte ich meine Schwester im Vorbeygehen, so in der Vorstadt wohnte. Sie war höchst erfreuet, daß sie mich, wie sie sagte, vor ihrem Ende noch einmahl sehen solte, welches nicht ferne seyn würde. Jch suchte ihr solche Gedancken
zu
in Pohlen zu thun:
geſſen laßen alle ihr Ungluͤck, und Gefahr, in welcher ſie geſchwebet, und waren nie aͤrger ge- weſen, als nun, da ſie aus der Falle, und aus dem Kaͤficht entwiſcht waren. Die Prediger in Halle gaben von den Cantzeln auf die leicht- ſinnigen Saͤchſiſchen Weibes-Bilder horribel Feuer, aͤrger als die Schweden bey Frauſtadt auf die Sachſen; inſonderheit der Herr M. Schumann, ietziger Hof-Prediger in Weiſen- fels. Sie haͤtten aus Leipzig ein Sodom ge- macht, ſagte einſt ein Prediger, den ich hoͤrte, und nun wolten ſie Halle in ein Gomorra ver- wandeln, und mit ihren Suͤnden, mit ihrer Hoffarth, und Unzucht auch Halle anſtecken.
Anno 1706. §. 86.
Kurtz vor Michael lieffen Briefe von Hauſe ein, ich ſolte kommen, ſo bald, als moͤg- lich. Jch that es ohne Verzug, nahm die Poſt uͤber Berlin, und Franckfurth, und kam gluͤcklich wieder in meiner Vater-Stadt an. Ehe ich in die Stadt hinein fuhr, beſuchte ich meine Schweſter im Vorbeygehen, ſo in der Vorſtadt wohnte. Sie war hoͤchſt erfreuet, daß ſie mich, wie ſie ſagte, vor ihrem Ende noch einmahl ſehen ſolte, welches nicht ferne ſeyn wuͤrde. Jch ſuchte ihr ſolche Gedancken
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[406/0452]
in Pohlen zu thun:
geſſen laßen alle ihr Ungluͤck, und Gefahr, in
welcher ſie geſchwebet, und waren nie aͤrger ge-
weſen, als nun, da ſie aus der Falle, und aus
dem Kaͤficht entwiſcht waren. Die Prediger
in Halle gaben von den Cantzeln auf die leicht-
ſinnigen Saͤchſiſchen Weibes-Bilder horribel
Feuer, aͤrger als die Schweden bey Frauſtadt
auf die Sachſen; inſonderheit der Herr M.
Schumann, ietziger Hof-Prediger in Weiſen-
fels. Sie haͤtten aus Leipzig ein Sodom ge-
macht, ſagte einſt ein Prediger, den ich hoͤrte,
und nun wolten ſie Halle in ein Gomorra ver-
wandeln, und mit ihren Suͤnden, mit ihrer
Hoffarth, und Unzucht auch Halle anſtecken.
Anno 1706.
§. 86.
Kurtz vor Michael lieffen Briefe von
Hauſe ein, ich ſolte kommen, ſo bald, als moͤg-
lich. Jch that es ohne Verzug, nahm die
Poſt uͤber Berlin, und Franckfurth, und kam
gluͤcklich wieder in meiner Vater-Stadt an.
Ehe ich in die Stadt hinein fuhr, beſuchte ich
meine Schweſter im Vorbeygehen, ſo in der
Vorſtadt wohnte. Sie war hoͤchſt erfreuet,
daß ſie mich, wie ſie ſagte, vor ihrem Ende
noch einmahl ſehen ſolte, welches nicht ferne
ſeyn wuͤrde. Jch ſuchte ihr ſolche Gedancken
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/452>, abgerufen am 22.11.2024.
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