Halle gekommen, ist er in Grund ver- derbet worden, so daß er ietzt in Jena nichts, als pures Gifft lehret; und ich sorge, Jena wird noch einmahl so ein ver- fänglicher Ort werden, als ietzt Halle ist. Dieser Studiosus Koch hatte einen alten Schul- Freund in Leipzig, Cretius genannt: diesem Cretio erzehlet er in einem Briefe diese Avan- turen, und was ihm bey der ersten Visite mit D. Neumann von wegen des Grußes vom Herr Inspector Neumann begegnet wäre. Cretius war auch mein guter Freund und Auditor; und weil er wohl wuste, daß ich ein Liebhaben von solchen Zeitungen wäre, so giebt er mir die- sen Brief zu lesen, und lehnet mir solchen auch auf Bitte auf etliche Tage mit nach Hause, vergisset aber solchen wieder von mir abzufor- dern. Jch correspondirte noch mit Herr D. Kaltschmidten, meinem ehemahligen Hospite in Breßlau; und weil dieser es gerne sahe, wenn ich ihm einige Novitäten communicirte, so schrieb und berichtete ich ihm alles, was ich in dieses Kochs Briefe gelesen, und was D. Neu- mann in Wittenberg von Buddeo, und von des Herrn Inspectors Unvorsichtigkeit geurtheilet hätte, daß er seinen Sohn auf eine so gefähr- liche Universität, und zu so einem verdächtigen und verfänglichen Manne geschicket hätte.
Jch
beklaget wird, daß er ſeinen
Halle gekommen, iſt er in Grund ver- derbet worden, ſo daß er ietzt in Jena nichts, als pures Gifft lehret; und ich ſorge, Jena wird noch einmahl ſo ein ver- faͤnglicher Ort werden, als ietzt Halle iſt. Dieſer Studioſus Koch hatte einen alten Schul- Freund in Leipzig, Cretius genannt: dieſem Cretio erzehlet er in einem Briefe dieſe Avan- turen, und was ihm bey der erſten Viſite mit D. Neumann von wegen des Grußes vom Herr Inſpector Neumann begegnet waͤre. Cretius war auch mein guter Freund und Auditor; und weil er wohl wuſte, daß ich ein Liebhaben von ſolchen Zeitungen waͤre, ſo giebt er mir die- ſen Brief zu leſen, und lehnet mir ſolchen auch auf Bitte auf etliche Tage mit nach Hauſe, vergiſſet aber ſolchen wieder von mir abzufor- dern. Jch correſpondirte noch mit Herr D. Kaltſchmidten, meinem ehemahligen Hoſpite in Breßlau; und weil dieſer es gerne ſahe, wenn ich ihm einige Novitaͤten communicirte, ſo ſchrieb und berichtete ich ihm alles, was ich in dieſes Kochs Briefe geleſen, und was D. Neu- mann in Wittenberg von Buddeo, und von des Herrn Inſpectors Unvorſichtigkeit geurtheilet haͤtte, daß er ſeinen Sohn auf eine ſo gefaͤhr- liche Univerſitaͤt, und zu ſo einem verdaͤchtigen und verfaͤnglichen Manne geſchicket haͤtte.
Jch
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beklaget wird, daß er ſeinen
Halle gekommen, iſt er in Grund ver-
derbet worden, ſo daß er ietzt in Jena
nichts, als pures Gifft lehret; und ich
ſorge, Jena wird noch einmahl ſo ein ver-
faͤnglicher Ort werden, als ietzt Halle iſt.
Dieſer Studioſus Koch hatte einen alten Schul-
Freund in Leipzig, Cretius genannt: dieſem
Cretio erzehlet er in einem Briefe dieſe Avan-
turen, und was ihm bey der erſten Viſite mit
D. Neumann von wegen des Grußes vom Herr
Inſpector Neumann begegnet waͤre. Cretius
war auch mein guter Freund und Auditor;
und weil er wohl wuſte, daß ich ein Liebhaben
von ſolchen Zeitungen waͤre, ſo giebt er mir die-
ſen Brief zu leſen, und lehnet mir ſolchen auch
auf Bitte auf etliche Tage mit nach Hauſe,
vergiſſet aber ſolchen wieder von mir abzufor-
dern. Jch correſpondirte noch mit Herr D.
Kaltſchmidten, meinem ehemahligen Hoſpite in
Breßlau; und weil dieſer es gerne ſahe, wenn
ich ihm einige Novitaͤten communicirte, ſo
ſchrieb und berichtete ich ihm alles, was ich in
dieſes Kochs Briefe geleſen, und was D. Neu-
mann in Wittenberg von Buddeo, und von des
Herrn Inſpectors Unvorſichtigkeit geurtheilet
haͤtte, daß er ſeinen Sohn auf eine ſo gefaͤhr-
liche Univerſitaͤt, und zu ſo einem verdaͤchtigen
und verfaͤnglichen Manne geſchicket haͤtte.
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/443>, abgerufen am 25.11.2024.
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