ich mich damahls, wie ich dir geschrieben, be- fand; welches ich mit andern Studiosis, und insonderheit mit einem von meinen Auditoribus, Samuel Hartmann, der ietzt ein Prediger nicht weit von Breßlau ist, besuchet hatte. Das ist eben der Hartmann, der unter mir noch diesen Herbst Anno 1704. disputirte. Acht Tage zuvor disputirte ich pro loco, und dedicirte die Disputation dem Herrn von Flet- scher, bey dem ich die obgedachte Gast-Pre- digt gehalten, welches ihm eine solche Freude war, daß er auch an mich schrieb, oder, wo mir recht ist, durch die Frau Cammer-Räthin an mich schreiben ließ; Er hätte acht Pastorate zu vergeben, und wenn morgen eines offen würde, und ich wolte solches haben, so solte ich es vor allen andern bekommen; würde mich auch zu dem Pastorate nach Crossen vociret ha- ben, wenn ich ihn nur in der Michaelis-Messe einer Visite gewürdiget hätte; weil aber dieses nicht geschehen, so hätte er nicht anders dencken können, als daß ich keine rechte Lust dazu müsse gehabt haben. Und es war auch wol nicht anders. Der Eckel vor dem Dorff-Leben, und der Bauer-Nahrung hatte mich ehemahls von meinen Eltern weg, und in die Stadt, und zum Studiren gebracht; und nun hätte ich wieder solche Arbeit müssen über mich nehmen,
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Kombt von Halle zuruͤcke,
ich mich damahls, wie ich dir geſchrieben, be- fand; welches ich mit andern Studioſis, und inſonderheit mit einem von meinen Auditoribus, Samuel Hartmann, der ietzt ein Prediger nicht weit von Breßlau iſt, beſuchet hatte. Das iſt eben der Hartmann, der unter mir noch dieſen Herbſt Anno 1704. diſputirte. Acht Tage zuvor diſputirte ich pro loco, und dedicirte die Diſputation dem Herrn von Flet- ſcher, bey dem ich die obgedachte Gaſt-Pre- digt gehalten, welches ihm eine ſolche Freude war, daß er auch an mich ſchrieb, oder, wo mir recht iſt, durch die Frau Cammer-Raͤthin an mich ſchreiben ließ; Er haͤtte acht Paſtorate zu vergeben, und wenn morgen eines offen wuͤrde, und ich wolte ſolches haben, ſo ſolte ich es vor allen andern bekommen; wuͤrde mich auch zu dem Paſtorate nach Croſſen vociret ha- ben, wenn ich ihn nur in der Michaelis-Meſſe einer Viſite gewuͤrdiget haͤtte; weil aber dieſes nicht geſchehen, ſo haͤtte er nicht anders dencken koͤnnen, als daß ich keine rechte Luſt dazu muͤſſe gehabt haben. Und es war auch wol nicht anders. Der Eckel vor dem Dorff-Leben, und der Bauer-Nahrung hatte mich ehemahls von meinen Eltern weg, und in die Stadt, und zum Studiren gebracht; und nun haͤtte ich wieder ſolche Arbeit muͤſſen uͤber mich nehmen,
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Kombt von Halle zuruͤcke,
ich mich damahls, wie ich dir geſchrieben, be-
fand; welches ich mit andern Studioſis, und
inſonderheit mit einem von meinen Auditoribus,
Samuel Hartmann, der ietzt ein Prediger
nicht weit von Breßlau iſt, beſuchet hatte.
Das iſt eben der Hartmann, der unter mir
noch dieſen Herbſt Anno 1704. diſputirte.
Acht Tage zuvor diſputirte ich pro loco, und
dedicirte die Diſputation dem Herrn von Flet-
ſcher, bey dem ich die obgedachte Gaſt-Pre-
digt gehalten, welches ihm eine ſolche Freude
war, daß er auch an mich ſchrieb, oder, wo
mir recht iſt, durch die Frau Cammer-Raͤthin
an mich ſchreiben ließ; Er haͤtte acht Paſtorate
zu vergeben, und wenn morgen eines offen
wuͤrde, und ich wolte ſolches haben, ſo ſolte ich
es vor allen andern bekommen; wuͤrde mich
auch zu dem Paſtorate nach Croſſen vociret ha-
ben, wenn ich ihn nur in der Michaelis-Meſſe
einer Viſite gewuͤrdiget haͤtte; weil aber dieſes
nicht geſchehen, ſo haͤtte er nicht anders dencken
koͤnnen, als daß ich keine rechte Luſt dazu muͤſſe
gehabt haben. Und es war auch wol nicht
anders. Der Eckel vor dem Dorff-Leben,
und der Bauer-Nahrung hatte mich ehemahls
von meinen Eltern weg, und in die Stadt, und
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/421>, abgerufen am 22.11.2024.
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