deßhalben noch gnädig seyn, und mich nicht von seinem Angesichte verwerffen. Predigern kan man es also nicht verargen, wenn sie zuweilen vor einer solchen schrecklichen Sünde warnen, und dieselbe hart bestrafen; dafern sie nur nicht der armen Melancholicorum, die mit Furcht, daß sie es thun werden, gequählet werden, und die solche Predigten mit Zittern und Beben, und mit Vermehrung ihrer Kranckheit anhören, nicht vergessen, sondern ihnen, als die wahrhafftig in usum consolato- rium gehören, einen Muth und Trost zure- den, und sie der Hülffe, und Erlösung GOt- tes versichern.
§. 76.
Nun die Ausschweiffung, die ich bisher ge- macht, ist ziemlich weitläufftig gewesen; ich habe aber wichtige Ursachen gehabt, diesen Di- scours von der Autochirie hier einfließen zu laßen, den ich sonst zu Ende des gantzen Bu- ches anzuhengen beschlossen hatte. Wenn du etwan in andern Stücken der Gelehrsamkeit geübter bist, als in dieser Materie, so in die Pnevmatic und andere Scientien einschlägt, so meyne nicht, als ob es mich viel Kopffbrechens gekostet hätte, von diesen Dingen zu schreiben, oder als ob ich gar durch dergleichen speculativi-
sche
zur Genuͤge beſtaͤtiget,
deßhalben noch gnaͤdig ſeyn, und mich nicht von ſeinem Angeſichte verwerffen. Predigern kan man es alſo nicht verargen, wenn ſie zuweilen vor einer ſolchen ſchrecklichen Suͤnde warnen, und dieſelbe hart beſtrafen; dafern ſie nur nicht der armen Melancholicorum, die mit Furcht, daß ſie es thun werden, gequaͤhlet werden, und die ſolche Predigten mit Zittern und Beben, und mit Vermehrung ihrer Kranckheit anhoͤren, nicht vergeſſen, ſondern ihnen, als die wahrhafftig in uſum conſolato- rium gehoͤren, einen Muth und Troſt zure- den, und ſie der Huͤlffe, und Erloͤſung GOt- tes verſichern.
§. 76.
Nun die Ausſchweiffung, die ich bisher ge- macht, iſt ziemlich weitlaͤufftig geweſen; ich habe aber wichtige Urſachen gehabt, dieſen Di- ſcours von der Autochirie hier einfließen zu laßen, den ich ſonſt zu Ende des gantzen Bu- ches anzuhengen beſchloſſen hatte. Wenn du etwan in andern Stuͤcken der Gelehrſamkeit geuͤbter biſt, als in dieſer Materie, ſo in die Pnevmatic und andere Scientien einſchlaͤgt, ſo meyne nicht, als ob es mich viel Kopffbrechens gekoſtet haͤtte, von dieſen Dingen zu ſchreiben, oder als ob ich gar durch dergleichen ſpeculativi-
ſche
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0418"n="372"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">zur Genuͤge beſtaͤtiget,</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">deßhalben noch gnaͤdig ſeyn, und mich<lb/>
nicht von ſeinem Angeſichte verwerffen.</hi><lb/>
Predigern kan man es alſo nicht verargen, wenn<lb/>ſie zuweilen vor einer ſolchen ſchrecklichen Suͤnde<lb/>
warnen, und dieſelbe hart beſtrafen; dafern<lb/>ſie nur nicht der armen <hirendition="#aq">Melancholicorum,</hi> die<lb/>
mit Furcht, daß ſie es thun werden, gequaͤhlet<lb/>
werden, und die ſolche Predigten mit Zittern<lb/>
und Beben, und mit Vermehrung ihrer<lb/>
Kranckheit anhoͤren, nicht vergeſſen, ſondern<lb/>
ihnen, als die wahrhafftig <hirendition="#aq">in uſum conſolato-<lb/>
rium</hi> gehoͤren, einen Muth und Troſt zure-<lb/>
den, und ſie der Huͤlffe, und Erloͤſung GOt-<lb/>
tes verſichern.</p></div><lb/><divn="1"><head>§. 76.</head><lb/><p>Nun die Ausſchweiffung, die ich bisher ge-<lb/>
macht, iſt ziemlich weitlaͤufftig geweſen; ich<lb/>
habe aber wichtige Urſachen gehabt, dieſen <hirendition="#aq">Di-<lb/>ſcours</hi> von der <hirendition="#aq">Autochirie</hi> hier einfließen zu<lb/>
laßen, den ich ſonſt zu Ende des gantzen Bu-<lb/>
ches anzuhengen beſchloſſen hatte. Wenn du<lb/>
etwan in andern Stuͤcken der Gelehrſamkeit<lb/>
geuͤbter biſt, als in dieſer Materie, ſo in die<lb/><hirendition="#aq">Pnevmatic</hi> und andere <hirendition="#aq">Scienti</hi>en einſchlaͤgt, ſo<lb/>
meyne nicht, als ob es mich viel Kopffbrechens<lb/>
gekoſtet haͤtte, von dieſen Dingen zu ſchreiben,<lb/>
oder als ob ich gar durch dergleichen <hirendition="#aq">ſpeculativi-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſche</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[372/0418]
zur Genuͤge beſtaͤtiget,
deßhalben noch gnaͤdig ſeyn, und mich
nicht von ſeinem Angeſichte verwerffen.
Predigern kan man es alſo nicht verargen, wenn
ſie zuweilen vor einer ſolchen ſchrecklichen Suͤnde
warnen, und dieſelbe hart beſtrafen; dafern
ſie nur nicht der armen Melancholicorum, die
mit Furcht, daß ſie es thun werden, gequaͤhlet
werden, und die ſolche Predigten mit Zittern
und Beben, und mit Vermehrung ihrer
Kranckheit anhoͤren, nicht vergeſſen, ſondern
ihnen, als die wahrhafftig in uſum conſolato-
rium gehoͤren, einen Muth und Troſt zure-
den, und ſie der Huͤlffe, und Erloͤſung GOt-
tes verſichern.
§. 76.
Nun die Ausſchweiffung, die ich bisher ge-
macht, iſt ziemlich weitlaͤufftig geweſen; ich
habe aber wichtige Urſachen gehabt, dieſen Di-
ſcours von der Autochirie hier einfließen zu
laßen, den ich ſonſt zu Ende des gantzen Bu-
ches anzuhengen beſchloſſen hatte. Wenn du
etwan in andern Stuͤcken der Gelehrſamkeit
geuͤbter biſt, als in dieſer Materie, ſo in die
Pnevmatic und andere Scientien einſchlaͤgt, ſo
meyne nicht, als ob es mich viel Kopffbrechens
gekoſtet haͤtte, von dieſen Dingen zu ſchreiben,
oder als ob ich gar durch dergleichen ſpeculativi-
ſche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/418>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.