rem Leben begangen, und fürchten sich nun- mehr mehr vor der Höllen, als vor dem Unter- gang ihres Leibes. Möchte doch endlich ihr Tod geschehen, wie er wolte, wenn sie nur wü- sten, daß sie nicht durch diesen Tod in den ewi- gen Tod verfielen. Es ist nicht zu sagen, was vor schreckliche Gedancken ihnen einfallen, insonderheit wenn der Tag kömmt, vor welchem sie sich so sehr gefürchtet, und von welchem sie gemeynet, daß es der letzte seyn werde. Der Teufel muß unfehlbar da seine Hand im Wer- cke haben. Deine Zeit ist aus, heist es, nur fort, nur fort, kein Glaube ist in dir, dein Vertrauen ist zu lauter Verzweiffe- lung ausgeschlagen; du bist mein, schieb es nur nicht auf; und was der schrecklichen Einfälle mehr seyn, die in Menschen alsdenn hinein stürmen. Jch geschweige, daß die große Furcht zu solcher Zeit macht, daß sie manchmahl schreckliche Gestalten sehen, wie der obangeführten Mäurerin auf der Sand-Gasse begegnet; die allem Ansehen nach kein schwa- cher Mensch vertragen kan, sondern eher in Feuer und Wasser springet; wie das Exempel derer, so am hitzigen Fieber liegen, ausweiset. GOtt behüte alle Menschen vor diesem höch- sten Grade der Anfechtung. Jch werde un- ten einen Ort aus Lutheri Schrifften anführen,
dem
zuweilen auf die
rem Leben begangen, und fuͤrchten ſich nun- mehr mehr vor der Hoͤllen, als vor dem Unter- gang ihres Leibes. Moͤchte doch endlich ihr Tod geſchehen, wie er wolte, wenn ſie nur wuͤ- ſten, daß ſie nicht durch dieſen Tod in den ewi- gen Tod verfielen. Es iſt nicht zu ſagen, was vor ſchreckliche Gedancken ihnen einfallen, inſonderheit wenn der Tag koͤmmt, vor welchem ſie ſich ſo ſehr gefuͤrchtet, und von welchem ſie gemeynet, daß es der letzte ſeyn werde. Der Teufel muß unfehlbar da ſeine Hand im Wer- cke haben. Deine Zeit iſt aus, heiſt es, nur fort, nur fort, kein Glaube iſt in dir, dein Vertrauen iſt zu lauter Verzweiffe- lung ausgeſchlagen; du biſt mein, ſchieb es nur nicht auf; und was der ſchrecklichen Einfaͤlle mehr ſeyn, die in Menſchen alsdenn hinein ſtuͤrmen. Jch geſchweige, daß die große Furcht zu ſolcher Zeit macht, daß ſie manchmahl ſchreckliche Geſtalten ſehen, wie der obangefuͤhrten Maͤurerin auf der Sand-Gaſſe begegnet; die allem Anſehen nach kein ſchwa- cher Menſch vertragen kan, ſondern eher in Feuer und Waſſer ſpringet; wie das Exempel derer, ſo am hitzigen Fieber liegen, ausweiſet. GOtt behuͤte alle Menſchen vor dieſem hoͤch- ſten Grade der Anfechtung. Jch werde un- ten einen Ort aus Lutheri Schrifften anfuͤhren,
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zuweilen auf die
rem Leben begangen, und fuͤrchten ſich nun-
mehr mehr vor der Hoͤllen, als vor dem Unter-
gang ihres Leibes. Moͤchte doch endlich ihr
Tod geſchehen, wie er wolte, wenn ſie nur wuͤ-
ſten, daß ſie nicht durch dieſen Tod in den ewi-
gen Tod verfielen. Es iſt nicht zu ſagen,
was vor ſchreckliche Gedancken ihnen einfallen,
inſonderheit wenn der Tag koͤmmt, vor welchem
ſie ſich ſo ſehr gefuͤrchtet, und von welchem ſie
gemeynet, daß es der letzte ſeyn werde. Der
Teufel muß unfehlbar da ſeine Hand im Wer-
cke haben. Deine Zeit iſt aus, heiſt es,
nur fort, nur fort, kein Glaube iſt in dir,
dein Vertrauen iſt zu lauter Verzweiffe-
lung ausgeſchlagen; du biſt mein, ſchieb
es nur nicht auf; und was der ſchrecklichen
Einfaͤlle mehr ſeyn, die in Menſchen alsdenn
hinein ſtuͤrmen. Jch geſchweige, daß die
große Furcht zu ſolcher Zeit macht, daß ſie
manchmahl ſchreckliche Geſtalten ſehen, wie der
obangefuͤhrten Maͤurerin auf der Sand-Gaſſe
begegnet; die allem Anſehen nach kein ſchwa-
cher Menſch vertragen kan, ſondern eher in
Feuer und Waſſer ſpringet; wie das Exempel
derer, ſo am hitzigen Fieber liegen, ausweiſet.
GOtt behuͤte alle Menſchen vor dieſem hoͤch-
ſten Grade der Anfechtung. Jch werde un-
ten einen Ort aus Lutheri Schrifften anfuͤhren,
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/386>, abgerufen am 22.11.2024.
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