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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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etliche aber doch
müssen, und wissen doch nicht warum; welches
man nicht selten bey denen anmercket, welche
Dispositionem epilepticam haben. Man ur-
theilet gemeiniglich bey solchen Fällen, daß zu
viel gallichter Schleim in dem Magen, oder
daß die Galle in den Magen getreten sey, und
daß eine Purganz vonnöthen sey. Es ist mir
mehr als einmal im Leben begegnet, daß ich we-
gen solches verschleimten Magens, und ver-
schleimten Geäders nicht viel in Büchern lesen
können; indem ich alle Augenblicke beym lesen
aufgefahren, gezittert, gebebet, und mir im
Haupte gewesen, als ob mir die Gedancken ver-
gehen, oder, als ob ich ohnmächtig werden wolte.
Es ist leicht zu erachten, woher es gekommen.
Wenn man lieset, so brauchet man die Lebens-
Geister im Gehirne, und folgentlich schwächet
man diejenigen, welche im Magen und Unter-
Leibe die Säffte herum treiben sollen, als die
alsdenn in Kopff hinauf gezogen werden. Sind
im Unter-Leibe und im kleinen Geäder der Lebens-
Geister zu wenig, so entstehen wegen vorhande-
nen Schleimes, weil die Säffte nicht können
recht circuliren, Spasmuli und kleine Convulsio-
nes,
welche Furcht, Zittern, und dieses Auffah-
ren verursachen. Jch erzehlte dieses einstens
dem Herrn Hof-Rath Steger; und, siehe,
dieser, weil er, gleich wie in andern, also auch in

solchen

etliche aber doch
muͤſſen, und wiſſen doch nicht warum; welches
man nicht ſelten bey denen anmercket, welche
Diſpoſitionem epilepticam haben. Man ur-
theilet gemeiniglich bey ſolchen Faͤllen, daß zu
viel gallichter Schleim in dem Magen, oder
daß die Galle in den Magen getreten ſey, und
daß eine Purganz vonnoͤthen ſey. Es iſt mir
mehr als einmal im Leben begegnet, daß ich we-
gen ſolches verſchleimten Magens, und ver-
ſchleimten Geaͤders nicht viel in Buͤchern leſen
koͤnnen; indem ich alle Augenblicke beym leſen
aufgefahren, gezittert, gebebet, und mir im
Haupte geweſen, als ob mir die Gedancken ver-
gehen, oder, als ob ich ohnmaͤchtig werden wolte.
Es iſt leicht zu erachten, woher es gekommen.
Wenn man lieſet, ſo brauchet man die Lebens-
Geiſter im Gehirne, und folgentlich ſchwaͤchet
man diejenigen, welche im Magen und Unter-
Leibe die Saͤffte herum treiben ſollen, als die
alsdenn in Kopff hinauf gezogen werden. Sind
im Unter-Leibe und im kleinen Geaͤder der Lebens-
Geiſter zu wenig, ſo entſtehen wegen vorhande-
nen Schleimes, weil die Saͤffte nicht koͤnnen
recht circuliren, Spaſmuli und kleine Convulſio-
nes,
welche Furcht, Zittern, und dieſes Auffah-
ren verurſachen. Jch erzehlte dieſes einſtens
dem Herrn Hof-Rath Steger; und, ſiehe,
dieſer, weil er, gleich wie in andern, alſo auch in

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[292/0338] etliche aber doch muͤſſen, und wiſſen doch nicht warum; welches man nicht ſelten bey denen anmercket, welche Diſpoſitionem epilepticam haben. Man ur- theilet gemeiniglich bey ſolchen Faͤllen, daß zu viel gallichter Schleim in dem Magen, oder daß die Galle in den Magen getreten ſey, und daß eine Purganz vonnoͤthen ſey. Es iſt mir mehr als einmal im Leben begegnet, daß ich we- gen ſolches verſchleimten Magens, und ver- ſchleimten Geaͤders nicht viel in Buͤchern leſen koͤnnen; indem ich alle Augenblicke beym leſen aufgefahren, gezittert, gebebet, und mir im Haupte geweſen, als ob mir die Gedancken ver- gehen, oder, als ob ich ohnmaͤchtig werden wolte. Es iſt leicht zu erachten, woher es gekommen. Wenn man lieſet, ſo brauchet man die Lebens- Geiſter im Gehirne, und folgentlich ſchwaͤchet man diejenigen, welche im Magen und Unter- Leibe die Saͤffte herum treiben ſollen, als die alsdenn in Kopff hinauf gezogen werden. Sind im Unter-Leibe und im kleinen Geaͤder der Lebens- Geiſter zu wenig, ſo entſtehen wegen vorhande- nen Schleimes, weil die Saͤffte nicht koͤnnen recht circuliren, Spaſmuli und kleine Convulſio- nes, welche Furcht, Zittern, und dieſes Auffah- ren verurſachen. Jch erzehlte dieſes einſtens dem Herrn Hof-Rath Steger; und, ſiehe, dieſer, weil er, gleich wie in andern, alſo auch in ſolchen

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/338>, abgerufen am 25.11.2024.