macht. Daferne uns sehr viel dran gelegen, daß wir uns wieder auf eine Sache besinnen, und uns derselben erinnern, oder auch gerne etwas er- finden möchten, so werden durch unsern Willen die Lebens-Geister im Gehirne dermaßen von einem Orte und Merckmahle in das andere ge- jaget, daß sie auch auf die letzte gantz matt und müde werden; dergleichen zu geschehen pfle- get, wenn der Mensch etwas hefftiges, und nö- thiges zu besorgen, oder ein groß Ubel zu be- fürchten hat, und gern an das gedencken möchte, was ihn von seiner Sorge und Furcht befreyen könte.
Derjenige, dem diese Dinge, die ich ie- tzund angeführet, deßhalben nicht wahr, noch wahrscheinlich zu seyn deuchten, weil wir so viel tausend, tausend Dinge in der Welt kön- nen fassen, und so vieler tausend Dinge uns können erinnern, die wir vor 40. und 50. Jah- ren gehöret, gesehen, geurtheilet, geschlossen, gewolt und gethan haben, so daß es unmöglich scheinet, daß so eine kleine Massa, als das Ge- hirne ist, so viel tausend Merckmahle und Ein- drücke in sich fassen und haben könne; der muß noch nicht viel Meditation und Reflexion über die Atomos, und minima naturalia gemacht, noch an diejenigen starck riechenden, oder auch stinckenden Dinge, wovon die Naturkündiger
zu
daß einige von ſolcher
macht. Daferne uns ſehr viel dran gelegen, daß wir uns wieder auf eine Sache beſinnen, und uns derſelben erinnern, oder auch gerne etwas er- finden moͤchten, ſo werden durch unſern Willen die Lebens-Geiſter im Gehirne dermaßen von einem Orte und Merckmahle in das andere ge- jaget, daß ſie auch auf die letzte gantz matt und muͤde werden; dergleichen zu geſchehen pfle- get, wenn der Menſch etwas hefftiges, und noͤ- thiges zu beſorgen, oder ein groß Ubel zu be- fuͤrchten hat, und gern an das gedencken moͤchte, was ihn von ſeiner Sorge und Furcht befreyen koͤnte.
Derjenige, dem dieſe Dinge, die ich ie- tzund angefuͤhret, deßhalben nicht wahr, noch wahrſcheinlich zu ſeyn deuchten, weil wir ſo viel tauſend, tauſend Dinge in der Welt koͤn- nen faſſen, und ſo vieler tauſend Dinge uns koͤnnen erinnern, die wir vor 40. und 50. Jah- ren gehoͤret, geſehen, geurtheilet, geſchloſſen, gewolt und gethan haben, ſo daß es unmoͤglich ſcheinet, daß ſo eine kleine Maſſa, als das Ge- hirne iſt, ſo viel tauſend Merckmahle und Ein- druͤcke in ſich faſſen und haben koͤnne; der muß noch nicht viel Meditation und Reflexion uͤber die Atomos, und minima naturalia gemacht, noch an diejenigen ſtarck riechenden, oder auch ſtinckenden Dinge, wovon die Naturkuͤndiger
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daß einige von ſolcher
macht. Daferne uns ſehr viel dran gelegen,
daß wir uns wieder auf eine Sache beſinnen, und
uns derſelben erinnern, oder auch gerne etwas er-
finden moͤchten, ſo werden durch unſern Willen
die Lebens-Geiſter im Gehirne dermaßen von
einem Orte und Merckmahle in das andere ge-
jaget, daß ſie auch auf die letzte gantz matt und
muͤde werden; dergleichen zu geſchehen pfle-
get, wenn der Menſch etwas hefftiges, und noͤ-
thiges zu beſorgen, oder ein groß Ubel zu be-
fuͤrchten hat, und gern an das gedencken moͤchte,
was ihn von ſeiner Sorge und Furcht befreyen
koͤnte.
Derjenige, dem dieſe Dinge, die ich ie-
tzund angefuͤhret, deßhalben nicht wahr, noch
wahrſcheinlich zu ſeyn deuchten, weil wir ſo
viel tauſend, tauſend Dinge in der Welt koͤn-
nen faſſen, und ſo vieler tauſend Dinge uns
koͤnnen erinnern, die wir vor 40. und 50. Jah-
ren gehoͤret, geſehen, geurtheilet, geſchloſſen,
gewolt und gethan haben, ſo daß es unmoͤglich
ſcheinet, daß ſo eine kleine Maſſa, als das Ge-
hirne iſt, ſo viel tauſend Merckmahle und Ein-
druͤcke in ſich faſſen und haben koͤnne; der muß
noch nicht viel Meditation und Reflexion uͤber
die Atomos, und minima naturalia gemacht,
noch an diejenigen ſtarck riechenden, oder auch
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/316>, abgerufen am 25.11.2024.
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