sie da empfinde, sehe, höre, rieche, schmecke, oder daß ihr daselbst die nächste Gelegenheit und Ursache zu empfinden, zu hören, zu sehen und zu schmecken gegeben werde. Denn ich wüste sonst nicht, warum die Nerven und Fibren, welche durch die Lebens-Geister, oder durch das Fluidum nerveum, wie es etliche nennen, das in denselben ist, beweget, aufgeblasen, und ausgedehnet werden, von den Organis sensoriis und sinnlichen Werckzeugen an, (welche durch die äußerlichen Objecta, durch Licht, Lufft und andere subtile materialische Ausflüßungen der Dinge berühret werden,) bis in das Gehirn hinauf giengen, und sich bis dahin erstreckten, so daß diese Nerven und Fibren alle im Ge- hirne oben zusammen stoßen, und sich endigen. Daß aber dem also sey, kan ein ieder bey Ana- tomirung des menschlichen Hauptes mit seinen Augen wahrnehmen.
Die menschliche Seele hat aber auch, wie wir wissen, eine Krafft, sich der Dinge wie- derum zu erinnern, welche sie zuvor als gegen- wärtig gesehen, gehöret, gerochen, gefühlet, so daß ihr dieselben Dinge von neuem, obwol etwas schwächer, und nicht in so lebhaffter Ge- stalt vorkommen; wie denn auch deßhalben unsere Imagination nur eine halbeSensation pfleget genennet zu werden. Folgentlich
müssen
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und Einbildung gerathen,
ſie da empfinde, ſehe, hoͤre, rieche, ſchmecke, oder daß ihr daſelbſt die naͤchſte Gelegenheit und Urſache zu empfinden, zu hoͤren, zu ſehen und zu ſchmecken gegeben werde. Denn ich wuͤſte ſonſt nicht, warum die Nerven und Fibren, welche durch die Lebens-Geiſter, oder durch das Fluidum nerveum, wie es etliche nennen, das in denſelben iſt, beweget, aufgeblaſen, und ausgedehnet werden, von den Organis ſenſoriis und ſinnlichen Werckzeugen an, (welche durch die aͤußerlichen Objecta, durch Licht, Lufft und andere ſubtile materialiſche Ausfluͤßungen der Dinge beruͤhret werden,) bis in das Gehirn hinauf giengen, und ſich bis dahin erſtreckten, ſo daß dieſe Nerven und Fibren alle im Ge- hirne oben zuſammen ſtoßen, und ſich endigen. Daß aber dem alſo ſey, kan ein ieder bey Ana- tomirung des menſchlichen Hauptes mit ſeinen Augen wahrnehmen.
Die menſchliche Seele hat aber auch, wie wir wiſſen, eine Krafft, ſich der Dinge wie- derum zu erinnern, welche ſie zuvor als gegen- waͤrtig geſehen, gehoͤret, gerochen, gefuͤhlet, ſo daß ihr dieſelben Dinge von neuem, obwol etwas ſchwaͤcher, und nicht in ſo lebhaffter Ge- ſtalt vorkommen; wie denn auch deßhalben unſere Imagination nur eine halbeSenſation pfleget genennet zu werden. Folgentlich
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und Einbildung gerathen,
ſie da empfinde, ſehe, hoͤre, rieche, ſchmecke,
oder daß ihr daſelbſt die naͤchſte Gelegenheit und
Urſache zu empfinden, zu hoͤren, zu ſehen und
zu ſchmecken gegeben werde. Denn ich wuͤſte
ſonſt nicht, warum die Nerven und Fibren,
welche durch die Lebens-Geiſter, oder durch
das Fluidum nerveum, wie es etliche nennen,
das in denſelben iſt, beweget, aufgeblaſen, und
ausgedehnet werden, von den Organis ſenſoriis
und ſinnlichen Werckzeugen an, (welche durch
die aͤußerlichen Objecta, durch Licht, Lufft und
andere ſubtile materialiſche Ausfluͤßungen der
Dinge beruͤhret werden,) bis in das Gehirn
hinauf giengen, und ſich bis dahin erſtreckten,
ſo daß dieſe Nerven und Fibren alle im Ge-
hirne oben zuſammen ſtoßen, und ſich endigen.
Daß aber dem alſo ſey, kan ein ieder bey Ana-
tomirung des menſchlichen Hauptes mit ſeinen
Augen wahrnehmen.
Die menſchliche Seele hat aber auch, wie
wir wiſſen, eine Krafft, ſich der Dinge wie-
derum zu erinnern, welche ſie zuvor als gegen-
waͤrtig geſehen, gehoͤret, gerochen, gefuͤhlet,
ſo daß ihr dieſelben Dinge von neuem, obwol
etwas ſchwaͤcher, und nicht in ſo lebhaffter Ge-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/311>, abgerufen am 22.11.2024.
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