nen Willen schnell ein: Je, wenn du nur schon in der Höllen wärest, so wüstest du doch, wie viel es wäre, was du ietzt noch zu fürchten hast; welches derjenige Einfall ist, der unter allen andern meiner Seelen am we- hesten gethan hat. Freytag, oder Donner- stag vor Trinitatis, ehe ich einschlieff, kriegte ich einen lebendigen Eindruck vom höllischen Feuer, dessen ich mich nicht erwehren konte. Es schiene, als ob ich nichts als lauter Feuer um mich sähe; und, da es mir vorkam, als ob nun die Gluth um und um, und über mich zusammen schlagen wolte, so fieng ich an zu schreyen: O JEsu hilff mir, nun ist es Helffens-Zeit. Jn dem Augenblick aber fiel ich in den tieffsten Schlaf, und ich nahm es, da ich wieder erwachte, vor eine handgreiff- liche Hülffe GOttes und Merckmahl an, daß mich GOTT noch nicht gantz verworffen hätte. Jnzwischen ließ ich nicht ab, GOtt inbrünstig im Gebet, obwol mit beklemtem und hartem Hertzen, anzuruffen, und nach meiner Erlösung zu seuffzen. Ach mein GOtt, sprach ich offt, wenn wird doch der Knabe kommen, und mir sein Stäbelein reichen, und mir aus der tieffen Grube helffen, aus wel- cher ich keinen Ausgang finden kan. Denn vor den Feyertagen träumete mir einstens
zur
Q 3
empfindet die hoͤchſte
nen Willen ſchnell ein: Je, wenn du nur ſchon in der Hoͤllen waͤreſt, ſo wuͤſteſt du doch, wie viel es waͤre, was du ietzt noch zu fuͤrchten haſt; welches derjenige Einfall iſt, der unter allen andern meiner Seelen am we- heſten gethan hat. Freytag, oder Donner- ſtag vor Trinitatis, ehe ich einſchlieff, kriegte ich einen lebendigen Eindruck vom hoͤlliſchen Feuer, deſſen ich mich nicht erwehren konte. Es ſchiene, als ob ich nichts als lauter Feuer um mich ſaͤhe; und, da es mir vorkam, als ob nun die Gluth um und um, und uͤber mich zuſammen ſchlagen wolte, ſo fieng ich an zu ſchreyen: O JEſu hilff mir, nun iſt es Helffens-Zeit. Jn dem Augenblick aber fiel ich in den tieffſten Schlaf, und ich nahm es, da ich wieder erwachte, vor eine handgreiff- liche Huͤlffe GOttes und Merckmahl an, daß mich GOTT noch nicht gantz verworffen haͤtte. Jnzwiſchen ließ ich nicht ab, GOtt inbruͤnſtig im Gebet, obwol mit beklemtem und hartem Hertzen, anzuruffen, und nach meiner Erloͤſung zu ſeuffzen. Ach mein GOtt, ſprach ich offt, wenn wird doch der Knabe kommen, und mir ſein Staͤbelein reichen, und mir aus der tieffen Grube helffen, aus wel- cher ich keinen Ausgang finden kan. Denn vor den Feyertagen traͤumete mir einſtens
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Q 3
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empfindet die hoͤchſte
nen Willen ſchnell ein: Je, wenn du nur
ſchon in der Hoͤllen waͤreſt, ſo wuͤſteſt du
doch, wie viel es waͤre, was du ietzt noch zu
fuͤrchten haſt; welches derjenige Einfall iſt,
der unter allen andern meiner Seelen am we-
heſten gethan hat. Freytag, oder Donner-
ſtag vor Trinitatis, ehe ich einſchlieff, kriegte
ich einen lebendigen Eindruck vom hoͤlliſchen
Feuer, deſſen ich mich nicht erwehren konte.
Es ſchiene, als ob ich nichts als lauter Feuer
um mich ſaͤhe; und, da es mir vorkam, als
ob nun die Gluth um und um, und uͤber mich
zuſammen ſchlagen wolte, ſo fieng ich an zu
ſchreyen: O JEſu hilff mir, nun iſt es
Helffens-Zeit. Jn dem Augenblick aber
fiel ich in den tieffſten Schlaf, und ich nahm
es, da ich wieder erwachte, vor eine handgreiff-
liche Huͤlffe GOttes und Merckmahl an, daß
mich GOTT noch nicht gantz verworffen haͤtte.
Jnzwiſchen ließ ich nicht ab, GOtt inbruͤnſtig
im Gebet, obwol mit beklemtem und hartem
Hertzen, anzuruffen, und nach meiner Erloͤſung
zu ſeuffzen. Ach mein GOtt, ſprach ich
offt, wenn wird doch der Knabe kommen,
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/291>, abgerufen am 24.11.2024.
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