daß ich mir offt den Mund mit der Hand zu- halten muste, damit mich das lebendige Bild nicht verleitete, die Lästerung auszusprechen. O eine große Pein vor meine Seele, wer kan solche mit Worten ausdrucken! Weil ich viel- mahl gehört, daß dieses die Verdammten in der Hölle einstens thun würden; so fieng ich an mich schrecklich zu fürchten, daß dieses nicht Vorboten der völligen Verzweiffelung, und der ewigen Höllen-Pein seyn möchten. Die Theologi reden hier, und da in ihren Schrifften zwar auch von GOttes-lästerlichen Gedancken; aber wie ich angemercket, so gedencken sie nur ins- gemein einer niedrigen Staffel derselben, da et- wan manchmahl bey einem gläubigen Christen die Gedancken aufsteigen: GOTT handelt wol mit dir zu scharff und zu strenge, er muß wol deine Noth und Gebet nicht se- hen noch hören: solte denn CHristus wahr- hafftig wahrer GOtt, wie der Vater, seyn; und dergleichen Gedancken mehr, welche ihm gewisse Wahrheiten von GOtt, seinem Wesen und Eigenschafften verdächtig machen wollen. Das ist aber alles noch leidlich, und wie nichts zu achten, gegen den hohen Grad, den ich da- zumahl von dergleichen Gedancken empfunden. Es kamen die Pfingst-Feyertage herzu. Jn Feyertagen, und um dieselben, sind die Anfech-
tungen
Gedancken gepeiniget:
daß ich mir offt den Mund mit der Hand zu- halten muſte, damit mich das lebendige Bild nicht verleitete, die Laͤſterung auszuſprechen. O eine große Pein vor meine Seele, wer kan ſolche mit Worten ausdrucken! Weil ich viel- mahl gehoͤrt, daß dieſes die Verdammten in der Hoͤlle einſtens thun wuͤrden; ſo fieng ich an mich ſchrecklich zu fuͤrchten, daß dieſes nicht Vorboten der voͤlligen Verzweiffelung, und der ewigen Hoͤllen-Pein ſeyn moͤchten. Die Theologi reden hier, und da in ihren Schrifften zwar auch von GOttes-laͤſterlichen Gedancken; aber wie ich angemercket, ſo gedencken ſie nur ins- gemein einer niedrigen Staffel derſelben, da et- wan manchmahl bey einem glaͤubigen Chriſten die Gedancken aufſteigen: GOTT handelt wol mit dir zu ſcharff und zu ſtrenge, er muß wol deine Noth und Gebet nicht ſe- hen noch hoͤren: ſolte denn CHriſtus wahr- hafftig wahrer GOtt, wie der Vater, ſeyn; und dergleichen Gedancken mehr, welche ihm gewiſſe Wahrheiten von GOtt, ſeinem Weſen und Eigenſchafften verdaͤchtig machen wollen. Das iſt aber alles noch leidlich, und wie nichts zu achten, gegen den hohen Grad, den ich da- zumahl von dergleichen Gedancken empfunden. Es kamen die Pfingſt-Feyertage herzu. Jn Feyertagen, und um dieſelben, ſind die Anfech-
tungen
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Gedancken gepeiniget:
daß ich mir offt den Mund mit der Hand zu-
halten muſte, damit mich das lebendige Bild
nicht verleitete, die Laͤſterung auszuſprechen.
O eine große Pein vor meine Seele, wer kan
ſolche mit Worten ausdrucken! Weil ich viel-
mahl gehoͤrt, daß dieſes die Verdammten in der
Hoͤlle einſtens thun wuͤrden; ſo fieng ich an
mich ſchrecklich zu fuͤrchten, daß dieſes nicht
Vorboten der voͤlligen Verzweiffelung, und der
ewigen Hoͤllen-Pein ſeyn moͤchten. Die
Theologi reden hier, und da in ihren Schrifften
zwar auch von GOttes-laͤſterlichen Gedancken;
aber wie ich angemercket, ſo gedencken ſie nur ins-
gemein einer niedrigen Staffel derſelben, da et-
wan manchmahl bey einem glaͤubigen Chriſten
die Gedancken aufſteigen: GOTT handelt
wol mit dir zu ſcharff und zu ſtrenge, er
muß wol deine Noth und Gebet nicht ſe-
hen noch hoͤren: ſolte denn CHriſtus wahr-
hafftig wahrer GOtt, wie der Vater, ſeyn;
und dergleichen Gedancken mehr, welche ihm
gewiſſe Wahrheiten von GOtt, ſeinem Weſen
und Eigenſchafften verdaͤchtig machen wollen.
Das iſt aber alles noch leidlich, und wie nichts
zu achten, gegen den hohen Grad, den ich da-
zumahl von dergleichen Gedancken empfunden.
Es kamen die Pfingſt-Feyertage herzu. Jn
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/288>, abgerufen am 22.11.2024.
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