säer versahe es nicht so wohl darinnen, daß er GOtte vor seine Gerechtigkeit danckte, als vielmehr daß er seine halbe, und nur äusserliche Gerechtig- keit vor die gantze Heiligkeit und Frömmigkeit ansahe, und vor das danckte, was er nicht hatte, und daß Mund und Hertz bey ihm nicht über- ein stimmten, weil er vor das danckte, was er doch nach seiner Pharisäischen Religion nicht der Gnade GOttes, die solches in ihm gewürcket, sondern sich selbst, und seinen eigenen Kräfften zuschreiben muste. Es ist auch viel- fältigmahl mehr ein Zeichen des Hoch- muths bey dem, der anderer Leute Ei- gen-Ruhm nicht wohl vertragen kan, als bey dem, der sein eigen Lob aus- posaunet, und sich selbst rühmet. Bey dem allem, so bleibet es doch da-
bey,
b
Vorrede.
ſaͤer verſahe es nicht ſo wohl darinnen, daß er GOtte vor ſeine Gerechtigkeit danckte, als vielmehr daß er ſeine halbe, und nur aͤuſſerliche Gerechtig- keit vor die gantze Heiligkeit und Froͤmmigkeit anſahe, und vor das danckte, was er nicht hatte, und daß Mund und Hertz bey ihm nicht uͤber- ein ſtimmten, weil er vor das danckte, was er doch nach ſeiner Phariſaͤiſchen Religion nicht der Gnade GOttes, die ſolches in ihm gewuͤrcket, ſondern ſich ſelbſt, und ſeinen eigenen Kraͤfften zuſchreiben muſte. Es iſt auch viel- faͤltigmahl mehr ein Zeichen des Hoch- muths bey dem, der anderer Leute Ei- gen-Ruhm nicht wohl vertragen kan, als bey dem, der ſein eigen Lob aus- poſaunet, und ſich ſelbſt ruͤhmet. Bey dem allem, ſo bleibet es doch da-
bey,
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[0023]
Vorrede.
ſaͤer verſahe es nicht ſo wohl darinnen,
daß er GOtte vor ſeine Gerechtigkeit
danckte, als vielmehr daß er ſeine
halbe, und nur aͤuſſerliche Gerechtig-
keit vor die gantze Heiligkeit und
Froͤmmigkeit anſahe, und vor das
danckte, was er nicht hatte, und daß
Mund und Hertz bey ihm nicht uͤber-
ein ſtimmten, weil er vor das danckte,
was er doch nach ſeiner Phariſaͤiſchen
Religion nicht der Gnade GOttes,
die ſolches in ihm gewuͤrcket, ſondern
ſich ſelbſt, und ſeinen eigenen Kraͤfften
zuſchreiben muſte. Es iſt auch viel-
faͤltigmahl mehr ein Zeichen des Hoch-
muths bey dem, der anderer Leute Ei-
gen-Ruhm nicht wohl vertragen kan,
als bey dem, der ſein eigen Lob aus-
poſaunet, und ſich ſelbſt ruͤhmet.
Bey dem allem, ſo bleibet es doch da-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/23>, abgerufen am 27.11.2024.
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