scher hatte, nemlich bey einem Doctore Me- dicinae, D. Kaltschmidt, der mir seinen Sohn auf eine Stunde des Tages zu informi- ren übergab, welcher auch nach 2. Jahren mich gar zu sich ins Haus, und an Tisch nahm, und bey dem ich hernach so lange geblieben, bis ich auf die Universität zog.
Anno 1695. §. 27.
Das 1695. Jahr aber, und das zwantzigste in meinem Leben, war eines von den allermerck- würdigsten, und vor mich ein recht glückseliges Jahr in Ansehung meiner Seelen. Jch konte der Gesellschafft böser Buben, so vom Sauf- fen, und Huren Profession machten, und unter welche ich gerathen, noch nicht los werden. Denn ob ich mich wol ihrer Sünden nicht theil- hafftig machte, so thauerte mich doch offt die Zeit, welche ich durch den Umgang mit ihnen verschwendete, die ich zu etwas besserm hätte können anwenden. Doch ward ich endlich derselben überdrüßig. Am großen Neuen- Jahrs-Tage ließ ich mich bereden, mit ihnen nach der Mittags-Mahlzeit auf das Dorff, ich weiß nicht mehr, ob Alt- oder Neu-Scheit- nich, hinter dem Dom hinaus zu gehen. Sie trieben erschreckliche Säuereyen, und ihre Up-
pigkei-
Wuͤnſcht von boͤſer Compagnie
ſcher hatte, nemlich bey einem Doctore Me- dicinæ, D. Kaltſchmidt, der mir ſeinen Sohn auf eine Stunde des Tages zu informi- ren uͤbergab, welcher auch nach 2. Jahren mich gar zu ſich ins Haus, und an Tiſch nahm, und bey dem ich hernach ſo lange geblieben, bis ich auf die Univerſitaͤt zog.
Anno 1695. §. 27.
Das 1695. Jahr aber, und das zwantzigſte in meinem Leben, war eines von den allermerck- wuͤrdigſten, und vor mich ein recht gluͤckſeliges Jahr in Anſehung meiner Seelen. Jch konte der Geſellſchafft boͤſer Buben, ſo vom Sauf- fen, und Huren Profeſſion machten, und unter welche ich gerathen, noch nicht los werden. Denn ob ich mich wol ihrer Suͤnden nicht theil- hafftig machte, ſo thauerte mich doch offt die Zeit, welche ich durch den Umgang mit ihnen verſchwendete, die ich zu etwas beſſerm haͤtte koͤnnen anwenden. Doch ward ich endlich derſelben uͤberdruͤßig. Am großen Neuen- Jahrs-Tage ließ ich mich bereden, mit ihnen nach der Mittags-Mahlzeit auf das Dorff, ich weiß nicht mehr, ob Alt- oder Neu-Scheit- nich, hinter dem Dom hinaus zu gehen. Sie trieben erſchreckliche Saͤuereyen, und ihre Up-
pigkei-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0155"n="109"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Wuͤnſcht von boͤſer <hirendition="#aq">Compagnie</hi></hi></fw><lb/>ſcher hatte, nemlich bey einem <hirendition="#aq">Doctore Me-<lb/>
dicinæ, D. Kaltſchmidt,</hi> der mir ſeinen Sohn<lb/>
auf eine Stunde des Tages zu <hirendition="#aq">informi-</hi><lb/>
ren uͤbergab, welcher auch nach 2. Jahren mich<lb/>
gar zu ſich ins Haus, und an Tiſch nahm, und<lb/>
bey dem ich hernach ſo lange geblieben, bis ich<lb/>
auf die <hirendition="#aq">Univerſit</hi>aͤt zog.</p></div><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">Anno</hi></hi> 1695.</hi><lb/>
§. 27.</head><lb/><p>Das 1695. Jahr aber, und das zwantzigſte<lb/>
in meinem Leben, war eines von den allermerck-<lb/>
wuͤrdigſten, und vor mich ein recht gluͤckſeliges<lb/>
Jahr in Anſehung meiner Seelen. Jch konte<lb/>
der Geſellſchafft boͤſer Buben, ſo vom Sauf-<lb/>
fen, und Huren <hirendition="#aq">Profeſſion</hi> machten, und unter<lb/>
welche ich gerathen, noch nicht los werden.<lb/>
Denn ob ich mich wol ihrer Suͤnden nicht theil-<lb/>
hafftig machte, ſo thauerte mich doch offt die<lb/>
Zeit, welche ich durch den Umgang mit ihnen<lb/>
verſchwendete, die ich zu etwas beſſerm haͤtte<lb/>
koͤnnen anwenden. Doch ward ich endlich<lb/>
derſelben uͤberdruͤßig. Am großen Neuen-<lb/>
Jahrs-Tage ließ ich mich bereden, mit ihnen<lb/>
nach der Mittags-Mahlzeit auf das Dorff, ich<lb/>
weiß nicht mehr, ob <hirendition="#fr">Alt- oder Neu-Scheit-<lb/>
nich,</hi> hinter dem Dom hinaus zu gehen. Sie<lb/>
trieben erſchreckliche Saͤuereyen, und ihre Up-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">pigkei-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[109/0155]
Wuͤnſcht von boͤſer Compagnie
ſcher hatte, nemlich bey einem Doctore Me-
dicinæ, D. Kaltſchmidt, der mir ſeinen Sohn
auf eine Stunde des Tages zu informi-
ren uͤbergab, welcher auch nach 2. Jahren mich
gar zu ſich ins Haus, und an Tiſch nahm, und
bey dem ich hernach ſo lange geblieben, bis ich
auf die Univerſitaͤt zog.
Anno 1695.
§. 27.
Das 1695. Jahr aber, und das zwantzigſte
in meinem Leben, war eines von den allermerck-
wuͤrdigſten, und vor mich ein recht gluͤckſeliges
Jahr in Anſehung meiner Seelen. Jch konte
der Geſellſchafft boͤſer Buben, ſo vom Sauf-
fen, und Huren Profeſſion machten, und unter
welche ich gerathen, noch nicht los werden.
Denn ob ich mich wol ihrer Suͤnden nicht theil-
hafftig machte, ſo thauerte mich doch offt die
Zeit, welche ich durch den Umgang mit ihnen
verſchwendete, die ich zu etwas beſſerm haͤtte
koͤnnen anwenden. Doch ward ich endlich
derſelben uͤberdruͤßig. Am großen Neuen-
Jahrs-Tage ließ ich mich bereden, mit ihnen
nach der Mittags-Mahlzeit auf das Dorff, ich
weiß nicht mehr, ob Alt- oder Neu-Scheit-
nich, hinter dem Dom hinaus zu gehen. Sie
trieben erſchreckliche Saͤuereyen, und ihre Up-
pigkei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/155>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.