Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

Bekombt eine neue Condition:
cken sehr weit entfernet waren, und die mich
eher bey GOtt würden verklaget, als entschul-
diget haben, daferne ich durch diese Kugel ums
Leben kommen wäre. Einige Zeit darnach
habe noch dann und wann einige Incommodität
in diesem Ohre davon verspühret; es hat aber
doch hernach mit mähligem aufgehöret, ohne daß,
wenn mir ietzt manchmahl das begegnet, was
offt andern Leuten zu begegnen pfleget, denen es
zuweilen auf eine kurtze Zeit in den Ohren klin-
get, oder vor die Ohren fällt, und sie einiges
Saußen und Braußen darinnen empfunden, sol-
ches bey mir ordentlicher weise im rechten Ohr
geschiehet.

So viel von meinen Sünden in der ersten
Jugend. Nun es leben noch viel von denen,
die zu solcher Zeit um mich, und mit mir be-
kannt gewesen, und die vielleicht noch mehr wis-
sen werden, als ich hier schreibe. Kanst du
nun von denselben etwas mehrers erfahren, und
dir etwas daran gelegen ist, so kan ich solches
geschehen laßen. Unser HErr GOtt giebt
täglich Brodt allen bösen Menschen,
und
noch mehr denen, die gerne wollen bös zu seyn
auf hören, und besser zu seyn anfangen. Diß
that er auch bey mir. Noch in diesem 1694.
Jahre bekam ich noch eine Information außer
dem Hospitio, welches ich schon bey dem Flei-

scher

Bekombt eine neue Condition:
cken ſehr weit entfernet waren, und die mich
eher bey GOtt wuͤrden verklaget, als entſchul-
diget haben, daferne ich durch dieſe Kugel ums
Leben kommen waͤre. Einige Zeit darnach
habe noch dann und wann einige Incommoditaͤt
in dieſem Ohre davon verſpuͤhret; es hat aber
doch hernach mit maͤhligem aufgehoͤret, ohne daß,
wenn mir ietzt manchmahl das begegnet, was
offt andern Leuten zu begegnen pfleget, denen es
zuweilen auf eine kurtze Zeit in den Ohren klin-
get, oder vor die Ohren faͤllt, und ſie einiges
Saußen und Braußen darinnen empfunden, ſol-
ches bey mir ordentlicher weiſe im rechten Ohr
geſchiehet.

So viel von meinen Suͤnden in der erſten
Jugend. Nun es leben noch viel von denen,
die zu ſolcher Zeit um mich, und mit mir be-
kannt geweſen, und die vielleicht noch mehr wiſ-
ſen werden, als ich hier ſchreibe. Kanſt du
nun von denſelben etwas mehrers erfahren, und
dir etwas daran gelegen iſt, ſo kan ich ſolches
geſchehen laßen. Unſer HErr GOtt giebt
taͤglich Brodt allen boͤſen Menſchen,
und
noch mehr denen, die gerne wollen boͤs zu ſeyn
auf hoͤren, und beſſer zu ſeyn anfangen. Diß
that er auch bey mir. Noch in dieſem 1694.
Jahre bekam ich noch eine Information außer
dem Hoſpitio, welches ich ſchon bey dem Flei-

ſcher
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0154" n="108"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Bekombt eine neue <hi rendition="#aq">Condition:</hi></hi></fw><lb/>
cken &#x017F;ehr weit entfernet waren, und die mich<lb/>
eher bey GOtt wu&#x0364;rden verklaget, als ent&#x017F;chul-<lb/>
diget haben, daferne ich durch die&#x017F;e Kugel ums<lb/>
Leben kommen wa&#x0364;re. Einige Zeit darnach<lb/>
habe noch dann und wann einige <hi rendition="#aq">Incommodit</hi>a&#x0364;t<lb/>
in die&#x017F;em Ohre davon ver&#x017F;pu&#x0364;hret; es hat aber<lb/>
doch hernach mit ma&#x0364;hligem aufgeho&#x0364;ret, ohne daß,<lb/>
wenn mir ietzt manchmahl das begegnet, was<lb/>
offt andern Leuten zu begegnen pfleget, denen es<lb/>
zuweilen auf eine kurtze Zeit in den Ohren klin-<lb/>
get, oder vor die Ohren fa&#x0364;llt, und &#x017F;ie einiges<lb/>
Saußen und Braußen darinnen empfunden, &#x017F;ol-<lb/>
ches bey mir ordentlicher wei&#x017F;e im rechten Ohr<lb/>
ge&#x017F;chiehet.</p><lb/>
        <p>So viel von meinen Su&#x0364;nden in der er&#x017F;ten<lb/>
Jugend. Nun es leben noch viel von denen,<lb/>
die zu &#x017F;olcher Zeit um mich, und mit mir be-<lb/>
kannt gewe&#x017F;en, und die vielleicht noch mehr wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en werden, als ich hier &#x017F;chreibe. Kan&#x017F;t du<lb/>
nun von den&#x017F;elben etwas mehrers erfahren, und<lb/>
dir etwas daran gelegen i&#x017F;t, &#x017F;o kan ich &#x017F;olches<lb/>
ge&#x017F;chehen laßen. <hi rendition="#fr">Un&#x017F;er HErr GOtt giebt<lb/>
ta&#x0364;glich Brodt allen bo&#x0364;&#x017F;en Men&#x017F;chen,</hi> und<lb/>
noch mehr denen, die gerne wollen bo&#x0364;s zu &#x017F;eyn<lb/>
auf ho&#x0364;ren, und be&#x017F;&#x017F;er zu &#x017F;eyn anfangen. Diß<lb/>
that er auch bey mir. Noch in die&#x017F;em 1694.<lb/>
Jahre bekam ich noch eine <hi rendition="#aq">Information</hi> außer<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Ho&#x017F;pitio,</hi> welches ich &#x017F;chon bey dem Flei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;cher</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0154] Bekombt eine neue Condition: cken ſehr weit entfernet waren, und die mich eher bey GOtt wuͤrden verklaget, als entſchul- diget haben, daferne ich durch dieſe Kugel ums Leben kommen waͤre. Einige Zeit darnach habe noch dann und wann einige Incommoditaͤt in dieſem Ohre davon verſpuͤhret; es hat aber doch hernach mit maͤhligem aufgehoͤret, ohne daß, wenn mir ietzt manchmahl das begegnet, was offt andern Leuten zu begegnen pfleget, denen es zuweilen auf eine kurtze Zeit in den Ohren klin- get, oder vor die Ohren faͤllt, und ſie einiges Saußen und Braußen darinnen empfunden, ſol- ches bey mir ordentlicher weiſe im rechten Ohr geſchiehet. So viel von meinen Suͤnden in der erſten Jugend. Nun es leben noch viel von denen, die zu ſolcher Zeit um mich, und mit mir be- kannt geweſen, und die vielleicht noch mehr wiſ- ſen werden, als ich hier ſchreibe. Kanſt du nun von denſelben etwas mehrers erfahren, und dir etwas daran gelegen iſt, ſo kan ich ſolches geſchehen laßen. Unſer HErr GOtt giebt taͤglich Brodt allen boͤſen Menſchen, und noch mehr denen, die gerne wollen boͤs zu ſeyn auf hoͤren, und beſſer zu ſeyn anfangen. Diß that er auch bey mir. Noch in dieſem 1694. Jahre bekam ich noch eine Information außer dem Hoſpitio, welches ich ſchon bey dem Flei- ſcher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/154
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/154>, abgerufen am 24.11.2024.