Welt, ja es begegnen dem Menschen solche Wunder-volle Zufälle, die man aus natürlichen Ursachen sehr schwer, oder gar nicht auflösen kan, und die so beschaffen, daß man Stein, und Bein schwören solte, GOtt thue solche erst ietzund, un- mittelbar, außerordentlich, durch besondere Di- rection, über die Natur, und nicht durch die gewöhnlichen Wege der Natur, sondern durch gewisse Geister, welche in die Creaturen und Menschen, und menschliche Seelen würcken können. So ist es demnach gut, allerhand solche Dinge zu lesen, zu hören, zu wissen, und folgentlich zu examiniren, ob sie in der Natur ihren Grund haben: ob dadurch das bekannte Systema harmoniae, das heutiges Tages so viel Approbation findet, und alle Wunder aus- schließet, zweiffelhafft gemacht, und wol gar über einen Hauffen könne geworffen werden; oder ob solches Systema mit allem, und bey allem dem ungewöhnlichen und Erstaunens-vollen, so den Menschen offt zustösset, gar wohl stehen könne.
Jch solte meynen, Obrigkeiten thäten auch ein löbliches Werck, wenn sie, so offt sich in ei- ner Stadt etwas ereignet, was außer dem ge- wöhnlichen Lauffe der Natur zu seyn scheinet, solches vor ihr Forum zögen, die gantze Sache untersuchten, und die Acten hernach dem Publico,
und
in der Welt
Welt, ja es begegnen dem Menſchen ſolche Wunder-volle Zufaͤlle, die man aus natuͤrlichen Urſachen ſehr ſchwer, oder gar nicht aufloͤſen kan, und die ſo beſchaffen, daß man Stein, und Bein ſchwoͤren ſolte, GOtt thue ſolche erſt ietzund, un- mittelbar, außerordentlich, durch beſondere Di- rection, uͤber die Natur, und nicht durch die gewoͤhnlichen Wege der Natur, ſondern durch gewiſſe Geiſter, welche in die Creaturen und Menſchen, und menſchliche Seelen wuͤrcken koͤnnen. So iſt es demnach gut, allerhand ſolche Dinge zu leſen, zu hoͤren, zu wiſſen, und folgentlich zu examiniren, ob ſie in der Natur ihren Grund haben: ob dadurch das bekannte Syſtema harmoniæ, das heutiges Tages ſo viel Approbation findet, und alle Wunder aus- ſchließet, zweiffelhafft gemacht, und wol gar uͤber einen Hauffen koͤnne geworffen werden; oder ob ſolches Syſtema mit allem, und bey allem dem ungewoͤhnlichen und Erſtaunens-vollen, ſo den Menſchen offt zuſtoͤſſet, gar wohl ſtehen koͤnne.
Jch ſolte meynen, Obrigkeiten thaͤten auch ein loͤbliches Werck, wenn ſie, ſo offt ſich in ei- ner Stadt etwas ereignet, was außer dem ge- woͤhnlichen Lauffe der Natur zu ſeyn ſcheinet, ſolches vor ihr Forum zoͤgen, die gantze Sache unterſuchten, und die Acten hernach dem Publico,
und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0100"n="54"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">in der Welt</hi></fw><lb/>
Welt, ja es begegnen dem Menſchen ſolche<lb/>
Wunder-volle Zufaͤlle, die man aus natuͤrlichen<lb/>
Urſachen ſehr ſchwer, oder gar nicht aufloͤſen kan,<lb/>
und die ſo beſchaffen, daß man Stein, und Bein<lb/>ſchwoͤren ſolte, GOtt thue ſolche erſt ietzund, un-<lb/>
mittelbar, außerordentlich, durch beſondere <hirendition="#aq">Di-<lb/>
rection,</hi> uͤber die Natur, und nicht durch die<lb/>
gewoͤhnlichen Wege der Natur, ſondern durch<lb/>
gewiſſe Geiſter, welche in die Creaturen und<lb/>
Menſchen, und menſchliche Seelen wuͤrcken<lb/>
koͤnnen. So iſt es demnach gut, allerhand<lb/>ſolche Dinge zu leſen, zu hoͤren, zu wiſſen, und<lb/>
folgentlich zu <hirendition="#aq">examini</hi>ren, ob ſie in der Natur<lb/>
ihren Grund haben: ob dadurch das bekannte<lb/><hirendition="#aq">Syſtema harmoniæ,</hi> das heutiges Tages ſo viel<lb/><hirendition="#aq">Approbation</hi> findet, und alle Wunder aus-<lb/>ſchließet, zweiffelhafft gemacht, und wol gar<lb/>
uͤber einen Hauffen koͤnne geworffen werden;<lb/>
oder ob ſolches <hirendition="#aq">Syſtema</hi> mit allem, und bey allem<lb/>
dem ungewoͤhnlichen und Erſtaunens-vollen, ſo<lb/>
den Menſchen offt zuſtoͤſſet, gar wohl ſtehen<lb/>
koͤnne.</p><lb/><p>Jch ſolte meynen, Obrigkeiten thaͤten auch<lb/>
ein loͤbliches Werck, wenn ſie, ſo offt ſich in ei-<lb/>
ner Stadt etwas ereignet, was außer dem ge-<lb/>
woͤhnlichen Lauffe der Natur zu ſeyn ſcheinet,<lb/>ſolches vor ihr <hirendition="#aq">Forum</hi> zoͤgen, die gantze Sache<lb/>
unterſuchten, und die <hirendition="#aq">Act</hi>en hernach dem <hirendition="#aq">Publico,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[54/0100]
in der Welt
Welt, ja es begegnen dem Menſchen ſolche
Wunder-volle Zufaͤlle, die man aus natuͤrlichen
Urſachen ſehr ſchwer, oder gar nicht aufloͤſen kan,
und die ſo beſchaffen, daß man Stein, und Bein
ſchwoͤren ſolte, GOtt thue ſolche erſt ietzund, un-
mittelbar, außerordentlich, durch beſondere Di-
rection, uͤber die Natur, und nicht durch die
gewoͤhnlichen Wege der Natur, ſondern durch
gewiſſe Geiſter, welche in die Creaturen und
Menſchen, und menſchliche Seelen wuͤrcken
koͤnnen. So iſt es demnach gut, allerhand
ſolche Dinge zu leſen, zu hoͤren, zu wiſſen, und
folgentlich zu examiniren, ob ſie in der Natur
ihren Grund haben: ob dadurch das bekannte
Syſtema harmoniæ, das heutiges Tages ſo viel
Approbation findet, und alle Wunder aus-
ſchließet, zweiffelhafft gemacht, und wol gar
uͤber einen Hauffen koͤnne geworffen werden;
oder ob ſolches Syſtema mit allem, und bey allem
dem ungewoͤhnlichen und Erſtaunens-vollen, ſo
den Menſchen offt zuſtoͤſſet, gar wohl ſtehen
koͤnne.
Jch ſolte meynen, Obrigkeiten thaͤten auch
ein loͤbliches Werck, wenn ſie, ſo offt ſich in ei-
ner Stadt etwas ereignet, was außer dem ge-
woͤhnlichen Lauffe der Natur zu ſeyn ſcheinet,
ſolches vor ihr Forum zoͤgen, die gantze Sache
unterſuchten, und die Acten hernach dem Publico,
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/100>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.