ihnen vorkommen, weiter nachzuden- cken, und desto geschickter zu seyn, ihre Patienten zu curiren, und sie von ih- rem Jammer-vollen Zustande zu be- freyen: Und ich trage kein Bedencken, meinem Versprechen anietzo nachzu- kommen. Soll ein ieder Christ seinem Nächsten dienen mit der Gabe, die er empfangen, so halte ich, daß er auch verbunden sey, von solchen Lei- bes- und Seelen-Anliegen, und solchen wunderbaren Plagen, zu deren Er- käntniß er durch eigene Erfahrung ge- langet, dem Nächsten Nachricht zu geben; insonderheit wenn dieselben noch nicht völlig bekannt, sondern noch mit Finsterniß, und tieffer Nacht umhüllet sind. Gemeine Leute, so nicht studiret, wenn sie in solche be- trübte Umstände gerathen, kennen
sich
Vorrede.
ihnen vorkommen, weiter nachzuden- cken, und deſto geſchickter zu ſeyn, ihre Patienten zu curiren, und ſie von ih- rem Jammer-vollen Zuſtande zu be- freyen: Und ich trage kein Bedencken, meinem Verſprechen anietzo nachzu- kommen. Soll ein ieder Chriſt ſeinem Naͤchſten dienen mit der Gabe, die er empfangen, ſo halte ich, daß er auch verbunden ſey, von ſolchen Lei- bes- und Seelen-Anliegen, und ſolchen wunderbaren Plagen, zu deren Er- kaͤntniß er durch eigene Erfahrung ge- langet, dem Naͤchſten Nachricht zu geben; inſonderheit wenn dieſelben noch nicht voͤllig bekannt, ſondern noch mit Finſterniß, und tieffer Nacht umhuͤllet ſind. Gemeine Leute, ſo nicht ſtudiret, wenn ſie in ſolche be- truͤbte Umſtaͤnde gerathen, kennen
ſich
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[0010]
Vorrede.
ihnen vorkommen, weiter nachzuden-
cken, und deſto geſchickter zu ſeyn, ihre
Patienten zu curiren, und ſie von ih-
rem Jammer-vollen Zuſtande zu be-
freyen: Und ich trage kein Bedencken,
meinem Verſprechen anietzo nachzu-
kommen. Soll ein ieder Chriſt ſeinem
Naͤchſten dienen mit der Gabe, die
er empfangen, ſo halte ich, daß er
auch verbunden ſey, von ſolchen Lei-
bes- und Seelen-Anliegen, und ſolchen
wunderbaren Plagen, zu deren Er-
kaͤntniß er durch eigene Erfahrung ge-
langet, dem Naͤchſten Nachricht zu
geben; inſonderheit wenn dieſelben
noch nicht voͤllig bekannt, ſondern
noch mit Finſterniß, und tieffer Nacht
umhuͤllet ſind. Gemeine Leute, ſo
nicht ſtudiret, wenn ſie in ſolche be-
truͤbte Umſtaͤnde gerathen, kennen
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/10>, abgerufen am 22.11.2024.
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