welche das letzte Mal mit Ruhm gekrönt vom Platze ging, diesen Ruhm nun nicht einbüßen mag und alle ihre besten Kräfte aufbietet, das Aeußerste zu leisten, was immerhin nur möglich ist. Die jüngsthin überwundene Partei jedoch strebt diesmal die ihr ange¬ thane Schmach zu rächen und heute als Sieger den Platz zu verlassen.
So wie ein solches Schwingen um die Wege ist, ziehen sich die Burschen, welche mit zu kämpfen gedenken, von den strengsten Arbeiten zurück, pflegen den Körper und genießen kräftigende Speisen und Ge¬ tränke. Ist nun der Schwingtag erschienen, so finden sich die Kämpen beider Seiten in einem Wirthshause ein. Jeder sucht sich von der Ge¬ genpartei seinen Mann aus, mit dem er einen Gang zu unternehmen wünscht, und in herzlichster Freundschaft und Eintracht zechen sie gemein¬ schaftlich, einander wacker zutrinkend. Die Stunde ruft. Arm in Arm, vorauf Musik, ziehen die Gegner paarweise zum Zug geschaart zum Schwingplatz, wo ihrer schon ein großer Haufen Volkes wartet. Das Kampfgericht, von alten kundigen Vertrauensmännern gebildet, ist schon gewählt. All das übrige Volk formirt nun einen großen Ring, in dessen Mitte die Kämpfer stehen. Sie haben sichs be¬ quem gemacht; das Hemd und die Schwinghose sind die einzigen Kleidungsstücke, welche sie auf dem Leibe tragen. Die Schwinghose besteht aus festem, derbem Drill, der dauerhaft genäht sein muß. Sie wird über die nackten Füße und Kniee bis auf die halben Schenkel fest heraufgerollt, und hat am Gurt um die Taille einen Wulst zum Anfassen. So ausgerüstet treten die Ringer paarweise an. Der selbstgewählte Obmann ordnet die Reihenfolge an, in welcher die Paare mit einander zu kämpfen haben; -- zuvörderst die Schwächeren und dann gradatim steigend, die Stärkeren, Ro¬ busteren. Allgemeine Schwingregeln bestehen bei allen Alpenbe¬ wohnern. Zuerst bieten beide Parteien treuherzig sich die Hand, um öffentlich zu bekunden, daß Keiner Haß und Groll gegen den Anderen im Herzen trage, und daß das Schwingen ein freies, freundliches sein solle. Der Hemdenkragen ist geöffnet, damit dem
AlpſtubeteoderAelplerfeſt.
welche das letzte Mal mit Ruhm gekrönt vom Platze ging, dieſen Ruhm nun nicht einbüßen mag und alle ihre beſten Kräfte aufbietet, das Aeußerſte zu leiſten, was immerhin nur möglich iſt. Die jüngſthin überwundene Partei jedoch ſtrebt diesmal die ihr ange¬ thane Schmach zu rächen und heute als Sieger den Platz zu verlaſſen.
So wie ein ſolches Schwingen um die Wege iſt, ziehen ſich die Burſchen, welche mit zu kämpfen gedenken, von den ſtrengſten Arbeiten zurück, pflegen den Körper und genießen kräftigende Speiſen und Ge¬ tränke. Iſt nun der Schwingtag erſchienen, ſo finden ſich die Kämpen beider Seiten in einem Wirthshauſe ein. Jeder ſucht ſich von der Ge¬ genpartei ſeinen Mann aus, mit dem er einen Gang zu unternehmen wünſcht, und in herzlichſter Freundſchaft und Eintracht zechen ſie gemein¬ ſchaftlich, einander wacker zutrinkend. Die Stunde ruft. Arm in Arm, vorauf Muſik, ziehen die Gegner paarweiſe zum Zug geſchaart zum Schwingplatz, wo ihrer ſchon ein großer Haufen Volkes wartet. Das Kampfgericht, von alten kundigen Vertrauensmännern gebildet, iſt ſchon gewählt. All das übrige Volk formirt nun einen großen Ring, in deſſen Mitte die Kämpfer ſtehen. Sie haben ſichs be¬ quem gemacht; das Hemd und die Schwinghoſe ſind die einzigen Kleidungsſtücke, welche ſie auf dem Leibe tragen. Die Schwinghoſe beſteht aus feſtem, derbem Drill, der dauerhaft genäht ſein muß. Sie wird über die nackten Füße und Kniee bis auf die halben Schenkel feſt heraufgerollt, und hat am Gurt um die Taille einen Wulſt zum Anfaſſen. So ausgerüſtet treten die Ringer paarweiſe an. Der ſelbſtgewählte Obmann ordnet die Reihenfolge an, in welcher die Paare mit einander zu kämpfen haben; — zuvörderſt die Schwächeren und dann gradatim ſteigend, die Stärkeren, Ro¬ buſteren. Allgemeine Schwingregeln beſtehen bei allen Alpenbe¬ wohnern. Zuerſt bieten beide Parteien treuherzig ſich die Hand, um öffentlich zu bekunden, daß Keiner Haß und Groll gegen den Anderen im Herzen trage, und daß das Schwingen ein freies, freundliches ſein ſolle. Der Hemdenkragen iſt geöffnet, damit dem
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Alpſtubete oder Aelplerfeſt.
welche das letzte Mal mit Ruhm gekrönt vom Platze ging, dieſen
Ruhm nun nicht einbüßen mag und alle ihre beſten Kräfte
aufbietet, das Aeußerſte zu leiſten, was immerhin nur möglich iſt.
Die jüngſthin überwundene Partei jedoch ſtrebt diesmal die ihr ange¬
thane Schmach zu rächen und heute als Sieger den Platz zu verlaſſen.
So wie ein ſolches Schwingen um die Wege iſt, ziehen ſich die
Burſchen, welche mit zu kämpfen gedenken, von den ſtrengſten Arbeiten
zurück, pflegen den Körper und genießen kräftigende Speiſen und Ge¬
tränke. Iſt nun der Schwingtag erſchienen, ſo finden ſich die Kämpen
beider Seiten in einem Wirthshauſe ein. Jeder ſucht ſich von der Ge¬
genpartei ſeinen Mann aus, mit dem er einen Gang zu unternehmen
wünſcht, und in herzlichſter Freundſchaft und Eintracht zechen ſie gemein¬
ſchaftlich, einander wacker zutrinkend. Die Stunde ruft. Arm in Arm,
vorauf Muſik, ziehen die Gegner paarweiſe zum Zug geſchaart zum
Schwingplatz, wo ihrer ſchon ein großer Haufen Volkes wartet.
Das Kampfgericht, von alten kundigen Vertrauensmännern gebildet,
iſt ſchon gewählt. All das übrige Volk formirt nun einen großen
Ring, in deſſen Mitte die Kämpfer ſtehen. Sie haben ſichs be¬
quem gemacht; das Hemd und die Schwinghoſe ſind die einzigen
Kleidungsſtücke, welche ſie auf dem Leibe tragen. Die Schwinghoſe
beſteht aus feſtem, derbem Drill, der dauerhaft genäht ſein muß.
Sie wird über die nackten Füße und Kniee bis auf die halben
Schenkel feſt heraufgerollt, und hat am Gurt um die Taille einen
Wulſt zum Anfaſſen. So ausgerüſtet treten die Ringer paarweiſe
an. Der ſelbſtgewählte Obmann ordnet die Reihenfolge an, in
welcher die Paare mit einander zu kämpfen haben; — zuvörderſt
die Schwächeren und dann gradatim ſteigend, die Stärkeren, Ro¬
buſteren. Allgemeine Schwingregeln beſtehen bei allen Alpenbe¬
wohnern. Zuerſt bieten beide Parteien treuherzig ſich die Hand,
um öffentlich zu bekunden, daß Keiner Haß und Groll gegen den
Anderen im Herzen trage, und daß das Schwingen ein freies,
freundliches ſein ſolle. Der Hemdenkragen iſt geöffnet, damit dem
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Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlepsch_alpen_1861/436>, abgerufen am 25.11.2024.
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