Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871.Gebirgs-Pässe und Alpen-Straßen. nes Holz, um sich ein Feuer im Kamin anzünden zu können, undwohl auch ein Brod und ein Bündel Heu für den Fall, daß er und sein Roß durch Lauinensturz oder hoch verwehte Schneewege genöthigt würde, länger als einen Tag sich hier aufhalten zu müs¬ sen. Auf der Simplon-Straße sind außer dem großen Hospiz, dem alten Hospiz, den Dörfern Berisal, Simpelen und Gsteig dennoch innerhalb neun Wegstunden neun Zufluchtshäuser, von de¬ nen das 5te und 6te, so wie das 8te und 9te, je nur etwa eine gute Viertelstunde von einander entfernt liegen. Von noch größerer Wichtigkeit für die Sicherheit der Straßen Es giebt aber auch Gallerien, welche zum Schutz gegen das Gebirgs-Päſſe und Alpen-Straßen. nes Holz, um ſich ein Feuer im Kamin anzünden zu können, undwohl auch ein Brod und ein Bündel Heu für den Fall, daß er und ſein Roß durch Lauinenſturz oder hoch verwehte Schneewege genöthigt würde, länger als einen Tag ſich hier aufhalten zu müſ¬ ſen. Auf der Simplon-Straße ſind außer dem großen Hoſpiz, dem alten Hoſpiz, den Dörfern Beriſal, Simpelen und Gſteig dennoch innerhalb neun Wegſtunden neun Zufluchtshäuſer, von de¬ nen das 5te und 6te, ſo wie das 8te und 9te, je nur etwa eine gute Viertelſtunde von einander entfernt liegen. Von noch größerer Wichtigkeit für die Sicherheit der Straßen Es giebt aber auch Gallerien, welche zum Schutz gegen das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0329" n="293"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr #g">Gebirgs-Päſſe und Alpen-Straßen</hi>.<lb/></fw> nes Holz, um ſich ein Feuer im Kamin anzünden zu können, und<lb/> wohl auch ein Brod und ein Bündel Heu für den Fall, daß er<lb/> und ſein Roß durch Lauinenſturz oder hoch verwehte Schneewege<lb/> genöthigt würde, länger als einen Tag ſich hier aufhalten zu müſ¬<lb/> ſen. Auf der Simplon-Straße ſind außer dem großen Hoſpiz,<lb/> dem alten Hoſpiz, den Dörfern Beriſal, Simpelen und Gſteig<lb/> dennoch innerhalb neun Wegſtunden neun Zufluchtshäuſer, von de¬<lb/> nen das 5te und 6te, ſo wie das 8te und 9te, je nur etwa eine gute<lb/> Viertelſtunde von einander entfernt liegen.</p><lb/> <p>Von noch größerer Wichtigkeit für die Sicherheit der Straßen<lb/> im Winter und Frühjahr ſind die Gallerien. Es ſind entweder<lb/> durch den Felſen getriebene Tunnel, wie z. B. auf dem Stilfſer<lb/> Joch die dritte Gallerie im <hi rendition="#aq">Vallone della neve</hi>, — die Gallerien<lb/> bei Gondo und Algaby am Südabfall des Simplon u. a. — oder<lb/> künſtlich aufgemauerte und gewölbte Gänge mit Schießſcharten-ähn¬<lb/> lichen Oeffnungen, wie die in der Schöllinen-Schlucht beim Brüg¬<lb/> wald am Gotthard und auf vielen anderen Bergſtraßen, welche die<lb/> Beſtimmung haben, Mann, Roß und Geſchirr an notoriſch unſiche¬<lb/> ren, den regelmäßig wiederkehrenden Grundlauinen ausgeſetzten<lb/> Stellen gegen das Begrabenwerden im Schnee zu ſichern. Sie<lb/> ſind ſo feſt konſtruirt, daß die Lauinen mit ihren furchtbaren Sturz¬<lb/> ſchlägen den in den Gallerien Weilenden nichts anhaben können<lb/> und donnernd über dieſelben hinweg der Tiefe zu wettern. Frei¬<lb/> lich iſts auch ſchon begegnet, daß Schneeflächen in ungewöhnlicher<lb/> Breite losriſſen und die Gallerien an beiden Ausgängen verſchütte¬<lb/> ten. Indeſſen kommt dann gewöhnlich raſch Hilfe der Rutner, welche<lb/> die Schnee-Barrikaden durchbrechen und die Eingeſchloſſenen befreien.</p><lb/> <p>Es giebt aber auch Gallerien, welche zum Schutz gegen das<lb/> Waſſer errichtet werden mußten, weil Bergſtröme in breiten, vollen<lb/> Kaskaden direkt auf die Straße herniederſchießen und die Paſſage<lb/> unmöglich machen würden; eine ſolche iſt die „Kaltwaſſer-Gallerie“<lb/> auf dem Simplon. Hier hängt der Kaltwaſſer-Gletſcher in nächſter<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [293/0329]
Gebirgs-Päſſe und Alpen-Straßen.
nes Holz, um ſich ein Feuer im Kamin anzünden zu können, und
wohl auch ein Brod und ein Bündel Heu für den Fall, daß er
und ſein Roß durch Lauinenſturz oder hoch verwehte Schneewege
genöthigt würde, länger als einen Tag ſich hier aufhalten zu müſ¬
ſen. Auf der Simplon-Straße ſind außer dem großen Hoſpiz,
dem alten Hoſpiz, den Dörfern Beriſal, Simpelen und Gſteig
dennoch innerhalb neun Wegſtunden neun Zufluchtshäuſer, von de¬
nen das 5te und 6te, ſo wie das 8te und 9te, je nur etwa eine gute
Viertelſtunde von einander entfernt liegen.
Von noch größerer Wichtigkeit für die Sicherheit der Straßen
im Winter und Frühjahr ſind die Gallerien. Es ſind entweder
durch den Felſen getriebene Tunnel, wie z. B. auf dem Stilfſer
Joch die dritte Gallerie im Vallone della neve, — die Gallerien
bei Gondo und Algaby am Südabfall des Simplon u. a. — oder
künſtlich aufgemauerte und gewölbte Gänge mit Schießſcharten-ähn¬
lichen Oeffnungen, wie die in der Schöllinen-Schlucht beim Brüg¬
wald am Gotthard und auf vielen anderen Bergſtraßen, welche die
Beſtimmung haben, Mann, Roß und Geſchirr an notoriſch unſiche¬
ren, den regelmäßig wiederkehrenden Grundlauinen ausgeſetzten
Stellen gegen das Begrabenwerden im Schnee zu ſichern. Sie
ſind ſo feſt konſtruirt, daß die Lauinen mit ihren furchtbaren Sturz¬
ſchlägen den in den Gallerien Weilenden nichts anhaben können
und donnernd über dieſelben hinweg der Tiefe zu wettern. Frei¬
lich iſts auch ſchon begegnet, daß Schneeflächen in ungewöhnlicher
Breite losriſſen und die Gallerien an beiden Ausgängen verſchütte¬
ten. Indeſſen kommt dann gewöhnlich raſch Hilfe der Rutner, welche
die Schnee-Barrikaden durchbrechen und die Eingeſchloſſenen befreien.
Es giebt aber auch Gallerien, welche zum Schutz gegen das
Waſſer errichtet werden mußten, weil Bergſtröme in breiten, vollen
Kaskaden direkt auf die Straße herniederſchießen und die Paſſage
unmöglich machen würden; eine ſolche iſt die „Kaltwaſſer-Gallerie“
auf dem Simplon. Hier hängt der Kaltwaſſer-Gletſcher in nächſter
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