als Ammonshörner und Nautilus kennen. -- Viele Gipfel der Kalklagen gehen weit über die Schneelinie hinaus; das Oldenhorn erreicht 9617 Fuß, das Weißhorn 9272 Fuß, der Urirothstock 9027, die Altels 11,187, die Windgelle 9818 und das Scher¬ horn 10,147 Fuß.
In den östlichen Alpen, wo in der äußeren Konfiguration des Gebirges mehr die Plateaubildung vorherrscht, vertreten die noch älteren Trias-Dolomite und Keuper, so wie die Lias-Gesteine die Stelle der Jura-Kalke.
Wir sind an der Grenzlinie der neptunischen Niederschläge angelangt; wir treten in das Gebiet der, wahrscheinlich zu den ältesten Rindengesteinen der Erde gehörenden Schichten, in die Schiefer-Alpen, welche die, aus dem Erd-Innern aufgestiegenen, granitischen Kernmassen umkleiden oder theilweise ganz in dieselben übergehen. Da überrascht den vom Norden kommenden Alpen¬ wanderer eine auffallende Erscheinung. Bisher nahm er wahr, daß alle Felsenschichten, deren Lagerungsprofile er in den Thal¬ wänden oft sehr deutlich erkennen konnte, meist schräg gegen das Flachland hin, abfallen, -- unverkennbar so: als ob sie durch die Alpen emporgehoben und in diese schiefe Lage gebracht worden seien. Jetzt mit einemmal zeigt sich die entgegengesetzte Erschei¬ nung. Unter den ungeheueren Kalk-Kolossen, deren schräg gen Norden oder Nordwest einsinkende Schichten sich bis in die Wolken erheben, wachsen plötzlich Strebepfeiler empor, welche im rechten Winkel jene zu stützen scheinen. Das sehen wir, wenn wir vom Genfersee durchs Rhone-Thal ins Wallis einwandern, an dem zackigen Kalk-Dome der Dent du Midi bei Evionaz, -- oder wenn wir vom freundlichen Brienz durchs Haslithal nach dem Grimsel-Hospiz aufsteigen, dort, hinter dem Quer-Riegel des "Kirchet", in der malerischen Thal-Mulde "Im Grund", wo das Urbach- und Mühle-Thal münden, -- oder noch auffallender auf der Gotthards-Straße, hinter Altorf bei der "Klus", und weiter
Das Alpengebäude.
als Ammonshörner und Nautilus kennen. — Viele Gipfel der Kalklagen gehen weit über die Schneelinie hinaus; das Oldenhorn erreicht 9617 Fuß, das Weißhorn 9272 Fuß, der Urirothstock 9027, die Altels 11,187, die Windgelle 9818 und das Scher¬ horn 10,147 Fuß.
In den öſtlichen Alpen, wo in der äußeren Konfiguration des Gebirges mehr die Plateaubildung vorherrſcht, vertreten die noch älteren Trias-Dolomite und Keuper, ſo wie die Lias-Geſteine die Stelle der Jura-Kalke.
Wir ſind an der Grenzlinie der neptuniſchen Niederſchläge angelangt; wir treten in das Gebiet der, wahrſcheinlich zu den älteſten Rindengeſteinen der Erde gehörenden Schichten, in die Schiefer-Alpen, welche die, aus dem Erd-Innern aufgeſtiegenen, granitiſchen Kernmaſſen umkleiden oder theilweiſe ganz in dieſelben übergehen. Da überraſcht den vom Norden kommenden Alpen¬ wanderer eine auffallende Erſcheinung. Bisher nahm er wahr, daß alle Felſenſchichten, deren Lagerungsprofile er in den Thal¬ wänden oft ſehr deutlich erkennen konnte, meiſt ſchräg gegen das Flachland hin, abfallen, — unverkennbar ſo: als ob ſie durch die Alpen emporgehoben und in dieſe ſchiefe Lage gebracht worden ſeien. Jetzt mit einemmal zeigt ſich die entgegengeſetzte Erſchei¬ nung. Unter den ungeheueren Kalk-Koloſſen, deren ſchräg gen Norden oder Nordweſt einſinkende Schichten ſich bis in die Wolken erheben, wachſen plötzlich Strebepfeiler empor, welche im rechten Winkel jene zu ſtützen ſcheinen. Das ſehen wir, wenn wir vom Genferſee durchs Rhône-Thal ins Wallis einwandern, an dem zackigen Kalk-Dome der Dent du Midi bei Evionaz, — oder wenn wir vom freundlichen Brienz durchs Haslithal nach dem Grimſel-Hospiz aufſteigen, dort, hinter dem Quer-Riegel des „Kirchet“, in der maleriſchen Thal-Mulde „Im Grund“, wo das Urbach- und Mühle-Thal münden, — oder noch auffallender auf der Gotthards-Straße, hinter Altorf bei der „Klus“, und weiter
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Das Alpengebäude.
als Ammonshörner und Nautilus kennen. — Viele Gipfel der
Kalklagen gehen weit über die Schneelinie hinaus; das Oldenhorn
erreicht 9617 Fuß, das Weißhorn 9272 Fuß, der Urirothstock
9027, die Altels 11,187, die Windgelle 9818 und das Scher¬
horn 10,147 Fuß.
In den öſtlichen Alpen, wo in der äußeren Konfiguration
des Gebirges mehr die Plateaubildung vorherrſcht, vertreten die
noch älteren Trias-Dolomite und Keuper, ſo wie die Lias-Geſteine
die Stelle der Jura-Kalke.
Wir ſind an der Grenzlinie der neptuniſchen Niederſchläge
angelangt; wir treten in das Gebiet der, wahrſcheinlich zu den
älteſten Rindengeſteinen der Erde gehörenden Schichten, in die
Schiefer-Alpen, welche die, aus dem Erd-Innern aufgeſtiegenen,
granitiſchen Kernmaſſen umkleiden oder theilweiſe ganz in dieſelben
übergehen. Da überraſcht den vom Norden kommenden Alpen¬
wanderer eine auffallende Erſcheinung. Bisher nahm er wahr,
daß alle Felſenſchichten, deren Lagerungsprofile er in den Thal¬
wänden oft ſehr deutlich erkennen konnte, meiſt ſchräg gegen das
Flachland hin, abfallen, — unverkennbar ſo: als ob ſie durch die
Alpen emporgehoben und in dieſe ſchiefe Lage gebracht worden
ſeien. Jetzt mit einemmal zeigt ſich die entgegengeſetzte Erſchei¬
nung. Unter den ungeheueren Kalk-Koloſſen, deren ſchräg gen
Norden oder Nordweſt einſinkende Schichten ſich bis in die Wolken
erheben, wachſen plötzlich Strebepfeiler empor, welche im rechten
Winkel jene zu ſtützen ſcheinen. Das ſehen wir, wenn wir vom
Genferſee durchs Rhône-Thal ins Wallis einwandern, an dem
zackigen Kalk-Dome der Dent du Midi bei Evionaz, — oder
wenn wir vom freundlichen Brienz durchs Haslithal nach dem
Grimſel-Hospiz aufſteigen, dort, hinter dem Quer-Riegel des
„Kirchet“, in der maleriſchen Thal-Mulde „Im Grund“, wo das
Urbach- und Mühle-Thal münden, — oder noch auffallender auf
der Gotthards-Straße, hinter Altorf bei der „Klus“, und weiter
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Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlepsch_alpen_1861/31>, abgerufen am 24.11.2024.
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