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Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871.

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Alpenspitzen.
derum große Opfer brachte; nur zwei seiner Führer erreichten die
eigentliche äußerste Spitze bei der dritten Ersteigung. Erst im
August und am 6. Septbr. 1842 gelang es Herrn Sulger aus Basel,
zweimal die Kuppe zu erklimmen und droben eine Fahne aufzu¬
pflanzen. Seitdem ist dieser Punkt nie mehr überwunden worden.
Die Schreckhörner (12568 Fuß) sind so unzugänglich, daß die höchste
Zacke derselben bis jetzt wohl noch nie betreten wurde; am 8. Aug.
1842 versuchten die Naturforscher Escher von der Linth, Girard
und Desor ihr Glück, erreichten aber nur die Spitze des großen
Lauteraarhornes
. Die angeblich dem Engländer Eustace An¬
derson am 6. Aug. 1857 gelungene Ascension wird allgemein be¬
zweifelt, weil durchaus keine Beweismittel für dieselbe erstellt
werden konnten. -- Das Wetterhorn oder die Hasli-Jungfrau (11412
Fuß) galt lange für unersteigbar; am 28. Aug. 1844 betraten die
Naturforscher Desor, Dollfuß u. A. zuerst den südlichsten Gipfel,
das Rosenhorn genannt, und zwei Tage später sollen die beiden
Führer Bannholzer und Jaun auch die höchste Spitze erklommen
haben. Seit 1845, wo die Herren Fankhauser und Dr. Roth von Bern
am 9. Juli das Mittelhorn dieses Stockes erreichten, ist derselbe
nie mehr besucht worden. Alle anderen Ersteigungen bedeutender
Centralknoten-Spitzen des Alpengebäudes fallen in die jüngste Zeit.

Dem Monte Rosa wurde schon ziemlich frühzeitig von den
Herren Vincent 1819, Zumstein 1820 u. 1822, Freiherrn Ludwig
von Welden 1822, Aufmerksamkeit geschenkt; aber keiner derselben
erreichte das Gornerhorn oder die höchste Spitze, sondern nur
die, jetzt allgemein nach ihnen benannten, niedrigeren Höhepunkte
dieses neun-gipfeligen Kolosses: Vincentpyramide, Zumsteinspitz
(14064 Fuß) und Ludwigshöhe (13350 Fuß). Erst nachdem die
Professoren Ordinaire u. Puiseux 1847, die Herren Prof. Melch.
Ulrich v. Zürich u. Gottl. Studer von Bern 1848 u. 1849 und die
Gebrüder Schlagintweit 1851 u. 1852 vergebliche Anstrengungen
gemacht hatten, das Gornerhorn zu erklettern, gelang es 1855 den

Alpenſpitzen.
derum große Opfer brachte; nur zwei ſeiner Führer erreichten die
eigentliche äußerſte Spitze bei der dritten Erſteigung. Erſt im
Auguſt und am 6. Septbr. 1842 gelang es Herrn Sulger aus Baſel,
zweimal die Kuppe zu erklimmen und droben eine Fahne aufzu¬
pflanzen. Seitdem iſt dieſer Punkt nie mehr überwunden worden.
Die Schreckhörner (12568 Fuß) ſind ſo unzugänglich, daß die höchſte
Zacke derſelben bis jetzt wohl noch nie betreten wurde; am 8. Aug.
1842 verſuchten die Naturforſcher Eſcher von der Linth, Girard
und Deſor ihr Glück, erreichten aber nur die Spitze des großen
Lauteraarhornes
. Die angeblich dem Engländer Euſtace An¬
derſon am 6. Aug. 1857 gelungene Ascenſion wird allgemein be¬
zweifelt, weil durchaus keine Beweismittel für dieſelbe erſtellt
werden konnten. — Das Wetterhorn oder die Hasli-Jungfrau (11412
Fuß) galt lange für unerſteigbar; am 28. Aug. 1844 betraten die
Naturforſcher Deſor, Dollfuß u. A. zuerſt den ſüdlichſten Gipfel,
das Roſenhorn genannt, und zwei Tage ſpäter ſollen die beiden
Führer Bannholzer und Jaun auch die höchſte Spitze erklommen
haben. Seit 1845, wo die Herren Fankhauſer und Dr. Roth von Bern
am 9. Juli das Mittelhorn dieſes Stockes erreichten, iſt derſelbe
nie mehr beſucht worden. Alle anderen Erſteigungen bedeutender
Centralknoten-Spitzen des Alpengebäudes fallen in die jüngſte Zeit.

Dem Monte Roſa wurde ſchon ziemlich frühzeitig von den
Herren Vincent 1819, Zumſtein 1820 u. 1822, Freiherrn Ludwig
von Welden 1822, Aufmerkſamkeit geſchenkt; aber keiner derſelben
erreichte das Gornerhorn oder die höchſte Spitze, ſondern nur
die, jetzt allgemein nach ihnen benannten, niedrigeren Höhepunkte
dieſes neun-gipfeligen Koloſſes: Vincentpyramide, Zumſteinſpitz
(14064 Fuß) und Ludwigshöhe (13350 Fuß). Erſt nachdem die
Profeſſoren Ordinaire u. Puiſeux 1847, die Herren Prof. Melch.
Ulrich v. Zürich u. Gottl. Studer von Bern 1848 u. 1849 und die
Gebrüder Schlagintweit 1851 u. 1852 vergebliche Anſtrengungen
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[251/0285] Alpenſpitzen. derum große Opfer brachte; nur zwei ſeiner Führer erreichten die eigentliche äußerſte Spitze bei der dritten Erſteigung. Erſt im Auguſt und am 6. Septbr. 1842 gelang es Herrn Sulger aus Baſel, zweimal die Kuppe zu erklimmen und droben eine Fahne aufzu¬ pflanzen. Seitdem iſt dieſer Punkt nie mehr überwunden worden. Die Schreckhörner (12568 Fuß) ſind ſo unzugänglich, daß die höchſte Zacke derſelben bis jetzt wohl noch nie betreten wurde; am 8. Aug. 1842 verſuchten die Naturforſcher Eſcher von der Linth, Girard und Deſor ihr Glück, erreichten aber nur die Spitze des großen Lauteraarhornes. Die angeblich dem Engländer Euſtace An¬ derſon am 6. Aug. 1857 gelungene Ascenſion wird allgemein be¬ zweifelt, weil durchaus keine Beweismittel für dieſelbe erſtellt werden konnten. — Das Wetterhorn oder die Hasli-Jungfrau (11412 Fuß) galt lange für unerſteigbar; am 28. Aug. 1844 betraten die Naturforſcher Deſor, Dollfuß u. A. zuerſt den ſüdlichſten Gipfel, das Roſenhorn genannt, und zwei Tage ſpäter ſollen die beiden Führer Bannholzer und Jaun auch die höchſte Spitze erklommen haben. Seit 1845, wo die Herren Fankhauſer und Dr. Roth von Bern am 9. Juli das Mittelhorn dieſes Stockes erreichten, iſt derſelbe nie mehr beſucht worden. Alle anderen Erſteigungen bedeutender Centralknoten-Spitzen des Alpengebäudes fallen in die jüngſte Zeit. Dem Monte Roſa wurde ſchon ziemlich frühzeitig von den Herren Vincent 1819, Zumſtein 1820 u. 1822, Freiherrn Ludwig von Welden 1822, Aufmerkſamkeit geſchenkt; aber keiner derſelben erreichte das Gornerhorn oder die höchſte Spitze, ſondern nur die, jetzt allgemein nach ihnen benannten, niedrigeren Höhepunkte dieſes neun-gipfeligen Koloſſes: Vincentpyramide, Zumſteinſpitz (14064 Fuß) und Ludwigshöhe (13350 Fuß). Erſt nachdem die Profeſſoren Ordinaire u. Puiſeux 1847, die Herren Prof. Melch. Ulrich v. Zürich u. Gottl. Studer von Bern 1848 u. 1849 und die Gebrüder Schlagintweit 1851 u. 1852 vergebliche Anſtrengungen gemacht hatten, das Gornerhorn zu erklettern, gelang es 1855 den

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Zitationshilfe: Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlepsch_alpen_1861/285>, abgerufen am 24.11.2024.