im Unter-Engadin bestiegen, nahmen sie den Maduz, der nie zuvor dort gewesen war, mit, -- und er führte sie sicher und wohlbe¬ halten hinauf. Ein anderer Führer, der als vieljähriger Begleiter Hugi's und Agassiz's mit diesen die Wagfahrten aufs Finsteraar¬ horn, auf die Jungfrau, Schreckhörner und andere Alpenspitzen ersten Ranges machte und die ganze Expedition stets leitete, war der muthige Jacob Leuthold von Im-Boden (Haslithal). Von Bei¬ den wird auf folgenden Blättern mehr die Rede sein.
Am Frühesten unter allen wurde der höchste Gipfel Europas, der Montblanc (14800 Fuß), im Jahre 1786 von Dr. Paccard aus Genf unter Leitung des Jacob Balmat von Chamouny er¬ stiegen; ihm folgte am 1. u. 2. August des nächsten Jahres de Saussure in Begleitung von 18 Führern und Trägern. Seit jener Zeit wurde er öfter mit und ohne Erfolg das Ziel kühner Männer, und gegenwärtig vergeht fast kein Sommer, in welchem nicht Fremde, namentlich Engländer, ihn in Angriff nehmen. -- Viel später wurden die ersten Versuche zur Erklimmung der bedeutendsten Höhenpunkte in den deutschen Alpen gewagt; zuerst die des Ortles- Spitz auf Veranlassung des Erzherzogs Johann von Oesterreich durch den Bergofficier Gebhard und den Passeyer Jäger Joseph Pichler im September 1804 u. 1805. Dann die der Jungfrau (12827 Fuß) durch die Gebrüder Meier von Aarau am 3. Aug. 1811 und am 3. Sept. 1812, denen eine dritte Ascension am 10. Sept. 1828 von 6 Grindelwaldnern, eine vierte am 28. August 1841 von den Professoren Agassiz, Forbes, Desor und Duchatelier, und endlich eine fünfte am 14. August 1842 von Herrn Gottlieb Studer von Bern folgten. Seitdem ist sie zu wissenschaftlichen Zwecken nie mehr be¬ sucht worden. -- In die gleiche Zeit der ersten Jungfrau-Expedition fällt auch der erste, durch die Herren Meier unternommene, aber mi߬ glückte Versuch der Ersteigung des Finsteraarhornes (des höchsten Gipfels in den Berner Alpen, 13160 Fuß), welcher später der Natur¬ forscher Hugi von Solothurn in den Jahren 1828 u. 1829 wie¬
Alpenſpitzen.
im Unter-Engadin beſtiegen, nahmen ſie den Maduz, der nie zuvor dort geweſen war, mit, — und er führte ſie ſicher und wohlbe¬ halten hinauf. Ein anderer Führer, der als vieljähriger Begleiter Hugi's und Agaſſiz's mit dieſen die Wagfahrten aufs Finſteraar¬ horn, auf die Jungfrau, Schreckhörner und andere Alpenſpitzen erſten Ranges machte und die ganze Expedition ſtets leitete, war der muthige Jacob Leuthold von Im-Boden (Haslithal). Von Bei¬ den wird auf folgenden Blättern mehr die Rede ſein.
Am Früheſten unter allen wurde der höchſte Gipfel Europas, der Montblanc (14800 Fuß), im Jahre 1786 von Dr. Paccard aus Genf unter Leitung des Jacob Balmat von Chamouny er¬ ſtiegen; ihm folgte am 1. u. 2. Auguſt des nächſten Jahres de Sauſſure in Begleitung von 18 Führern und Trägern. Seit jener Zeit wurde er öfter mit und ohne Erfolg das Ziel kühner Männer, und gegenwärtig vergeht faſt kein Sommer, in welchem nicht Fremde, namentlich Engländer, ihn in Angriff nehmen. — Viel ſpäter wurden die erſten Verſuche zur Erklimmung der bedeutendſten Höhenpunkte in den deutſchen Alpen gewagt; zuerſt die des Ortles- Spitz auf Veranlaſſung des Erzherzogs Johann von Oeſterreich durch den Bergofficier Gebhard und den Paſſeyer Jäger Joſeph Pichler im September 1804 u. 1805. Dann die der Jungfrau (12827 Fuß) durch die Gebrüder Meier von Aarau am 3. Aug. 1811 und am 3. Sept. 1812, denen eine dritte Ascenſion am 10. Sept. 1828 von 6 Grindelwaldnern, eine vierte am 28. Auguſt 1841 von den Profeſſoren Agaſſiz, Forbes, Deſor und Duchâtelier, und endlich eine fünfte am 14. Auguſt 1842 von Herrn Gottlieb Studer von Bern folgten. Seitdem iſt ſie zu wiſſenſchaftlichen Zwecken nie mehr be¬ ſucht worden. — In die gleiche Zeit der erſten Jungfrau-Expedition fällt auch der erſte, durch die Herren Meier unternommene, aber mi߬ glückte Verſuch der Erſteigung des Finſteraarhornes (des höchſten Gipfels in den Berner Alpen, 13160 Fuß), welcher ſpäter der Natur¬ forſcher Hugi von Solothurn in den Jahren 1828 u. 1829 wie¬
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Alpenſpitzen.
im Unter-Engadin beſtiegen, nahmen ſie den Maduz, der nie zuvor
dort geweſen war, mit, — und er führte ſie ſicher und wohlbe¬
halten hinauf. Ein anderer Führer, der als vieljähriger Begleiter
Hugi's und Agaſſiz's mit dieſen die Wagfahrten aufs Finſteraar¬
horn, auf die Jungfrau, Schreckhörner und andere Alpenſpitzen erſten
Ranges machte und die ganze Expedition ſtets leitete, war der
muthige Jacob Leuthold von Im-Boden (Haslithal). Von Bei¬
den wird auf folgenden Blättern mehr die Rede ſein.
Am Früheſten unter allen wurde der höchſte Gipfel Europas,
der Montblanc (14800 Fuß), im Jahre 1786 von Dr. Paccard
aus Genf unter Leitung des Jacob Balmat von Chamouny er¬
ſtiegen; ihm folgte am 1. u. 2. Auguſt des nächſten Jahres de
Sauſſure in Begleitung von 18 Führern und Trägern. Seit jener
Zeit wurde er öfter mit und ohne Erfolg das Ziel kühner Männer,
und gegenwärtig vergeht faſt kein Sommer, in welchem nicht Fremde,
namentlich Engländer, ihn in Angriff nehmen. — Viel ſpäter
wurden die erſten Verſuche zur Erklimmung der bedeutendſten
Höhenpunkte in den deutſchen Alpen gewagt; zuerſt die des Ortles-
Spitz auf Veranlaſſung des Erzherzogs Johann von Oeſterreich
durch den Bergofficier Gebhard und den Paſſeyer Jäger Joſeph
Pichler im September 1804 u. 1805. Dann die der Jungfrau
(12827 Fuß) durch die Gebrüder Meier von Aarau am 3. Aug. 1811
und am 3. Sept. 1812, denen eine dritte Ascenſion am 10. Sept. 1828
von 6 Grindelwaldnern, eine vierte am 28. Auguſt 1841 von den
Profeſſoren Agaſſiz, Forbes, Deſor und Duchâtelier, und endlich eine
fünfte am 14. Auguſt 1842 von Herrn Gottlieb Studer von Bern
folgten. Seitdem iſt ſie zu wiſſenſchaftlichen Zwecken nie mehr be¬
ſucht worden. — In die gleiche Zeit der erſten Jungfrau-Expedition
fällt auch der erſte, durch die Herren Meier unternommene, aber mi߬
glückte Verſuch der Erſteigung des Finſteraarhornes (des höchſten
Gipfels in den Berner Alpen, 13160 Fuß), welcher ſpäter der Natur¬
forſcher Hugi von Solothurn in den Jahren 1828 u. 1829 wie¬
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Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlepsch_alpen_1861/284>, abgerufen am 26.06.2024.
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