NWBorneo, in den Bergen des Innern zwischen Sarawak und dem holländischen Gebiet, von den Dajakern ihrem Beherrscher und Beschützer Sir James Brooke gebracht; ich erhielt ebenda im Batulubargebirge ein Exemplar, das vorn zwei künstliche Löcher hat, also wohl zur Zierrath getragen wurde. Sarawak, unter abgefallenem Laub in den Bergwäldern, Wallace.
Die schief nach vorn herablaufenden breiten Falten fehlen mehreren Exemplaren so völlig, dass ich sie nicht in die Diagnose aufnehmen mochte.
C. Macrochlamys Benson, Adams (Orobia Albers).
Schale oben und unten gleichmässig glasartig glänzend, mit Ausnahme der Nahtgegend einfarbig, gelb oder röthlich. Windungen zahlreich und eng. Mündungsrand einfach, nur an der Einfügung des Columellarrandes umgeschlagen und hier in einen kleinen nach vorn gerichteten Lappen auslaufend, der dicht an die vorhergehende Windung angelegt ist.
Mantelrand mit lappenartigen Verlängerungen. Eine Schleim- pore am hinteren Ende des Fusses.
Das Verhalten der Mantellappen ist noch nicht hinreichend bekannt; dass solche vorhanden sind, weiss man nur aus einer ziem- lich rohen Zeichnung in Hardwicke's Sammlung, wiedergegeben in Gray's figures of molluscous animals vol. I. pl. 71., fig. 5. 6., wonach mehrere Mantellappen vorhanden zu sein scheinen. Leider habe ich selbst keine lebend zu beobachten Gelegenheit gehabt, obwohl ich leere Schalen in Siam und Borneo nicht selten gefunden. Diese Untergattung verhält sich zu den eigentlichen Naninen wie Hyalina zu Helix, und unterscheidet sich hauptsächlich von Hyalina, deren Typus die europäische cellaria ist, gerade durch die Naninencha- raktere der Mantellappen und der Schleimpore, von Nanina durch die hyalinaartige Schale. Die eigenthümliche rinnenartige Verlänge- rung der Einfügungsstelle des Columellarrandes, auch bei manchen Naninen vorkommend, ist das einzige Schalenkennzeichen, was sie mit Wahrscheinlichkeit von Hyalina zu unterscheiden erlaubt. Ben- son hat 1832 auf die hiehergehörige vorderindische Helix vitrinoides Desh. eine eigene Gattung errichtet, deren Name Tanychlamys, bald darauf von ihm selbst zu Macrochlamys umgeändert, gerade auf die Mantelverlängerungen hinweist; vermuthlich begriff er darunter auch andere Naninen und letzterer Name verdrängte bald den von Benson
Untergattung Macrochlamys.
NWBorneo, in den Bergen des Innern zwischen Sarawak und dem holländischen Gebiet, von den Dajakern ihrem Beherrscher und Beschützer Sir James Brooke gebracht; ich erhielt ebenda im Batulubargebirge ein Exemplar, das vorn zwei künstliche Löcher hat, also wohl zur Zierrath getragen wurde. Sarawak, unter abgefallenem Laub in den Bergwäldern, Wallace.
Die schief nach vorn herablaufenden breiten Falten fehlen mehreren Exemplaren so völlig, dass ich sie nicht in die Diagnose aufnehmen mochte.
C. Macrochlamys Benson, Adams (Orobia Albers).
Schale oben und unten gleichmässig glasartig glänzend, mit Ausnahme der Nahtgegend einfarbig, gelb oder röthlich. Windungen zahlreich und eng. Mündungsrand einfach, nur an der Einfügung des Columellarrandes umgeschlagen und hier in einen kleinen nach vorn gerichteten Lappen auslaufend, der dicht an die vorhergehende Windung angelegt ist.
Mantelrand mit lappenartigen Verlängerungen. Eine Schleim- pore am hinteren Ende des Fusses.
Das Verhalten der Mantellappen ist noch nicht hinreichend bekannt; dass solche vorhanden sind, weiss man nur aus einer ziem- lich rohen Zeichnung in Hardwicke’s Sammlung, wiedergegeben in Gray’s figures of molluscous animals vol. I. pl. 71., fig. 5. 6., wonach mehrere Mantellappen vorhanden zu sein scheinen. Leider habe ich selbst keine lebend zu beobachten Gelegenheit gehabt, obwohl ich leere Schalen in Siam und Borneo nicht selten gefunden. Diese Untergattung verhält sich zu den eigentlichen Naninen wie Hyalina zu Helix, und unterscheidet sich hauptsächlich von Hyalina, deren Typus die europäische cellaria ist, gerade durch die Naninencha- raktere der Mantellappen und der Schleimpore, von Nanina durch die hyalinaartige Schale. Die eigenthümliche rinnenartige Verlänge- rung der Einfügungsstelle des Columellarrandes, auch bei manchen Naninen vorkommend, ist das einzige Schalenkennzeichen, was sie mit Wahrscheinlichkeit von Hyalina zu unterscheiden erlaubt. Ben- son hat 1832 auf die hiehergehörige vorderindische Helix vitrinoides Desh. eine eigene Gattung errichtet, deren Name Tanychlamys, bald darauf von ihm selbst zu Macrochlamys umgeändert, gerade auf die Mantelverlängerungen hinweist; vermuthlich begriff er darunter auch andere Naninen und letzterer Name verdrängte bald den von Benson
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Untergattung Macrochlamys.
NWBorneo, in den Bergen des Innern zwischen Sarawak und
dem holländischen Gebiet, von den Dajakern ihrem Beherrscher
und Beschützer Sir James Brooke gebracht; ich erhielt ebenda im
Batulubargebirge ein Exemplar, das vorn zwei künstliche Löcher hat,
also wohl zur Zierrath getragen wurde. Sarawak, unter abgefallenem
Laub in den Bergwäldern, Wallace.
Die schief nach vorn herablaufenden breiten Falten fehlen
mehreren Exemplaren so völlig, dass ich sie nicht in die Diagnose
aufnehmen mochte.
C. Macrochlamys Benson, Adams (Orobia Albers).
Schale oben und unten gleichmässig glasartig glänzend, mit
Ausnahme der Nahtgegend einfarbig, gelb oder röthlich. Windungen
zahlreich und eng. Mündungsrand einfach, nur an der Einfügung
des Columellarrandes umgeschlagen und hier in einen kleinen nach
vorn gerichteten Lappen auslaufend, der dicht an die vorhergehende
Windung angelegt ist.
Mantelrand mit lappenartigen Verlängerungen. Eine Schleim-
pore am hinteren Ende des Fusses.
Das Verhalten der Mantellappen ist noch nicht hinreichend
bekannt; dass solche vorhanden sind, weiss man nur aus einer ziem-
lich rohen Zeichnung in Hardwicke’s Sammlung, wiedergegeben in
Gray’s figures of molluscous animals vol. I. pl. 71., fig. 5. 6., wonach
mehrere Mantellappen vorhanden zu sein scheinen. Leider habe
ich selbst keine lebend zu beobachten Gelegenheit gehabt, obwohl
ich leere Schalen in Siam und Borneo nicht selten gefunden. Diese
Untergattung verhält sich zu den eigentlichen Naninen wie Hyalina
zu Helix, und unterscheidet sich hauptsächlich von Hyalina, deren
Typus die europäische cellaria ist, gerade durch die Naninencha-
raktere der Mantellappen und der Schleimpore, von Nanina durch
die hyalinaartige Schale. Die eigenthümliche rinnenartige Verlänge-
rung der Einfügungsstelle des Columellarrandes, auch bei manchen
Naninen vorkommend, ist das einzige Schalenkennzeichen, was sie
mit Wahrscheinlichkeit von Hyalina zu unterscheiden erlaubt. Ben-
son hat 1832 auf die hiehergehörige vorderindische Helix vitrinoides
Desh. eine eigene Gattung errichtet, deren Name Tanychlamys, bald
darauf von ihm selbst zu Macrochlamys umgeändert, gerade auf die
Mantelverlängerungen hinweist; vermuthlich begriff er darunter auch
andere Naninen und letzterer Name verdrängte bald den von Benson
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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Zweiter Band. Berlin, 1867, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie02_1867/259>, abgerufen am 19.11.2024.
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