sind, indem die Abbildungen nicht allein neue Arten im Sinne des reinen Systematikers, sondern auch zum Theil nur bis jetzt weniger oder unvollständig bekannte, ferner wichtige Form- oder Farben-Variationen und andere individuelle Ab- weichungen darstellen, ziemlich alle Gattungen und Unter- gattungen in den Abbildungen vertreten, so dass mit Hülfe derselben auch der minder Geübte ohne specielle Vorkennt- nisse mit einigem guten Willen in das System und in die unvermeidlichen Kunstausdrücke sich hineinfinden kann. Für die eigentliche Beschreibung der Arten blieb ich nach alter Sitte bei der lateinischen Sprache, eben der Kunstausdrücke wegen und um dieselben auch Ausländern, welche nicht der deutschen Sprache mächtig sind, verständlich zu machen.
Die zuverlässige Angabe des geographischen Vorkom- mens der einzelnen Arten war mir eine der wichtigsten Auf- gaben; eine Art unbekannten Vaterlandes ist für mich stets eine unvollständig bekannte. In dieser Hinsicht hat die spe- cielle Conchylienkunde in der letzten Zeit grosse Fortschritte gemacht, doch begegnet man auch noch in den neuesten syste- matischen Büchern, ohne Schuld der Verfasser, welche es eben nicht besser wissen konnten, einer Anzahl sei es zu unbe- stimmter, sei es geradezu unrichtiger Vaterlandsangaben; es ist daher wohl gerechtfertigt, dieselben ausdrücklich anzu- führen, um sie zu bekämpfen, damit es nicht den Anschein erhielte, dass die betreffenden Arten ganz übergangen seien, und auch gelegentlich durch eine Blumenlese älterer falscher Vaterlandsangaben, an deren Falschheit jetzt Niemand mehr zweifelt, zu zeigen, wie solche Unrichtigkeiten entstehen: am häufigsten durch Seereisende, welche verschiedene Länder besuchen und alles auf derselben Reise Gesammelte unter- schiedslos zusammenwerfen, in anderen Fällen durch einzelne Stücke, welche als Geschenke Anderer in eine sonst locale Sammlung hineingerathen. Gerade diese Arbeit hat mich überzeugt, wie sehr viel in Bezug auf die Kenntniss der
sind, indem die Abbildungen nicht allein neue Arten im Sinne des reinen Systematikers, sondern auch zum Theil nur bis jetzt weniger oder unvollständig bekannte, ferner wichtige Form- oder Farben-Variationen und andere individuelle Ab- weichungen darstellen, ziemlich alle Gattungen und Unter- gattungen in den Abbildungen vertreten, so dass mit Hülfe derselben auch der minder Geübte ohne specielle Vorkennt- nisse mit einigem guten Willen in das System und in die unvermeidlichen Kunstausdrücke sich hineinfinden kann. Für die eigentliche Beschreibung der Arten blieb ich nach alter Sitte bei der lateinischen Sprache, eben der Kunstausdrücke wegen und um dieselben auch Ausländern, welche nicht der deutschen Sprache mächtig sind, verständlich zu machen.
Die zuverlässige Angabe des geographischen Vorkom- mens der einzelnen Arten war mir eine der wichtigsten Auf- gaben; eine Art unbekannten Vaterlandes ist für mich stets eine unvollständig bekannte. In dieser Hinsicht hat die spe- cielle Conchylienkunde in der letzten Zeit grosse Fortschritte gemacht, doch begegnet man auch noch in den neuesten syste- matischen Büchern, ohne Schuld der Verfasser, welche es eben nicht besser wissen konnten, einer Anzahl sei es zu unbe- stimmter, sei es geradezu unrichtiger Vaterlandsangaben; es ist daher wohl gerechtfertigt, dieselben ausdrücklich anzu- führen, um sie zu bekämpfen, damit es nicht den Anschein erhielte, dass die betreffenden Arten ganz übergangen seien, und auch gelegentlich durch eine Blumenlese älterer falscher Vaterlandsangaben, an deren Falschheit jetzt Niemand mehr zweifelt, zu zeigen, wie solche Unrichtigkeiten entstehen: am häufigsten durch Seereisende, welche verschiedene Länder besuchen und alles auf derselben Reise Gesammelte unter- schiedslos zusammenwerfen, in anderen Fällen durch einzelne Stücke, welche als Geschenke Anderer in eine sonst locale Sammlung hineingerathen. Gerade diese Arbeit hat mich überzeugt, wie sehr viel in Bezug auf die Kenntniss der
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[VII/0015]
sind, indem die Abbildungen nicht allein neue Arten im Sinne
des reinen Systematikers, sondern auch zum Theil nur bis
jetzt weniger oder unvollständig bekannte, ferner wichtige
Form- oder Farben-Variationen und andere individuelle Ab-
weichungen darstellen, ziemlich alle Gattungen und Unter-
gattungen in den Abbildungen vertreten, so dass mit Hülfe
derselben auch der minder Geübte ohne specielle Vorkennt-
nisse mit einigem guten Willen in das System und in die
unvermeidlichen Kunstausdrücke sich hineinfinden kann. Für
die eigentliche Beschreibung der Arten blieb ich nach alter
Sitte bei der lateinischen Sprache, eben der Kunstausdrücke
wegen und um dieselben auch Ausländern, welche nicht der
deutschen Sprache mächtig sind, verständlich zu machen.
Die zuverlässige Angabe des geographischen Vorkom-
mens der einzelnen Arten war mir eine der wichtigsten Auf-
gaben; eine Art unbekannten Vaterlandes ist für mich stets
eine unvollständig bekannte. In dieser Hinsicht hat die spe-
cielle Conchylienkunde in der letzten Zeit grosse Fortschritte
gemacht, doch begegnet man auch noch in den neuesten syste-
matischen Büchern, ohne Schuld der Verfasser, welche es eben
nicht besser wissen konnten, einer Anzahl sei es zu unbe-
stimmter, sei es geradezu unrichtiger Vaterlandsangaben; es
ist daher wohl gerechtfertigt, dieselben ausdrücklich anzu-
führen, um sie zu bekämpfen, damit es nicht den Anschein
erhielte, dass die betreffenden Arten ganz übergangen seien,
und auch gelegentlich durch eine Blumenlese älterer falscher
Vaterlandsangaben, an deren Falschheit jetzt Niemand mehr
zweifelt, zu zeigen, wie solche Unrichtigkeiten entstehen: am
häufigsten durch Seereisende, welche verschiedene Länder
besuchen und alles auf derselben Reise Gesammelte unter-
schiedslos zusammenwerfen, in anderen Fällen durch einzelne
Stücke, welche als Geschenke Anderer in eine sonst locale
Sammlung hineingerathen. Gerade diese Arbeit hat mich
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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Zweiter Band. Berlin, 1867, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie02_1867/15>, abgerufen am 28.11.2024.
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