Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.Variationen des R und S. diesen scheinbaren Silben mit stummem Vocal der Fall gewesenist, oder ob nicht einige in der That nur Nothbehelfe der Ortho- graphie, in Ermangelung genügender Zeichen, von Anfang an gewesen, weiss ich nicht zu sagen. Hoffmann schreibt in diesen Fällen öfters den Vocal mit kleinerer Schrift oder ersetzt ihn zuweilen durch einen Apostroph; letztere Methode ist zu empfehlen, indem sie zugleich die Aussprache richtig angiebt und die Ortho- graphie andeutet. In anderen Fällen wird, um die Länge eines Vocals anzudeuten, dem betreffenden Silbenzeichen noch das gleich- artige oder ein ähnliches Vocalzeichen hinzugefügt, z. B. wo-o, oder wo-u, also in der That der Vocal doppelt geschrieben, doch einfach gesprochen. Minder regelmässige und wahrscheinlich mehr nach einzelnen Die veränderlichste Aussprache haben endlich, wie ander- Variationen des R und S. diesen scheinbaren Silben mit stummem Vocal der Fall gewesenist, oder ob nicht einige in der That nur Nothbehelfe der Ortho- graphie, in Ermangelung genügender Zeichen, von Anfang an gewesen, weiss ich nicht zu sagen. Hoffmann schreibt in diesen Fällen öfters den Vocal mit kleinerer Schrift oder ersetzt ihn zuweilen durch einen Apostroph; letztere Methode ist zu empfehlen, indem sie zugleich die Aussprache richtig angiebt und die Ortho- graphie andeutet. In anderen Fällen wird, um die Länge eines Vocals anzudeuten, dem betreffenden Silbenzeichen noch das gleich- artige oder ein ähnliches Vocalzeichen hinzugefügt, z. B. wo-o, oder wo-u, also in der That der Vocal doppelt geschrieben, doch einfach gesprochen. Minder regelmässige und wahrscheinlich mehr nach einzelnen Die veränderlichste Aussprache haben endlich, wie ander- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0092" n="74"/><fw place="top" type="header">Variationen des R und S.</fw><lb/> diesen scheinbaren Silben mit stummem Vocal der Fall gewesen<lb/> ist, oder ob nicht einige in der That nur Nothbehelfe der Ortho-<lb/> graphie, in Ermangelung genügender Zeichen, von Anfang an<lb/> gewesen, weiss ich nicht zu sagen. Hoffmann schreibt in diesen<lb/> Fällen öfters den Vocal mit kleinerer Schrift oder ersetzt ihn<lb/> zuweilen durch einen Apostroph; letztere Methode ist zu empfehlen,<lb/> indem sie zugleich die Aussprache richtig angiebt und die Ortho-<lb/> graphie andeutet. In anderen Fällen wird, um die Länge eines<lb/> Vocals anzudeuten, dem betreffenden Silbenzeichen noch das gleich-<lb/> artige oder ein ähnliches Vocalzeichen hinzugefügt, z. B. wo-o,<lb/> oder wo-u, also in der That der Vocal doppelt geschrieben, doch<lb/> einfach gesprochen.</p><lb/> <p>Minder regelmässige und wahrscheinlich mehr nach einzelnen<lb/> Gegenden dialectisch abändernde Variationen scheinen folgende zu<lb/> sein: die gewöhnlich als ra, re, ri, ro, ru umschriebenen Silben<lb/> enthalten nicht immer unser reines r, sondern öfters nur ein Mittel-<lb/> ding von r und l, so namentlich ri, werden daher auch zuweilen<lb/> mit l umschrieben; so schreibt z. B. die Fauna japonica Sciurus lis,<lb/> während ich gerade bei diesem Wort in Yokohama nur ris’ hören<lb/> konnte. Ueberhaupt ist unser l dem Munde des Japaners, wenig-<lb/> stens so weit meine Erfahrung mit den gemeinen Leuten aus der<lb/> Gegend von Yeddo reicht, so durchaus fremd, dass sie selbst, wenn<lb/> sie unsere Wörter nachsprechen, r statt l sagen, z. B. Oranda für<lb/> Holländer, stifaru für Stiefel. In anderen Fällen lautete das r ähnlich<lb/> unserem d, namentlich in re, zuweilen auch ru, so dass man in<lb/> Versuchung kommen konnte, de oder dru zu schreiben. Dieses<lb/> stimmt damit zusammen, dass auch in anderen Sprachen d und l<lb/> wechseln kann, wovon ein bekanntes Beispiel das griechische δακϱυ,<lb/> verglichen mit dem lateinischen lacruma, ist.</p><lb/> <p>Die veränderlichste Aussprache haben endlich, wie ander-<lb/> wärts, die S-Laute, so hörte ich in Yokohama fast alle si so breit<lb/> ausgesprochen, dass sie es verdienten, shi geschrieben zu werden,<lb/> zuweilen aber auch wie tsi, z. B. kishi und kitsi statt kisi, ferner<lb/> manche Silben, welche übereinstimmend tsi oder tsu (aus der<lb/> t-Gruppe) geschrieben werden, wie ein einfaches scharfes S, so<lb/> z. B. úsura, Wachtel. Mein Diener wollte übrigens noch die Aus-<lb/> sprache von tsi, dsi und dem wie tsi gesprochenen si unterschieden<lb/> wissen, was aber meinem Ohre nicht gelang.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0092]
Variationen des R und S.
diesen scheinbaren Silben mit stummem Vocal der Fall gewesen
ist, oder ob nicht einige in der That nur Nothbehelfe der Ortho-
graphie, in Ermangelung genügender Zeichen, von Anfang an
gewesen, weiss ich nicht zu sagen. Hoffmann schreibt in diesen
Fällen öfters den Vocal mit kleinerer Schrift oder ersetzt ihn
zuweilen durch einen Apostroph; letztere Methode ist zu empfehlen,
indem sie zugleich die Aussprache richtig angiebt und die Ortho-
graphie andeutet. In anderen Fällen wird, um die Länge eines
Vocals anzudeuten, dem betreffenden Silbenzeichen noch das gleich-
artige oder ein ähnliches Vocalzeichen hinzugefügt, z. B. wo-o,
oder wo-u, also in der That der Vocal doppelt geschrieben, doch
einfach gesprochen.
Minder regelmässige und wahrscheinlich mehr nach einzelnen
Gegenden dialectisch abändernde Variationen scheinen folgende zu
sein: die gewöhnlich als ra, re, ri, ro, ru umschriebenen Silben
enthalten nicht immer unser reines r, sondern öfters nur ein Mittel-
ding von r und l, so namentlich ri, werden daher auch zuweilen
mit l umschrieben; so schreibt z. B. die Fauna japonica Sciurus lis,
während ich gerade bei diesem Wort in Yokohama nur ris’ hören
konnte. Ueberhaupt ist unser l dem Munde des Japaners, wenig-
stens so weit meine Erfahrung mit den gemeinen Leuten aus der
Gegend von Yeddo reicht, so durchaus fremd, dass sie selbst, wenn
sie unsere Wörter nachsprechen, r statt l sagen, z. B. Oranda für
Holländer, stifaru für Stiefel. In anderen Fällen lautete das r ähnlich
unserem d, namentlich in re, zuweilen auch ru, so dass man in
Versuchung kommen konnte, de oder dru zu schreiben. Dieses
stimmt damit zusammen, dass auch in anderen Sprachen d und l
wechseln kann, wovon ein bekanntes Beispiel das griechische δακϱυ,
verglichen mit dem lateinischen lacruma, ist.
Die veränderlichste Aussprache haben endlich, wie ander-
wärts, die S-Laute, so hörte ich in Yokohama fast alle si so breit
ausgesprochen, dass sie es verdienten, shi geschrieben zu werden,
zuweilen aber auch wie tsi, z. B. kishi und kitsi statt kisi, ferner
manche Silben, welche übereinstimmend tsi oder tsu (aus der
t-Gruppe) geschrieben werden, wie ein einfaches scharfes S, so
z. B. úsura, Wachtel. Mein Diener wollte übrigens noch die Aus-
sprache von tsi, dsi und dem wie tsi gesprochenen si unterschieden
wissen, was aber meinem Ohre nicht gelang.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |