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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Variationen des R und S.
diesen scheinbaren Silben mit stummem Vocal der Fall gewesen
ist, oder ob nicht einige in der That nur Nothbehelfe der Ortho-
graphie, in Ermangelung genügender Zeichen, von Anfang an
gewesen, weiss ich nicht zu sagen. Hoffmann schreibt in diesen
Fällen öfters den Vocal mit kleinerer Schrift oder ersetzt ihn
zuweilen durch einen Apostroph; letztere Methode ist zu empfehlen,
indem sie zugleich die Aussprache richtig angiebt und die Ortho-
graphie andeutet. In anderen Fällen wird, um die Länge eines
Vocals anzudeuten, dem betreffenden Silbenzeichen noch das gleich-
artige oder ein ähnliches Vocalzeichen hinzugefügt, z. B. wo-o,
oder wo-u, also in der That der Vocal doppelt geschrieben, doch
einfach gesprochen.

Minder regelmässige und wahrscheinlich mehr nach einzelnen
Gegenden dialectisch abändernde Variationen scheinen folgende zu
sein: die gewöhnlich als ra, re, ri, ro, ru umschriebenen Silben
enthalten nicht immer unser reines r, sondern öfters nur ein Mittel-
ding von r und l, so namentlich ri, werden daher auch zuweilen
mit l umschrieben; so schreibt z. B. die Fauna japonica Sciurus lis,
während ich gerade bei diesem Wort in Yokohama nur ris' hören
konnte. Ueberhaupt ist unser l dem Munde des Japaners, wenig-
stens so weit meine Erfahrung mit den gemeinen Leuten aus der
Gegend von Yeddo reicht, so durchaus fremd, dass sie selbst, wenn
sie unsere Wörter nachsprechen, r statt l sagen, z. B. Oranda für
Holländer, stifaru für Stiefel. In anderen Fällen lautete das r ähnlich
unserem d, namentlich in re, zuweilen auch ru, so dass man in
Versuchung kommen konnte, de oder dru zu schreiben. Dieses
stimmt damit zusammen, dass auch in anderen Sprachen d und l
wechseln kann, wovon ein bekanntes Beispiel das griechische dakru,
verglichen mit dem lateinischen lacruma, ist.

Die veränderlichste Aussprache haben endlich, wie ander-
wärts, die S-Laute, so hörte ich in Yokohama fast alle si so breit
ausgesprochen, dass sie es verdienten, shi geschrieben zu werden,
zuweilen aber auch wie tsi, z. B. kishi und kitsi statt kisi, ferner
manche Silben, welche übereinstimmend tsi oder tsu (aus der
t-Gruppe) geschrieben werden, wie ein einfaches scharfes S, so
z. B. usura, Wachtel. Mein Diener wollte übrigens noch die Aus-
sprache von tsi, dsi und dem wie tsi gesprochenen si unterschieden
wissen, was aber meinem Ohre nicht gelang.

Variationen des R und S.
diesen scheinbaren Silben mit stummem Vocal der Fall gewesen
ist, oder ob nicht einige in der That nur Nothbehelfe der Ortho-
graphie, in Ermangelung genügender Zeichen, von Anfang an
gewesen, weiss ich nicht zu sagen. Hoffmann schreibt in diesen
Fällen öfters den Vocal mit kleinerer Schrift oder ersetzt ihn
zuweilen durch einen Apostroph; letztere Methode ist zu empfehlen,
indem sie zugleich die Aussprache richtig angiebt und die Ortho-
graphie andeutet. In anderen Fällen wird, um die Länge eines
Vocals anzudeuten, dem betreffenden Silbenzeichen noch das gleich-
artige oder ein ähnliches Vocalzeichen hinzugefügt, z. B. wo-o,
oder wo-u, also in der That der Vocal doppelt geschrieben, doch
einfach gesprochen.

Minder regelmässige und wahrscheinlich mehr nach einzelnen
Gegenden dialectisch abändernde Variationen scheinen folgende zu
sein: die gewöhnlich als ra, re, ri, ro, ru umschriebenen Silben
enthalten nicht immer unser reines r, sondern öfters nur ein Mittel-
ding von r und l, so namentlich ri, werden daher auch zuweilen
mit l umschrieben; so schreibt z. B. die Fauna japonica Sciurus lis,
während ich gerade bei diesem Wort in Yokohama nur ris’ hören
konnte. Ueberhaupt ist unser l dem Munde des Japaners, wenig-
stens so weit meine Erfahrung mit den gemeinen Leuten aus der
Gegend von Yeddo reicht, so durchaus fremd, dass sie selbst, wenn
sie unsere Wörter nachsprechen, r statt l sagen, z. B. Oranda für
Holländer, stifaru für Stiefel. In anderen Fällen lautete das r ähnlich
unserem d, namentlich in re, zuweilen auch ru, so dass man in
Versuchung kommen konnte, de oder dru zu schreiben. Dieses
stimmt damit zusammen, dass auch in anderen Sprachen d und l
wechseln kann, wovon ein bekanntes Beispiel das griechische δακϱυ,
verglichen mit dem lateinischen lacruma, ist.

Die veränderlichste Aussprache haben endlich, wie ander-
wärts, die S-Laute, so hörte ich in Yokohama fast alle si so breit
ausgesprochen, dass sie es verdienten, shi geschrieben zu werden,
zuweilen aber auch wie tsi, z. B. kishi und kitsi statt kisi, ferner
manche Silben, welche übereinstimmend tsi oder tsu (aus der
t-Gruppe) geschrieben werden, wie ein einfaches scharfes S, so
z. B. úsura, Wachtel. Mein Diener wollte übrigens noch die Aus-
sprache von tsi, dsi und dem wie tsi gesprochenen si unterschieden
wissen, was aber meinem Ohre nicht gelang.

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[74/0092] Variationen des R und S. diesen scheinbaren Silben mit stummem Vocal der Fall gewesen ist, oder ob nicht einige in der That nur Nothbehelfe der Ortho- graphie, in Ermangelung genügender Zeichen, von Anfang an gewesen, weiss ich nicht zu sagen. Hoffmann schreibt in diesen Fällen öfters den Vocal mit kleinerer Schrift oder ersetzt ihn zuweilen durch einen Apostroph; letztere Methode ist zu empfehlen, indem sie zugleich die Aussprache richtig angiebt und die Ortho- graphie andeutet. In anderen Fällen wird, um die Länge eines Vocals anzudeuten, dem betreffenden Silbenzeichen noch das gleich- artige oder ein ähnliches Vocalzeichen hinzugefügt, z. B. wo-o, oder wo-u, also in der That der Vocal doppelt geschrieben, doch einfach gesprochen. Minder regelmässige und wahrscheinlich mehr nach einzelnen Gegenden dialectisch abändernde Variationen scheinen folgende zu sein: die gewöhnlich als ra, re, ri, ro, ru umschriebenen Silben enthalten nicht immer unser reines r, sondern öfters nur ein Mittel- ding von r und l, so namentlich ri, werden daher auch zuweilen mit l umschrieben; so schreibt z. B. die Fauna japonica Sciurus lis, während ich gerade bei diesem Wort in Yokohama nur ris’ hören konnte. Ueberhaupt ist unser l dem Munde des Japaners, wenig- stens so weit meine Erfahrung mit den gemeinen Leuten aus der Gegend von Yeddo reicht, so durchaus fremd, dass sie selbst, wenn sie unsere Wörter nachsprechen, r statt l sagen, z. B. Oranda für Holländer, stifaru für Stiefel. In anderen Fällen lautete das r ähnlich unserem d, namentlich in re, zuweilen auch ru, so dass man in Versuchung kommen konnte, de oder dru zu schreiben. Dieses stimmt damit zusammen, dass auch in anderen Sprachen d und l wechseln kann, wovon ein bekanntes Beispiel das griechische δακϱυ, verglichen mit dem lateinischen lacruma, ist. Die veränderlichste Aussprache haben endlich, wie ander- wärts, die S-Laute, so hörte ich in Yokohama fast alle si so breit ausgesprochen, dass sie es verdienten, shi geschrieben zu werden, zuweilen aber auch wie tsi, z. B. kishi und kitsi statt kisi, ferner manche Silben, welche übereinstimmend tsi oder tsu (aus der t-Gruppe) geschrieben werden, wie ein einfaches scharfes S, so z. B. úsura, Wachtel. Mein Diener wollte übrigens noch die Aus- sprache von tsi, dsi und dem wie tsi gesprochenen si unterschieden wissen, was aber meinem Ohre nicht gelang.

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/92>, abgerufen am 25.11.2024.