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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Silbenzeichen der Japaner.
kh aus dem griechischen Alphabet ist im Folgenden nach
Lepsius' Vorgang für den einfachen Consonanten gebraucht,
welcher im Deutschen ch geschrieben wird, im Englischen,
Französischen und Italienischen ganz fehlt. Obwohl ich
es im Japanischen nur im Beginn eines Wortes hörte, war
es doch, so weit ich mich erinnere, stets die weichere
Form desselben, welche Lepsius mit einem Accent über
dem Buchstaben bezeichnet, und welche wir Deutsche nie
als Anlaut, sondern nur als In- oder Auslaut sprechen,
wie z. B. in ich und lachen.

Um zu zeigen, dass die Abweichungen zwischen Orthographie
und Aussprache in Japan, wie anderwärts, nicht regellos sind, muss
ich etwas näher auf die japanischen Schriftzeichen eingehen und
Einiges darüber erörtern, was schon Hoffmann und Andere aus-
einandergesetzt haben, um dann die Regeln jener Abweichungen ver-
ständlich zu machen. Die japanischen Schriftzeichen bezeichnen
nicht einzelne Laute, d. h. Consonanten oder Vocale, sondern je
eine Silbe, möge sie nun aus einem einzelnen Vocal oder aus einem
Vocal und Consonanten bestehen, in letzterem Falle aber stets nur
eine solche, die aus einem einzigen Consonanten und einem fol-
genden Vocal besteht. Nur für Einen Consonanten (n) am Schluss
der Wörter oder Silben haben sie ein eigenes Zeichen; ich hörte es bald
entschieden als n (ng der Deutschen), bald als einfaches n sprechen,
ersteres z. B. in ban, Wasserhuhn, letzteres in Nipon, Japan. Ihrer
rein vocalischen Silben oder kurzweg Vocale sind fünf -- dieselben,
wie die Hauptvocale des lateinischen und deutschen Alphabets --
a, i, u, e, o (nach japanischer Reihenfolge), und kann man auch
die consonantischen Silben in Gruppen von je fünf theilen, deren
Glieder unter sich denselben consonantischen Anlaut mit je einem
dieser fünf Vocale verbinden. Obwohl nun das japanische Alphabet
oder Abece (iroha, irofa, ebenfalls nach den drei ersten Zeichen,
genannt) 48 Zeichen (das Schluss-N eingeschlossen) enthält, so
kann es doch nach dem Gesagten weit weniger Consonanten in
unserem Sinn unterscheiden, als unser Alphabet, nämlich nur
[Formel 1] oder noch genauer [Formel 2] , indem die
Anlage des iroha eigentlich noch drei weitere Zeichen, als die
48 vorhandenen fordert, aber diese drei Silben wegen Aehnlichkeit
mit anderen kein besonderes Zeichen haben, nämlich yi mit i, we

Silbenzeichen der Japaner.
χ aus dem griechischen Alphabet ist im Folgenden nach
Lepsius’ Vorgang für den einfachen Consonanten gebraucht,
welcher im Deutschen ch geschrieben wird, im Englischen,
Französischen und Italienischen ganz fehlt. Obwohl ich
es im Japanischen nur im Beginn eines Wortes hörte, war
es doch, so weit ich mich erinnere, stets die weichere
Form desselben, welche Lepsius mit einem Accent über
dem Buchstaben bezeichnet, und welche wir Deutsche nie
als Anlaut, sondern nur als In- oder Auslaut sprechen,
wie z. B. in ich und lachen.

Um zu zeigen, dass die Abweichungen zwischen Orthographie
und Aussprache in Japan, wie anderwärts, nicht regellos sind, muss
ich etwas näher auf die japanischen Schriftzeichen eingehen und
Einiges darüber erörtern, was schon Hoffmann und Andere aus-
einandergesetzt haben, um dann die Regeln jener Abweichungen ver-
ständlich zu machen. Die japanischen Schriftzeichen bezeichnen
nicht einzelne Laute, d. h. Consonanten oder Vocale, sondern je
eine Silbe, möge sie nun aus einem einzelnen Vocal oder aus einem
Vocal und Consonanten bestehen, in letzterem Falle aber stets nur
eine solche, die aus einem einzigen Consonanten und einem fol-
genden Vocal besteht. Nur für Einen Consonanten (n) am Schluss
der Wörter oder Silben haben sie ein eigenes Zeichen; ich hörte es bald
entschieden als ṅ (ng der Deutschen), bald als einfaches n sprechen,
ersteres z. B. in baṅ, Wasserhuhn, letzteres in Nipon, Japan. Ihrer
rein vocalischen Silben oder kurzweg Vocale sind fünf — dieselben,
wie die Hauptvocale des lateinischen und deutschen Alphabets —
a, i, u, e, o (nach japanischer Reihenfolge), und kann man auch
die consonantischen Silben in Gruppen von je fünf theilen, deren
Glieder unter sich denselben consonantischen Anlaut mit je einem
dieser fünf Vocale verbinden. Obwohl nun das japanische Alphabet
oder Abece (iroha, irofa, ebenfalls nach den drei ersten Zeichen,
genannt) 48 Zeichen (das Schluss-N eingeschlossen) enthält, so
kann es doch nach dem Gesagten weit weniger Consonanten in
unserem Sinn unterscheiden, als unser Alphabet, nämlich nur
[Formel 1] oder noch genauer [Formel 2] , indem die
Anlage des iroha eigentlich noch drei weitere Zeichen, als die
48 vorhandenen fordert, aber diese drei Silben wegen Aehnlichkeit
mit anderen kein besonderes Zeichen haben, nämlich yi mit i, we

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[71/0089] Silbenzeichen der Japaner. χ aus dem griechischen Alphabet ist im Folgenden nach Lepsius’ Vorgang für den einfachen Consonanten gebraucht, welcher im Deutschen ch geschrieben wird, im Englischen, Französischen und Italienischen ganz fehlt. Obwohl ich es im Japanischen nur im Beginn eines Wortes hörte, war es doch, so weit ich mich erinnere, stets die weichere Form desselben, welche Lepsius mit einem Accent über dem Buchstaben bezeichnet, und welche wir Deutsche nie als Anlaut, sondern nur als In- oder Auslaut sprechen, wie z. B. in ich und lachen. Um zu zeigen, dass die Abweichungen zwischen Orthographie und Aussprache in Japan, wie anderwärts, nicht regellos sind, muss ich etwas näher auf die japanischen Schriftzeichen eingehen und Einiges darüber erörtern, was schon Hoffmann und Andere aus- einandergesetzt haben, um dann die Regeln jener Abweichungen ver- ständlich zu machen. Die japanischen Schriftzeichen bezeichnen nicht einzelne Laute, d. h. Consonanten oder Vocale, sondern je eine Silbe, möge sie nun aus einem einzelnen Vocal oder aus einem Vocal und Consonanten bestehen, in letzterem Falle aber stets nur eine solche, die aus einem einzigen Consonanten und einem fol- genden Vocal besteht. Nur für Einen Consonanten (n) am Schluss der Wörter oder Silben haben sie ein eigenes Zeichen; ich hörte es bald entschieden als ṅ (ng der Deutschen), bald als einfaches n sprechen, ersteres z. B. in baṅ, Wasserhuhn, letzteres in Nipon, Japan. Ihrer rein vocalischen Silben oder kurzweg Vocale sind fünf — dieselben, wie die Hauptvocale des lateinischen und deutschen Alphabets — a, i, u, e, o (nach japanischer Reihenfolge), und kann man auch die consonantischen Silben in Gruppen von je fünf theilen, deren Glieder unter sich denselben consonantischen Anlaut mit je einem dieser fünf Vocale verbinden. Obwohl nun das japanische Alphabet oder Abece (iroha, irofa, ebenfalls nach den drei ersten Zeichen, genannt) 48 Zeichen (das Schluss-N eingeschlossen) enthält, so kann es doch nach dem Gesagten weit weniger Consonanten in unserem Sinn unterscheiden, als unser Alphabet, nämlich nur [FORMEL] oder noch genauer [FORMEL], indem die Anlage des iroha eigentlich noch drei weitere Zeichen, als die 48 vorhandenen fordert, aber diese drei Silben wegen Aehnlichkeit mit anderen kein besonderes Zeichen haben, nämlich yi mit i, we

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/89>, abgerufen am 26.11.2024.