Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.Fabelhafte Thiere der Japaner. kunft deutenden Familienzug, sie sind alle nach chinesischemGeschmack verziert, mit recht lang und dicht behaarten, wo möglich zwei- und dreitheiligen Schweifen, an Schultern und Füssen mit zackigen Auswüchsen, bei denen man nicht weiss, ob das Motiv dazu einem Hirschgeweih oder einem im Winde flattern- den Wimpel entnommen ist. Zu diesen oft als Bilder oder in Bronzefiguren dargestellten Fabelthieren gehört unter den Vier- füsslern vor allen das kirin (chin. kilin), ein zweihufiges Einhorn, der shishi (sisi), ein entstellter, doch noch erkennbarer Löwe, der tatasu, ein Einhorn mit Krallen und schildkrötenartig getäfeltem Rücken, der baku, Kopf und Körperform des Elephanten mit der Zeichnung und Fussbildung des Panthers vereinigend, der ka-u-to (ki-a-u-tu chinesisch), ein riesiger Hase mit Wolfsmaul, endlich einige zwischen Affen, wilden Menschen und Gespenstern schwan- kende Figuren, unter den Vögeln der langschwänzige hoo-wo, fung-hwang bei den Chinesen, der achtflügelige seidaku, der zweiköpfige khiyokundori, unter den Reptilien der haarschweifige Schildkrötenkönig, minongame (minokame), Strohmantelschildkröte, eine Schildkröte mit Ohren und vier Vogelfüssen, ein aus Schlangen- leib, Adlerfüssen, Tigerkopf und Hirschgeweih zusammengesetzter Drachen, datsu oder riu, und viele andere. Sie sind offenbar chinesi- schen Quellen entlehnt, die meisten reine Combinationen der Phan- tasie, welche Theile verschiedenartiger Geschöpfe vielleicht aus allegorischen Gründen zusammensetzte. Mit den europäischen Thierbüchern der genannten Periode Der Text der Encyclopädie ist nämlich nicht nur chinesisch Fabelhafte Thiere der Japaner. kunft deutenden Familienzug, sie sind alle nach chinesischemGeschmack verziert, mit recht lang und dicht behaarten, wo möglich zwei- und dreitheiligen Schweifen, an Schultern und Füssen mit zackigen Auswüchsen, bei denen man nicht weiss, ob das Motiv dazu einem Hirschgeweih oder einem im Winde flattern- den Wimpel entnommen ist. Zu diesen oft als Bilder oder in Bronzefiguren dargestellten Fabelthieren gehört unter den Vier- füsslern vor allen das kirin (chin. kilin), ein zweihufiges Einhorn, der shishi (sisi), ein entstellter, doch noch erkennbarer Löwe, der tatasu, ein Einhorn mit Krallen und schildkrötenartig getäfeltem Rücken, der baku, Kopf und Körperform des Elephanten mit der Zeichnung und Fussbildung des Panthers vereinigend, der ka-u-to (ki-a-u-tu chinesisch), ein riesiger Hase mit Wolfsmaul, endlich einige zwischen Affen, wilden Menschen und Gespenstern schwan- kende Figuren, unter den Vögeln der langschwänzige hoo-wo, fung-hwang bei den Chinesen, der achtflügelige seidaku, der zweiköpfige χiyokundori, unter den Reptilien der haarschweifige Schildkrötenkönig, minongame (minokame), Strohmantelschildkröte, eine Schildkröte mit Ohren und vier Vogelfüssen, ein aus Schlangen- leib, Adlerfüssen, Tigerkopf und Hirschgeweih zusammengesetzter Drachen, datsu oder riu, und viele andere. Sie sind offenbar chinesi- schen Quellen entlehnt, die meisten reine Combinationen der Phan- tasie, welche Theile verschiedenartiger Geschöpfe vielleicht aus allegorischen Gründen zusammensetzte. Mit den europäischen Thierbüchern der genannten Periode Der Text der Encyclopädie ist nämlich nicht nur chinesisch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0084" n="66"/><fw place="top" type="header">Fabelhafte Thiere der Japaner.</fw><lb/> kunft deutenden Familienzug, sie sind alle nach chinesischem<lb/> Geschmack verziert, mit recht lang und dicht behaarten, wo<lb/> möglich zwei- und dreitheiligen Schweifen, an Schultern und<lb/> Füssen mit zackigen Auswüchsen, bei denen man nicht weiss, ob<lb/> das Motiv dazu einem Hirschgeweih oder einem im Winde flattern-<lb/> den Wimpel entnommen ist. 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Fabelhafte Thiere der Japaner.
kunft deutenden Familienzug, sie sind alle nach chinesischem
Geschmack verziert, mit recht lang und dicht behaarten, wo
möglich zwei- und dreitheiligen Schweifen, an Schultern und
Füssen mit zackigen Auswüchsen, bei denen man nicht weiss, ob
das Motiv dazu einem Hirschgeweih oder einem im Winde flattern-
den Wimpel entnommen ist. Zu diesen oft als Bilder oder in
Bronzefiguren dargestellten Fabelthieren gehört unter den Vier-
füsslern vor allen das kirin (chin. kilin), ein zweihufiges Einhorn,
der shishi (sisi), ein entstellter, doch noch erkennbarer Löwe, der
tatasu, ein Einhorn mit Krallen und schildkrötenartig getäfeltem
Rücken, der baku, Kopf und Körperform des Elephanten mit der
Zeichnung und Fussbildung des Panthers vereinigend, der ka-u-to
(ki-a-u-tu chinesisch), ein riesiger Hase mit Wolfsmaul, endlich
einige zwischen Affen, wilden Menschen und Gespenstern schwan-
kende Figuren, unter den Vögeln der langschwänzige hoo-wo,
fung-hwang bei den Chinesen, der achtflügelige seidaku, der
zweiköpfige χiyokundori, unter den Reptilien der haarschweifige
Schildkrötenkönig, minongame (minokame), Strohmantelschildkröte,
eine Schildkröte mit Ohren und vier Vogelfüssen, ein aus Schlangen-
leib, Adlerfüssen, Tigerkopf und Hirschgeweih zusammengesetzter
Drachen, datsu oder riu, und viele andere. Sie sind offenbar chinesi-
schen Quellen entlehnt, die meisten reine Combinationen der Phan-
tasie, welche Theile verschiedenartiger Geschöpfe vielleicht aus
allegorischen Gründen zusammensetzte.
Mit den europäischen Thierbüchern der genannten Periode
harmonirt die japanische Encyclopädie auch in Bezug auf die
schwarzen in den Text eingedruckten Holzschnitte und in der Be-
handlung des Textes, in dem nicht die Beschreibung des Thieres
an sich, sondern seine »Kräfte« als Nahrungsmittel und Arznei,
höchstens noch besondere, nicht immer richtig verstandene Lebens-
gewohnheiten, das Hauptthema bilden; wenigstens schliesse ich
das aus dem, was mir Prof. Hoffmann in Leiden über mehrere der-
selben zu übersetzen die Freundlichkeit gehabt hatte.
Der Text der Encyclopädie ist nämlich nicht nur chinesisch
geschrieben und mir somit ganz unverständlich, sondern auch fast
immer zunächst aus einer älteren chinesischen Encyclopädie entlehnt,
worauf erst, durch ein kleines Dreieck kenntlich gemacht, die Zusätze
des japanischen Schriftstellers folgen, wenn nämlich das Thier auch
in Japan vorkommt; in einzelnen Fällen scheint aber das von dem
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