VII. JAPAN. YEDDO UND YOKOHAMA, VOM 14. SEPTEMBER 1860 BIS 30. JANUAR 1861. NANGASAKI, VOM 17. BIS 24. FEBRUAR 1861.
Ein schöner Herbst und ein trüber, doch milder Winter, während dessen es nur an wenigen Tagen Schnee oder Eis, aber um so mehr Regen gab, ein Terrain von niedrigen dünn bewaldeten Hügeln, Reis- feldern in den Thälern und flachem Schlamm- oder Rollsteinstrand, worin wir factisch Stunden weit ungehindert gehen, aber nirgends anders, als in Yeddo, Yokohama oder an Bord unserer Schiffe übernachten konnten, freie Verfügung über die gegenwärtige Zeit und reichliche Ausstattung mit dem hier gangbaren Geld, dagegen Mangel an aller technischen Hülfe und fortwährende Ungewissheit über die fernere Dauer des Aufenthaltes, ob er nach Tagen, Wochen oder Monaten zu rechnen sei, eine kleine Kammer zu ebener Erde ohne eigentliche Fenster zugleich als Wohnung und Laboratorium, bereitwillige anstellige Eingeborne als Diener, mit denen aber erst das Medium der Verständigung aufzufinden war, täglich morgens ein Fischmarkt, mehrere stets uns offene kleine Menagerieen und Vogelhandlungen, im Spätherbst und Winter gut versehene Geflügel- und Wildpretläden, endlich die Gelegenheit, zahlreiche Bilderbücher und Thierfiguren aus dem verschiedensten Material anzuschaffen -- das bezeichnet ungefähr das Feld, das den Naturforschern der Ex- pedition in Japan sich öffnete. Die erste schöne Zeit wurde selbst- verständlich zu zahlreichen Excursionen verwandt, in der späteren verboten sich dieselben grossentheils durch das ungünstige Wetter von selbst, dagegen hatte ich allmälich so viel von der japanischen Sprache aufgefasst, dass ich nicht nur mit mehr Ruhe über das Dargebotene unterhandeln, sondern auch mancherlei mir zu bringen Auftrag geben konnte. So brachte mir die erste Zeit haupt-
VII. JAPAN. YEDDO UND YOKOHAMA, VOM 14. SEPTEMBER 1860 BIS 30. JANUAR 1861. NANGASAKI, VOM 17. BIS 24. FEBRUAR 1861.
Ein schöner Herbst und ein trüber, doch milder Winter, während dessen es nur an wenigen Tagen Schnee oder Eis, aber um so mehr Regen gab, ein Terrain von niedrigen dünn bewaldeten Hügeln, Reis- feldern in den Thälern und flachem Schlamm- oder Rollsteinstrand, worin wir factisch Stunden weit ungehindert gehen, aber nirgends anders, als in Yeddo, Yokohama oder an Bord unserer Schiffe übernachten konnten, freie Verfügung über die gegenwärtige Zeit und reichliche Ausstattung mit dem hier gangbaren Geld, dagegen Mangel an aller technischen Hülfe und fortwährende Ungewissheit über die fernere Dauer des Aufenthaltes, ob er nach Tagen, Wochen oder Monaten zu rechnen sei, eine kleine Kammer zu ebener Erde ohne eigentliche Fenster zugleich als Wohnung und Laboratorium, bereitwillige anstellige Eingeborne als Diener, mit denen aber erst das Medium der Verständigung aufzufinden war, täglich morgens ein Fischmarkt, mehrere stets uns offene kleine Menagerieen und Vogelhandlungen, im Spätherbst und Winter gut versehene Geflügel- und Wildpretläden, endlich die Gelegenheit, zahlreiche Bilderbücher und Thierfiguren aus dem verschiedensten Material anzuschaffen — das bezeichnet ungefähr das Feld, das den Naturforschern der Ex- pedition in Japan sich öffnete. Die erste schöne Zeit wurde selbst- verständlich zu zahlreichen Excursionen verwandt, in der späteren verboten sich dieselben grossentheils durch das ungünstige Wetter von selbst, dagegen hatte ich allmälich so viel von der japanischen Sprache aufgefasst, dass ich nicht nur mit mehr Ruhe über das Dargebotene unterhandeln, sondern auch mancherlei mir zu bringen Auftrag geben konnte. So brachte mir die erste Zeit haupt-
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VII.
JAPAN.
YEDDO UND YOKOHAMA, VOM 14. SEPTEMBER 1860 BIS 30. JANUAR 1861.
NANGASAKI, VOM 17. BIS 24. FEBRUAR 1861.
Ein schöner Herbst und ein trüber, doch milder Winter, während
dessen es nur an wenigen Tagen Schnee oder Eis, aber um so mehr
Regen gab, ein Terrain von niedrigen dünn bewaldeten Hügeln, Reis-
feldern in den Thälern und flachem Schlamm- oder Rollsteinstrand,
worin wir factisch Stunden weit ungehindert gehen, aber nirgends
anders, als in Yeddo, Yokohama oder an Bord unserer Schiffe
übernachten konnten, freie Verfügung über die gegenwärtige Zeit
und reichliche Ausstattung mit dem hier gangbaren Geld, dagegen
Mangel an aller technischen Hülfe und fortwährende Ungewissheit
über die fernere Dauer des Aufenthaltes, ob er nach Tagen, Wochen
oder Monaten zu rechnen sei, eine kleine Kammer zu ebener Erde
ohne eigentliche Fenster zugleich als Wohnung und Laboratorium,
bereitwillige anstellige Eingeborne als Diener, mit denen aber erst
das Medium der Verständigung aufzufinden war, täglich morgens
ein Fischmarkt, mehrere stets uns offene kleine Menagerieen und
Vogelhandlungen, im Spätherbst und Winter gut versehene Geflügel-
und Wildpretläden, endlich die Gelegenheit, zahlreiche Bilderbücher
und Thierfiguren aus dem verschiedensten Material anzuschaffen —
das bezeichnet ungefähr das Feld, das den Naturforschern der Ex-
pedition in Japan sich öffnete. Die erste schöne Zeit wurde selbst-
verständlich zu zahlreichen Excursionen verwandt, in der späteren
verboten sich dieselben grossentheils durch das ungünstige Wetter
von selbst, dagegen hatte ich allmälich so viel von der japanischen
Sprache aufgefasst, dass ich nicht nur mit mehr Ruhe über
das Dargebotene unterhandeln, sondern auch mancherlei mir zu
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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. [61]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/79>, abgerufen am 23.11.2024.
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