Caranx (wahrscheinlich chrysos Mitchill), herausgeschöpft, welche wohl unter ihnen ein Versteck suchen. Es war dieses Ende Mai, also im Spätherbst der südlichen Halbkugel, und erinnerte mich deshalb an die Schwärme der Medusa (Aurelia) aurita L., welche sich in der Ostsee auch im Herbst zu zeigen pflegen. Ein anderes schwimmendes Geschöpf der Bai ist der Stachelbauch, Diodon, der zuweilen noch mit Luft aufgeblasen von den Wellen an den Strand geworfen wird.
Es braucht nicht erst hervorgehoben zu werden, wie sehr das Vorkommen der einzelnen Gattungen hier mit dem derselben an den europäischen Küsten übereinstimmt, wohl aber kann ich die Bemerkung nicht unterdrücken, dass ich eine grössere Unähnlichkeit in der Fauna vorausgesetzt hatte, und dass eigentlich nur Angesichts der grossen blauen Uca una in der kleinen Lache bei Praya formosa mir das Bewusstsein, in der Tropenwelt zu sein, zum Gefühl und zur Anschauung wurde. Freilich ist dabei zu bedenken, dass Rio selbst am Rande der Tropenzone liegt, dass die vielbeschiffte Bai der grössten Handelsstadt Südamerika's nicht der geeignetste Ort und der Spätherbst nicht die geeignetste Zeit zu solchen Forschungen ist, für die überhaupt eine Dauer von 14 Tagen kaum einen Anfang gestattet.
Unter den Bryozoen und Hydroidpolypen, welche theils an den Steinen, theils an der Schiffstreppe gefunden wurden, waren sogar einige, die ich nicht von den europäischen Arten unterscheiden konnte, so von ersteren Aeamarchis neritina L. sp., von letzteren Plumularia pluma L. sp. und eine Tubularia. Auch sind mit dem Schleppnetze zwei Exemplare eines Amphioxus gefangen worden, der nicht verschieden vom europäischen scheint.
Vergleichung mit der europäischen Fauna.
Caranx (wahrscheinlich chrysos Mitchill), herausgeschöpft, welche wohl unter ihnen ein Versteck suchen. Es war dieses Ende Mai, also im Spätherbst der südlichen Halbkugel, und erinnerte mich deshalb an die Schwärme der Medusa (Aurelia) aurita L., welche sich in der Ostsee auch im Herbst zu zeigen pflegen. Ein anderes schwimmendes Geschöpf der Bai ist der Stachelbauch, Diodon, der zuweilen noch mit Luft aufgeblasen von den Wellen an den Strand geworfen wird.
Es braucht nicht erst hervorgehoben zu werden, wie sehr das Vorkommen der einzelnen Gattungen hier mit dem derselben an den europäischen Küsten übereinstimmt, wohl aber kann ich die Bemerkung nicht unterdrücken, dass ich eine grössere Unähnlichkeit in der Fauna vorausgesetzt hatte, und dass eigentlich nur Angesichts der grossen blauen Uca una in der kleinen Lache bei Praya formosa mir das Bewusstsein, in der Tropenwelt zu sein, zum Gefühl und zur Anschauung wurde. Freilich ist dabei zu bedenken, dass Rio selbst am Rande der Tropenzone liegt, dass die vielbeschiffte Bai der grössten Handelsstadt Südamerika’s nicht der geeignetste Ort und der Spätherbst nicht die geeignetste Zeit zu solchen Forschungen ist, für die überhaupt eine Dauer von 14 Tagen kaum einen Anfang gestattet.
Unter den Bryozoen und Hydroidpolypen, welche theils an den Steinen, theils an der Schiffstreppe gefunden wurden, waren sogar einige, die ich nicht von den europäischen Arten unterscheiden konnte, so von ersteren Aeamarchis neritina L. sp., von letzteren Plumularia pluma L. sp. und eine Tubularia. Auch sind mit dem Schleppnetze zwei Exemplare eines Amphioxus gefangen worden, der nicht verschieden vom europäischen scheint.
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Vergleichung mit der europäischen Fauna.
Caranx (wahrscheinlich chrysos Mitchill), herausgeschöpft, welche
wohl unter ihnen ein Versteck suchen. Es war dieses Ende Mai,
also im Spätherbst der südlichen Halbkugel, und erinnerte mich
deshalb an die Schwärme der Medusa (Aurelia) aurita L., welche
sich in der Ostsee auch im Herbst zu zeigen pflegen. Ein anderes
schwimmendes Geschöpf der Bai ist der Stachelbauch, Diodon, der
zuweilen noch mit Luft aufgeblasen von den Wellen an den Strand
geworfen wird.
Es braucht nicht erst hervorgehoben zu werden, wie sehr
das Vorkommen der einzelnen Gattungen hier mit dem derselben
an den europäischen Küsten übereinstimmt, wohl aber kann ich die
Bemerkung nicht unterdrücken, dass ich eine grössere Unähnlichkeit
in der Fauna vorausgesetzt hatte, und dass eigentlich nur Angesichts
der grossen blauen Uca una in der kleinen Lache bei Praya formosa
mir das Bewusstsein, in der Tropenwelt zu sein, zum Gefühl und zur
Anschauung wurde. Freilich ist dabei zu bedenken, dass Rio selbst
am Rande der Tropenzone liegt, dass die vielbeschiffte Bai der
grössten Handelsstadt Südamerika’s nicht der geeignetste Ort und
der Spätherbst nicht die geeignetste Zeit zu solchen Forschungen
ist, für die überhaupt eine Dauer von 14 Tagen kaum einen Anfang
gestattet.
Unter den Bryozoen und Hydroidpolypen, welche theils an
den Steinen, theils an der Schiffstreppe gefunden wurden, waren
sogar einige, die ich nicht von den europäischen Arten unterscheiden
konnte, so von ersteren Aeamarchis neritina L. sp., von letzteren
Plumularia pluma L. sp. und eine Tubularia. Auch sind mit dem
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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/61>, abgerufen am 23.07.2024.
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