Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

Mücken, Bremsen, Haus-Insekten.
Muskito-Vorhänge, klambu, bei den Europäern und wohlhabenden
Einwohnern allgemein ist. Doleschall, der einzige, der sich speziell
mit der Untersuchung der Dipteren im Archipel selbst beschäftigt
hat, ist der Ansicht, dass es sehr vielerlei Arten sind, welche den
Menschen mit ihren Stichen belästigen. Beide Jahreszeiten sollen
eigenthümliche Arten zeigen und wahrscheinlich seien dieselben an
verschiedenen Plätzen verschieden. Er hat sieben Arten von Culex,
der bekanntesten unter den lästigen Gattungen Europas, theils aus
Java, theils aus Amboina beschrieben. Auf Amboina hat derselbe
auch fast mikroskopisch kleine Mücken beobachtet, deren Stich viel
schmerzlicher wird, als derjenige der Culexarten, wahrscheinlich
ein Simulium. 42)

Lästiger als die Muskitos wurden mir auf Borneo stellen-
weise im Freien, namentlich auf den Flüssen selbst im Boote, die
Bremsen, Tabanus, hier pitjaq genannt, von den Europäern als
Dajak'sche Fliegen bezeichnet. Die Familie der Bremsen, Tabanidae,
nimmt nach Doleschall gegen Osten merklich ab, während die
Mehrzahl der Dipteren-Familien keinen auffallenden Unterschied in
ihrer Vertretung zwischen Java und Borneo (Sarawak), Makassar
und Amboina zeigt. Weit verbreitete Arten sind nach demselben
namentlich Ptilocera quadridentata Wiedemann, von Sumatra bis zu
den Philippinen und Amboina und Java (Stratiomyidae), ferner Om-
matius fulvus Wiedemann, auf allen grossen Sunda-Inseln, den
Molukken und auch in Japan (Asilidae). Es ist übrigens zu erwarten,
dass noch viele der Arten, die bis jetzt nur an Einem Platze von
Einem Beobachter beschrieben worden sind, bei fortgesetzter Unter-
suchung eine nicht minder weite Verbreitung ergeben werden. Sehr
auffallend durch ihren hammerfischartig verbreiterten Kopf, wodurch
die Augen auf langen Stielen zu sitzen scheinen, sind die zwei
Gattungen Diopsis L., auch in Afrika zu Hause, und Achias Falr.

Von anderen menschlichen Parasiten hat nur die Laus einen
eigenen malaiischen Namen, kutu; der Floh wird Hundelaus, kutu
andjing, die Wanze Stinklaus, kutu busuq, genannt. Man möchte
daraus vermuthen, dass die beiden letzteren erst später durch mensch-
lichen Verkehr in den Archipel gekommen seien. Die Küchen-
schaben endlich, Blatta, malaiisch lipas, und die Zuckergästchen
oder Fischchen, Lepisma, sind sowohl im Archipel selbst, als auf
den Schiffen, die zwischen ihm und Europa fahren, häufig, daher
nicht zu entscheiden, wo ursprünglich zu Hause.

Mücken, Bremsen, Haus-Insekten.
Muskito-Vorhänge, klambu, bei den Europäern und wohlhabenden
Einwohnern allgemein ist. Doleschall, der einzige, der sich speziell
mit der Untersuchung der Dipteren im Archipel selbst beschäftigt
hat, ist der Ansicht, dass es sehr vielerlei Arten sind, welche den
Menschen mit ihren Stichen belästigen. Beide Jahreszeiten sollen
eigenthümliche Arten zeigen und wahrscheinlich seien dieselben an
verschiedenen Plätzen verschieden. Er hat sieben Arten von Culex,
der bekanntesten unter den lästigen Gattungen Europas, theils aus
Java, theils aus Amboina beschrieben. Auf Amboina hat derselbe
auch fast mikroskopisch kleine Mücken beobachtet, deren Stich viel
schmerzlicher wird, als derjenige der Culexarten, wahrscheinlich
ein Simulium. 42)

Lästiger als die Muskitos wurden mir auf Borneo stellen-
weise im Freien, namentlich auf den Flüssen selbst im Boote, die
Bremsen, Tabanus, hier pitjaq genannt, von den Europäern als
Dajak’sche Fliegen bezeichnet. Die Familie der Bremsen, Tabanidae,
nimmt nach Doleschall gegen Osten merklich ab, während die
Mehrzahl der Dipteren-Familien keinen auffallenden Unterschied in
ihrer Vertretung zwischen Java und Borneo (Sarawak), Makassar
und Amboina zeigt. Weit verbreitete Arten sind nach demselben
namentlich Ptilocera quadridentata Wiedemann, von Sumatra bis zu
den Philippinen und Amboina und Java (Stratiomyidae), ferner Om-
matius fulvus Wiedemann, auf allen grossen Sunda-Inseln, den
Molukken und auch in Japan (Asilidae). Es ist übrigens zu erwarten,
dass noch viele der Arten, die bis jetzt nur an Einem Platze von
Einem Beobachter beschrieben worden sind, bei fortgesetzter Unter-
suchung eine nicht minder weite Verbreitung ergeben werden. Sehr
auffallend durch ihren hammerfischartig verbreiterten Kopf, wodurch
die Augen auf langen Stielen zu sitzen scheinen, sind die zwei
Gattungen Diopsis L., auch in Afrika zu Hause, und Achias Falr.

Von anderen menschlichen Parasiten hat nur die Laus einen
eigenen malaiischen Namen, kutu; der Floh wird Hundelaus, kutu
andjing, die Wanze Stinklaus, kutu busuq, genannt. Man möchte
daraus vermuthen, dass die beiden letzteren erst später durch mensch-
lichen Verkehr in den Archipel gekommen seien. Die Küchen-
schaben endlich, Blatta, malaiisch lipas, und die Zuckergästchen
oder Fischchen, Lepisma, sind sowohl im Archipel selbst, als auf
den Schiffen, die zwischen ihm und Europa fahren, häufig, daher
nicht zu entscheiden, wo ursprünglich zu Hause.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0312" n="294"/><fw place="top" type="header">Mücken, Bremsen, Haus-Insekten.</fw><lb/>
Muskito-Vorhänge, klambu, bei den Europäern und wohlhabenden<lb/>
Einwohnern allgemein ist. Doleschall, der einzige, der sich speziell<lb/>
mit der Untersuchung der Dipteren im Archipel selbst beschäftigt<lb/>
hat, ist der Ansicht, dass es sehr vielerlei Arten sind, welche den<lb/>
Menschen mit ihren Stichen belästigen. Beide Jahreszeiten sollen<lb/>
eigenthümliche Arten zeigen und wahrscheinlich seien dieselben an<lb/>
verschiedenen Plätzen verschieden. Er hat sieben Arten von Culex,<lb/>
der bekanntesten unter den lästigen Gattungen Europas, theils aus<lb/>
Java, theils aus Amboina beschrieben. Auf Amboina hat derselbe<lb/>
auch fast mikroskopisch kleine Mücken beobachtet, deren Stich viel<lb/>
schmerzlicher wird, als derjenige der Culexarten, wahrscheinlich<lb/>
ein Simulium. <hi rendition="#sup">42</hi>)</p><lb/>
            <p>Lästiger als die Muskitos wurden mir auf Borneo stellen-<lb/>
weise im Freien, namentlich auf den Flüssen selbst im Boote, die<lb/><hi rendition="#g">Bremsen</hi>, Tabanus, hier pitjaq genannt, von den Europäern als<lb/>
Dajak&#x2019;sche Fliegen bezeichnet. Die Familie der Bremsen, Tabanidae,<lb/>
nimmt nach Doleschall gegen Osten merklich ab, während die<lb/>
Mehrzahl der Dipteren-Familien keinen auffallenden Unterschied in<lb/>
ihrer Vertretung zwischen Java und Borneo (Sarawak), Makassar<lb/>
und Amboina zeigt. Weit verbreitete Arten sind nach demselben<lb/>
namentlich Ptilocera quadridentata Wiedemann, von Sumatra bis zu<lb/>
den Philippinen und Amboina und Java (Stratiomyidae), ferner Om-<lb/>
matius fulvus Wiedemann, auf allen grossen Sunda-Inseln, den<lb/>
Molukken und auch in Japan (Asilidae). Es ist übrigens zu erwarten,<lb/>
dass noch viele der Arten, die bis jetzt nur an Einem Platze von<lb/>
Einem Beobachter beschrieben worden sind, bei fortgesetzter Unter-<lb/>
suchung eine nicht minder weite Verbreitung ergeben werden. Sehr<lb/>
auffallend durch ihren hammerfischartig verbreiterten Kopf, wodurch<lb/>
die Augen auf langen Stielen zu sitzen scheinen, sind die zwei<lb/>
Gattungen Diopsis L., auch in Afrika zu Hause, und Achias Falr.</p><lb/>
            <p>Von anderen menschlichen Parasiten hat nur die Laus einen<lb/>
eigenen malaiischen Namen, kutu; der Floh wird Hundelaus, kutu<lb/>
andjing, die Wanze Stinklaus, kutu busuq, genannt. Man möchte<lb/>
daraus vermuthen, dass die beiden letzteren erst später durch mensch-<lb/>
lichen Verkehr in den Archipel gekommen seien. Die Küchen-<lb/>
schaben endlich, Blatta, malaiisch lipas, und die Zuckergästchen<lb/>
oder Fischchen, Lepisma, sind sowohl im Archipel selbst, als auf<lb/>
den Schiffen, die zwischen ihm und Europa fahren, häufig, daher<lb/>
nicht zu entscheiden, wo ursprünglich zu Hause.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0312] Mücken, Bremsen, Haus-Insekten. Muskito-Vorhänge, klambu, bei den Europäern und wohlhabenden Einwohnern allgemein ist. Doleschall, der einzige, der sich speziell mit der Untersuchung der Dipteren im Archipel selbst beschäftigt hat, ist der Ansicht, dass es sehr vielerlei Arten sind, welche den Menschen mit ihren Stichen belästigen. Beide Jahreszeiten sollen eigenthümliche Arten zeigen und wahrscheinlich seien dieselben an verschiedenen Plätzen verschieden. Er hat sieben Arten von Culex, der bekanntesten unter den lästigen Gattungen Europas, theils aus Java, theils aus Amboina beschrieben. Auf Amboina hat derselbe auch fast mikroskopisch kleine Mücken beobachtet, deren Stich viel schmerzlicher wird, als derjenige der Culexarten, wahrscheinlich ein Simulium. 42) Lästiger als die Muskitos wurden mir auf Borneo stellen- weise im Freien, namentlich auf den Flüssen selbst im Boote, die Bremsen, Tabanus, hier pitjaq genannt, von den Europäern als Dajak’sche Fliegen bezeichnet. Die Familie der Bremsen, Tabanidae, nimmt nach Doleschall gegen Osten merklich ab, während die Mehrzahl der Dipteren-Familien keinen auffallenden Unterschied in ihrer Vertretung zwischen Java und Borneo (Sarawak), Makassar und Amboina zeigt. Weit verbreitete Arten sind nach demselben namentlich Ptilocera quadridentata Wiedemann, von Sumatra bis zu den Philippinen und Amboina und Java (Stratiomyidae), ferner Om- matius fulvus Wiedemann, auf allen grossen Sunda-Inseln, den Molukken und auch in Japan (Asilidae). Es ist übrigens zu erwarten, dass noch viele der Arten, die bis jetzt nur an Einem Platze von Einem Beobachter beschrieben worden sind, bei fortgesetzter Unter- suchung eine nicht minder weite Verbreitung ergeben werden. Sehr auffallend durch ihren hammerfischartig verbreiterten Kopf, wodurch die Augen auf langen Stielen zu sitzen scheinen, sind die zwei Gattungen Diopsis L., auch in Afrika zu Hause, und Achias Falr. Von anderen menschlichen Parasiten hat nur die Laus einen eigenen malaiischen Namen, kutu; der Floh wird Hundelaus, kutu andjing, die Wanze Stinklaus, kutu busuq, genannt. Man möchte daraus vermuthen, dass die beiden letzteren erst später durch mensch- lichen Verkehr in den Archipel gekommen seien. Die Küchen- schaben endlich, Blatta, malaiisch lipas, und die Zuckergästchen oder Fischchen, Lepisma, sind sowohl im Archipel selbst, als auf den Schiffen, die zwischen ihm und Europa fahren, häufig, daher nicht zu entscheiden, wo ursprünglich zu Hause.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/312
Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/312>, abgerufen am 25.11.2024.