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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Grüne Tauben.
ten, aus diesem Gebiete auf und macht darauf aufmerksam, dass
sie hier nach Osten um so mehr an Zahl und Mannichfaltigkeit zu-
nehmen, jemehr die Affen und kleinen Raubsäugethiere abnehmen,
welche ihre offenen Nester, wenig versteckten Eier und lange un-
behülflich bleibende Brut bedrohen; ebenso fänden sich von den an
sich weniger zahlreichen amerikanischen Tauben die meisten in
Gegenden, wo keine Affen sind, so in den Gebirgen von Chile und
Mexiko, den offenen Ebenen des Orinoko und La Plata, während
in den Urwäldern des Amazonenstromes sehr viele Affen und fast
keine Tauben sich finden -- ein auffallendes Beispiel, wie das Vor-
kommen einer Thierart von dem gleichortigen einer ganz verschiedenen
negativ so gut wie positiv beeinflusst sein kann. Die malaiische
Sprache besitzt daher auch eine ganze Reihe verschiedener Namen
für Tauben, mehr noch als die griechische, abgesehen von ver-
schiedenen Beiwörtern und Zusammensetzungen für einzelne Arten.
Am meisten charakteristisch für den Archipel, und daselbst am
reichsten, 54 Arten, etwa die Hälfte aller bekannten, ist die Abthei-
lung der grünen von Baumfrüchten lebenden und nie zum Boden
herabkommenden Fruchttauben, Treronidae, welche sich um drei
Hauptformen gruppiren: die glanzlosen, hellgrünen, dickschnabligen
Papageitauben, Treron, malaiisch pune, öfter verdoppelt pune-
pune, die kleinen satter grün gefärbten Federfusstauben, Pti-
lopus
, und die grossen, oben dunkel metallgrünen, unten blass-
grauen Bronzetauben, Carpophaga, pergam der Malaien, kum-
kum auf den Molukken, worunter mehrere (C. aenea und perspicil-
lata) auf den Banda-Inseln die eben geöffneten Muskatnüsse der
anhängenden sogenannten Blüthe (Macis) wegen ganz verschlingen
und ohne letztere wieder von sich geben, daher daselbst von den
Holländern unpassend nooteneeters oder nootenkrakers, Nussknacker,
genannt; noch unpassender aber haben die systematischen Ornitho-
logen den ihnen zuständigen Namen Myristicivora, Muskatfresser,
der Küstentaube des indischen Oceans, C. litoralis Tem. = bicolor
Scopoli, gegeben, welche nichts mit Muskatnüssen zu thun hat.
Ptilopus und Carpophaga nehmen im westlichen, Treron im östlichen
Theil des Archipels merklich an Artenzahl ab, in Vorderindien ist
Treron noch häufig, Carpophaga schwach und Ptilopus gar nicht
vertreten; auf den kleinen Inseln der Südsee sind die Federfuss-
tauben häufig und fehlen die eigentlichen Papageitauben. Näher
unseren europäischen Tauben stehen die dunkelbraunen grossschwän-

Grüne Tauben.
ten, aus diesem Gebiete auf und macht darauf aufmerksam, dass
sie hier nach Osten um so mehr an Zahl und Mannichfaltigkeit zu-
nehmen, jemehr die Affen und kleinen Raubsäugethiere abnehmen,
welche ihre offenen Nester, wenig versteckten Eier und lange un-
behülflich bleibende Brut bedrohen; ebenso fänden sich von den an
sich weniger zahlreichen amerikanischen Tauben die meisten in
Gegenden, wo keine Affen sind, so in den Gebirgen von Chile und
Mexiko, den offenen Ebenen des Orinoko und La Plata, während
in den Urwäldern des Amazonenstromes sehr viele Affen und fast
keine Tauben sich finden — ein auffallendes Beispiel, wie das Vor-
kommen einer Thierart von dem gleichortigen einer ganz verschiedenen
negativ so gut wie positiv beeinflusst sein kann. Die malaiische
Sprache besitzt daher auch eine ganze Reihe verschiedener Namen
für Tauben, mehr noch als die griechische, abgesehen von ver-
schiedenen Beiwörtern und Zusammensetzungen für einzelne Arten.
Am meisten charakteristisch für den Archipel, und daselbst am
reichsten, 54 Arten, etwa die Hälfte aller bekannten, ist die Abthei-
lung der grünen von Baumfrüchten lebenden und nie zum Boden
herabkommenden Fruchttauben, Treronidae, welche sich um drei
Hauptformen gruppiren: die glanzlosen, hellgrünen, dickschnabligen
Papageitauben, Treron, malaiisch pune, öfter verdoppelt pune-
pune, die kleinen satter grün gefärbten Federfusstauben, Pti-
lopus
, und die grossen, oben dunkel metallgrünen, unten blass-
grauen Bronzetauben, Carpophaga, pergam der Malaien, kum-
kum auf den Molukken, worunter mehrere (C. aenea und perspicil-
lata) auf den Banda-Inseln die eben geöffneten Muskatnüsse der
anhängenden sogenannten Blüthe (Macis) wegen ganz verschlingen
und ohne letztere wieder von sich geben, daher daselbst von den
Holländern unpassend nooteneeters oder nootenkrakers, Nussknacker,
genannt; noch unpassender aber haben die systematischen Ornitho-
logen den ihnen zuständigen Namen Myristicivora, Muskatfresser,
der Küstentaube des indischen Oceans, C. litoralis Tem. = bicolor
Scopoli, gegeben, welche nichts mit Muskatnüssen zu thun hat.
Ptilopus und Carpophaga nehmen im westlichen, Treron im östlichen
Theil des Archipels merklich an Artenzahl ab, in Vorderindien ist
Treron noch häufig, Carpophaga schwach und Ptilopus gar nicht
vertreten; auf den kleinen Inseln der Südsee sind die Federfuss-
tauben häufig und fehlen die eigentlichen Papageitauben. Näher
unseren europäischen Tauben stehen die dunkelbraunen grossschwän-

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[266/0284] Grüne Tauben. ten, aus diesem Gebiete auf und macht darauf aufmerksam, dass sie hier nach Osten um so mehr an Zahl und Mannichfaltigkeit zu- nehmen, jemehr die Affen und kleinen Raubsäugethiere abnehmen, welche ihre offenen Nester, wenig versteckten Eier und lange un- behülflich bleibende Brut bedrohen; ebenso fänden sich von den an sich weniger zahlreichen amerikanischen Tauben die meisten in Gegenden, wo keine Affen sind, so in den Gebirgen von Chile und Mexiko, den offenen Ebenen des Orinoko und La Plata, während in den Urwäldern des Amazonenstromes sehr viele Affen und fast keine Tauben sich finden — ein auffallendes Beispiel, wie das Vor- kommen einer Thierart von dem gleichortigen einer ganz verschiedenen negativ so gut wie positiv beeinflusst sein kann. Die malaiische Sprache besitzt daher auch eine ganze Reihe verschiedener Namen für Tauben, mehr noch als die griechische, abgesehen von ver- schiedenen Beiwörtern und Zusammensetzungen für einzelne Arten. Am meisten charakteristisch für den Archipel, und daselbst am reichsten, 54 Arten, etwa die Hälfte aller bekannten, ist die Abthei- lung der grünen von Baumfrüchten lebenden und nie zum Boden herabkommenden Fruchttauben, Treronidae, welche sich um drei Hauptformen gruppiren: die glanzlosen, hellgrünen, dickschnabligen Papageitauben, Treron, malaiisch pune, öfter verdoppelt pune- pune, die kleinen satter grün gefärbten Federfusstauben, Pti- lopus, und die grossen, oben dunkel metallgrünen, unten blass- grauen Bronzetauben, Carpophaga, pergam der Malaien, kum- kum auf den Molukken, worunter mehrere (C. aenea und perspicil- lata) auf den Banda-Inseln die eben geöffneten Muskatnüsse der anhängenden sogenannten Blüthe (Macis) wegen ganz verschlingen und ohne letztere wieder von sich geben, daher daselbst von den Holländern unpassend nooteneeters oder nootenkrakers, Nussknacker, genannt; noch unpassender aber haben die systematischen Ornitho- logen den ihnen zuständigen Namen Myristicivora, Muskatfresser, der Küstentaube des indischen Oceans, C. litoralis Tem. = bicolor Scopoli, gegeben, welche nichts mit Muskatnüssen zu thun hat. Ptilopus und Carpophaga nehmen im westlichen, Treron im östlichen Theil des Archipels merklich an Artenzahl ab, in Vorderindien ist Treron noch häufig, Carpophaga schwach und Ptilopus gar nicht vertreten; auf den kleinen Inseln der Südsee sind die Federfuss- tauben häufig und fehlen die eigentlichen Papageitauben. Näher unseren europäischen Tauben stehen die dunkelbraunen grossschwän-

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/284>, abgerufen am 24.11.2024.