Der einzige grosse Dickhäuter Java's ist das Nashorn, badaq, und zwar ein einhörniges, Rhinoceros Javanicus Cuv., in den Bergen der Preanger-Regentschaften immer noch nicht selten, aber im östlichen Java minder bekannt. Sumatra besitzt dagegen das zweihörnige Nashorn Asiens, Rh. Sumatranus Shaw., Cuv. und da- neben, wie es scheint, noch eine eigene einhörnige Art, Rh. Floweri Gray (Proc. zool. soc. 1867). In Borneo ist es sowohl an der West- als Ostküste den Eingeborenen bekannt, die Dajaker sollen manche Geräthschaften, wie Köcher u. dgl. aus seinem Horne machen; es lebe ebenfalls in den Bergen, wie auf Java, nicht an den Seen, so wurde mir am Danau Sriang erzählt; ob es ein oder zwei Hörner habe, darüber lauteten die Angaben, die ich zu hören bekam, ver- schieden; letzteres würde Uebereinstimmung mit der sumatranischen Art andeuten; Gray glaubt eine eigene einhörnige Art, Rh. frontalis, in Borneo annehmen zu können. Entschieden gemeinschaftlich für Borneo, Sumatra und Malakka ist wieder der zweifarbige Tapir, Tapir Indicus Desm. = Malayanus Raffl.; die verschiedenen Völker- schaften beider Inseln bezeichnen ihn mit sehr verschiedenen Namen, an den Seen des oberen Kapuasgebiets beschrieb man ihn mir unter der Benennung rason; ferner werden als Namen desselben genannt tennu, seladang, babi-alu und kuda-ayer, Wasserpferd; letztere Bezeichnung hat frühere Schriftsteller zur Verwechslung desselben mit dem Nilpferd, Hippopotamus, geführt.
Wilde Schweine, babi utan, finden sich durch den ganzen Archipel, man hat verschiedene Arten unterschieden, die aber unter sich sehr ähnlich sind; Java besitzt zwei derselben, S. vittatus und S. verrucosus Sal. Müller, ersteres findet sich auch auf Sumatra; Borneo hat ein eigenes S. barbatus, babi puti (weisse Schwein) der Malaien, dahak der Dajaker im obern Kapuasgebiet. Auch die Sundasprache hat ein eigenes Wort, tjiling oder tjeleng für das wilde Schwein im Gegensatz zum zahmen, der mohamedanische Malaie nennt beide babi.
Die Hirsche, malaiisch rusa, sind eben so häufig und fast eben so weit verbreitet. Die Arten des Archipels, wie die meisten vorderindischen, bringen es nur zu sechs Enden, nämlich einer Augensprosse und einer Endgabel (Gruppe Rusa bei Ham. Smith). Der grösste ist der sogenannte Wasserhirsch, Cervus equinus Cuv., von Borneo, Banka und Sumatra, die beiden Endzacken ungleich in Grösse und Richtung, Gesicht und Beine mit ockergelben Längs- streifen, Analfeld (Spiegel) braunroth. Weiter verbreitet ist der
Ost-Asien. Zoologisch. I. 17
Nashorn, wilde Schweine, Hirsche.
Der einzige grosse Dickhäuter Java’s ist das Nashorn, badaq, und zwar ein einhörniges, Rhinoceros Javanicus Cuv., in den Bergen der Preanger-Regentschaften immer noch nicht selten, aber im östlichen Java minder bekannt. Sumatra besitzt dagegen das zweihörnige Nashorn Asiens, Rh. Sumatranus Shaw., Cuv. und da- neben, wie es scheint, noch eine eigene einhörnige Art, Rh. Floweri Gray (Proc. zool. soc. 1867). In Borneo ist es sowohl an der West- als Ostküste den Eingeborenen bekannt, die Dajaker sollen manche Geräthschaften, wie Köcher u. dgl. aus seinem Horne machen; es lebe ebenfalls in den Bergen, wie auf Java, nicht an den Seen, so wurde mir am Danau Sriang erzählt; ob es ein oder zwei Hörner habe, darüber lauteten die Angaben, die ich zu hören bekam, ver- schieden; letzteres würde Uebereinstimmung mit der sumatranischen Art andeuten; Gray glaubt eine eigene einhörnige Art, Rh. frontalis, in Borneo annehmen zu können. Entschieden gemeinschaftlich für Borneo, Sumatra und Malakka ist wieder der zweifarbige Tapir, Tapir Indicus Desm. = Malayanus Raffl.; die verschiedenen Völker- schaften beider Inseln bezeichnen ihn mit sehr verschiedenen Namen, an den Seen des oberen Kapuasgebiets beschrieb man ihn mir unter der Benennung rason; ferner werden als Namen desselben genannt tennu, seladang, babi-alu und kuda-ayer, Wasserpferd; letztere Bezeichnung hat frühere Schriftsteller zur Verwechslung desselben mit dem Nilpferd, Hippopotamus, geführt.
Wilde Schweine, babi utan, finden sich durch den ganzen Archipel, man hat verschiedene Arten unterschieden, die aber unter sich sehr ähnlich sind; Java besitzt zwei derselben, S. vittatus und S. verrucosus Sal. Müller, ersteres findet sich auch auf Sumatra; Borneo hat ein eigenes S. barbatus, babi puti (weisse Schwein) der Malaien, dahak der Dajaker im obern Kapuasgebiet. Auch die Sundasprache hat ein eigenes Wort, tjiling oder tjeleng für das wilde Schwein im Gegensatz zum zahmen, der mohamedanische Malaie nennt beide babi.
Die Hirsche, malaiisch rusa, sind eben so häufig und fast eben so weit verbreitet. Die Arten des Archipels, wie die meisten vorderindischen, bringen es nur zu sechs Enden, nämlich einer Augensprosse und einer Endgabel (Gruppe Rusa bei Ham. Smith). Der grösste ist der sogenannte Wasserhirsch, Cervus equinus Cuv., von Borneo, Banka und Sumatra, die beiden Endzacken ungleich in Grösse und Richtung, Gesicht und Beine mit ockergelben Längs- streifen, Analfeld (Spiegel) braunroth. Weiter verbreitet ist der
Ost-Asien. Zoologisch. I. 17
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Nashorn, wilde Schweine, Hirsche.
Der einzige grosse Dickhäuter Java’s ist das Nashorn,
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den Bergen der Preanger-Regentschaften immer noch nicht selten,
aber im östlichen Java minder bekannt. Sumatra besitzt dagegen das
zweihörnige Nashorn Asiens, Rh. Sumatranus Shaw., Cuv. und da-
neben, wie es scheint, noch eine eigene einhörnige Art, Rh. Floweri
Gray (Proc. zool. soc. 1867). In Borneo ist es sowohl an der West-
als Ostküste den Eingeborenen bekannt, die Dajaker sollen manche
Geräthschaften, wie Köcher u. dgl. aus seinem Horne machen; es
lebe ebenfalls in den Bergen, wie auf Java, nicht an den Seen, so
wurde mir am Danau Sriang erzählt; ob es ein oder zwei Hörner
habe, darüber lauteten die Angaben, die ich zu hören bekam, ver-
schieden; letzteres würde Uebereinstimmung mit der sumatranischen
Art andeuten; Gray glaubt eine eigene einhörnige Art, Rh. frontalis,
in Borneo annehmen zu können. Entschieden gemeinschaftlich für
Borneo, Sumatra und Malakka ist wieder der zweifarbige Tapir,
Tapir Indicus Desm. = Malayanus Raffl.; die verschiedenen Völker-
schaften beider Inseln bezeichnen ihn mit sehr verschiedenen Namen,
an den Seen des oberen Kapuasgebiets beschrieb man ihn mir unter
der Benennung rason; ferner werden als Namen desselben genannt
tennu, seladang, babi-alu und kuda-ayer, Wasserpferd; letztere
Bezeichnung hat frühere Schriftsteller zur Verwechslung desselben
mit dem Nilpferd, Hippopotamus, geführt.
Wilde Schweine, babi utan, finden sich durch den ganzen
Archipel, man hat verschiedene Arten unterschieden, die aber unter
sich sehr ähnlich sind; Java besitzt zwei derselben, S. vittatus und S.
verrucosus Sal. Müller, ersteres findet sich auch auf Sumatra; Borneo
hat ein eigenes S. barbatus, babi puti (weisse Schwein) der Malaien,
dahak der Dajaker im obern Kapuasgebiet. Auch die Sundasprache
hat ein eigenes Wort, tjiling oder tjeleng für das wilde Schwein im
Gegensatz zum zahmen, der mohamedanische Malaie nennt beide babi.
Die Hirsche, malaiisch rusa, sind eben so häufig und fast
eben so weit verbreitet. Die Arten des Archipels, wie die meisten
vorderindischen, bringen es nur zu sechs Enden, nämlich einer
Augensprosse und einer Endgabel (Gruppe Rusa bei Ham. Smith).
Der grösste ist der sogenannte Wasserhirsch, Cervus equinus Cuv.,
von Borneo, Banka und Sumatra, die beiden Endzacken ungleich in
Grösse und Richtung, Gesicht und Beine mit ockergelben Längs-
streifen, Analfeld (Spiegel) braunroth. Weiter verbreitet ist der
Ost-Asien. Zoologisch. I. 17
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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/275>, abgerufen am 24.11.2024.
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