ächte Weberspule, Oniscia cancellata und Cancellaria elegans Sow., sowie Soletellina Chinensis Mörck.
5. Makao, 21.--23. April 1861,
erste europäische Niederlassung in China, auf einer kleinen Halbinsel von Granit- und Syenithügeln, auf beiden Seiten vom Meere bespült und nur durch eine flache Landenge nach Osten mit der grössten Insel des Kantonflussdeltas (Makao-Insel) zusammenhängend.
Die Höhen sind kahl und sonnig, von portugiesischen Forts, einem Kloster oder verwitternden Steinblöcken gekrönt, von wenigen Vögeln (den oft genannten Schwalben und Spatzen), grossen Heuschrecken und sammetschwarzen Ritterschmetterlingen belebt. Schlangen sah ich hier keine, von Eidechsen nur einen bissigen, blassgrünen, gelbköpfigen Calotes am Boden, der übrigens kaum so rasch wie unsere Eidechsen läuft; von Landschnecken ist auf der ganzen Halbinsel die Eine Helix similaris überall vorhanden, dieselbe, die auch in Rio und im tropischen Afrika lebt, vielleicht eingeschleppt; sie zeigt dieselben Farbenänderungen, mit und ohne Band, die Hauptfarbe meist gelblichweiss, selten röthlich, wie unsere Helix fruticum. Im westlichen syenitischen Theil kommt eine zweite, mehr kugelige Helix vor. Die einzige vegetationsreiche Stelle ist der bekannte Garten Pereira's mit Camoens' Denkmal, aber auch dort fand ich keine andere Landschnecke, als H. similaris.
Die wenigen Niederungen sind ganz durch die Stadt und ein paar Dörfer ausgefüllt, Reisfelder finden sich nur jenseits der Land- zunge, natürlich wieder mit der unvermeidlichen Paludina Sinensis und diesesmal voll Froschgequak; die Frösche, welche ich sah und fing, waren aber die nächsten Brüder unseres grünen Wasserfrosches, Rana esculenta L. 8)
Der Strand wird an der dem Lande zugewendeten Seite, nicht weit von der Landzunge, von Sumpfboden gebildet; carexähnliche Gewächse mit dreikantigem gegliederten Halme, jetzt nicht blühend, wachsen unmittelbar auf dem von Salzwasser durchfeuchteten Boden, und zwischen ihnen kriecht eine über haselnussgrosse Bulla (Haminea) umher, deren schwarze, rothverbrämte Färbung der Weichtheile (in und ausser der Schale) an die ähnliche Färbung der grossen Vitrina Madera's erinnert; ebenda ist auch eine kleine blassgelbe Assiminea,
Land- und Sumpfthiere in Makao.
ächte Weberspule, Oniscia cancellata und Cancellaria elegans Sow., sowie Soletellina Chinensis Mörck.
5. Makao, 21.—23. April 1861,
erste europäische Niederlassung in China, auf einer kleinen Halbinsel von Granit- und Syenithügeln, auf beiden Seiten vom Meere bespült und nur durch eine flache Landenge nach Osten mit der grössten Insel des Kantonflussdeltas (Makao-Insel) zusammenhängend.
Die Höhen sind kahl und sonnig, von portugiesischen Forts, einem Kloster oder verwitternden Steinblöcken gekrönt, von wenigen Vögeln (den oft genannten Schwalben und Spatzen), grossen Heuschrecken und sammetschwarzen Ritterschmetterlingen belebt. Schlangen sah ich hier keine, von Eidechsen nur einen bissigen, blassgrünen, gelbköpfigen Calotes am Boden, der übrigens kaum so rasch wie unsere Eidechsen läuft; von Landschnecken ist auf der ganzen Halbinsel die Eine Helix similaris überall vorhanden, dieselbe, die auch in Rio und im tropischen Afrika lebt, vielleicht eingeschleppt; sie zeigt dieselben Farbenänderungen, mit und ohne Band, die Hauptfarbe meist gelblichweiss, selten röthlich, wie unsere Helix fruticum. Im westlichen syenitischen Theil kommt eine zweite, mehr kugelige Helix vor. Die einzige vegetationsreiche Stelle ist der bekannte Garten Pereira’s mit Camoëns’ Denkmal, aber auch dort fand ich keine andere Landschnecke, als H. similaris.
Die wenigen Niederungen sind ganz durch die Stadt und ein paar Dörfer ausgefüllt, Reisfelder finden sich nur jenseits der Land- zunge, natürlich wieder mit der unvermeidlichen Paludina Sinensis und diesesmal voll Froschgequak; die Frösche, welche ich sah und fing, waren aber die nächsten Brüder unseres grünen Wasserfrosches, Rana esculenta L. 8)
Der Strand wird an der dem Lande zugewendeten Seite, nicht weit von der Landzunge, von Sumpfboden gebildet; carexähnliche Gewächse mit dreikantigem gegliederten Halme, jetzt nicht blühend, wachsen unmittelbar auf dem von Salzwasser durchfeuchteten Boden, und zwischen ihnen kriecht eine über haselnussgrosse Bulla (Haminea) umher, deren schwarze, rothverbrämte Färbung der Weichtheile (in und ausser der Schale) an die ähnliche Färbung der grossen Vitrina Madera’s erinnert; ebenda ist auch eine kleine blassgelbe Assiminea,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0186"n="168"/><fwplace="top"type="header">Land- und Sumpfthiere in Makao.</fw><lb/>
ächte Weberspule, Oniscia cancellata und Cancellaria elegans Sow.,<lb/>
sowie Soletellina Chinensis Mörck.</p></div><lb/><divn="3"><head>5. Makao,<lb/>
21.—23. April 1861,</head><lb/><p>erste europäische Niederlassung in China, auf einer kleinen Halbinsel<lb/>
von Granit- und Syenithügeln, auf beiden Seiten vom Meere bespült<lb/>
und nur durch eine flache Landenge nach Osten mit der grössten<lb/>
Insel des Kantonflussdeltas (Makao-Insel) zusammenhängend.</p><lb/><p>Die Höhen sind kahl und sonnig, von portugiesischen Forts,<lb/>
einem Kloster oder verwitternden Steinblöcken gekrönt, von wenigen<lb/>
Vögeln (den oft genannten Schwalben und Spatzen), grossen<lb/>
Heuschrecken und sammetschwarzen Ritterschmetterlingen belebt.<lb/>
Schlangen sah ich hier keine, von Eidechsen nur einen bissigen,<lb/>
blassgrünen, gelbköpfigen Calotes am Boden, der übrigens kaum so<lb/>
rasch wie unsere Eidechsen läuft; von Landschnecken ist auf der<lb/>
ganzen Halbinsel die Eine Helix similaris überall vorhanden, dieselbe,<lb/>
die auch in Rio und im tropischen Afrika lebt, vielleicht eingeschleppt;<lb/>
sie zeigt dieselben Farbenänderungen, mit und ohne Band, die<lb/>
Hauptfarbe meist gelblichweiss, selten röthlich, wie unsere Helix<lb/>
fruticum. Im westlichen syenitischen Theil kommt eine zweite, mehr<lb/>
kugelige Helix vor. Die einzige vegetationsreiche Stelle ist der<lb/>
bekannte Garten Pereira’s mit Camoëns’ Denkmal, aber auch dort<lb/>
fand ich keine andere Landschnecke, als H. similaris.</p><lb/><p>Die wenigen Niederungen sind ganz durch die Stadt und ein<lb/>
paar Dörfer ausgefüllt, Reisfelder finden sich nur jenseits der Land-<lb/>
zunge, natürlich wieder mit der unvermeidlichen Paludina Sinensis<lb/>
und diesesmal voll Froschgequak; die Frösche, welche ich sah und<lb/>
fing, waren aber die nächsten Brüder unseres grünen Wasserfrosches,<lb/>
Rana esculenta L. <hirendition="#sup">8</hi>)</p><lb/><p>Der Strand wird an der dem Lande zugewendeten Seite, nicht<lb/>
weit von der Landzunge, von Sumpfboden gebildet; carexähnliche<lb/>
Gewächse mit dreikantigem gegliederten Halme, jetzt nicht blühend,<lb/>
wachsen unmittelbar auf dem von Salzwasser durchfeuchteten Boden,<lb/>
und zwischen ihnen kriecht eine über haselnussgrosse Bulla (Haminea)<lb/>
umher, deren schwarze, rothverbrämte Färbung der Weichtheile (in<lb/>
und ausser der Schale) an die ähnliche Färbung der grossen Vitrina<lb/>
Madera’s erinnert; ebenda ist auch eine kleine blassgelbe Assiminea,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[168/0186]
Land- und Sumpfthiere in Makao.
ächte Weberspule, Oniscia cancellata und Cancellaria elegans Sow.,
sowie Soletellina Chinensis Mörck.
5. Makao,
21.—23. April 1861,
erste europäische Niederlassung in China, auf einer kleinen Halbinsel
von Granit- und Syenithügeln, auf beiden Seiten vom Meere bespült
und nur durch eine flache Landenge nach Osten mit der grössten
Insel des Kantonflussdeltas (Makao-Insel) zusammenhängend.
Die Höhen sind kahl und sonnig, von portugiesischen Forts,
einem Kloster oder verwitternden Steinblöcken gekrönt, von wenigen
Vögeln (den oft genannten Schwalben und Spatzen), grossen
Heuschrecken und sammetschwarzen Ritterschmetterlingen belebt.
Schlangen sah ich hier keine, von Eidechsen nur einen bissigen,
blassgrünen, gelbköpfigen Calotes am Boden, der übrigens kaum so
rasch wie unsere Eidechsen läuft; von Landschnecken ist auf der
ganzen Halbinsel die Eine Helix similaris überall vorhanden, dieselbe,
die auch in Rio und im tropischen Afrika lebt, vielleicht eingeschleppt;
sie zeigt dieselben Farbenänderungen, mit und ohne Band, die
Hauptfarbe meist gelblichweiss, selten röthlich, wie unsere Helix
fruticum. Im westlichen syenitischen Theil kommt eine zweite, mehr
kugelige Helix vor. Die einzige vegetationsreiche Stelle ist der
bekannte Garten Pereira’s mit Camoëns’ Denkmal, aber auch dort
fand ich keine andere Landschnecke, als H. similaris.
Die wenigen Niederungen sind ganz durch die Stadt und ein
paar Dörfer ausgefüllt, Reisfelder finden sich nur jenseits der Land-
zunge, natürlich wieder mit der unvermeidlichen Paludina Sinensis
und diesesmal voll Froschgequak; die Frösche, welche ich sah und
fing, waren aber die nächsten Brüder unseres grünen Wasserfrosches,
Rana esculenta L. 8)
Der Strand wird an der dem Lande zugewendeten Seite, nicht
weit von der Landzunge, von Sumpfboden gebildet; carexähnliche
Gewächse mit dreikantigem gegliederten Halme, jetzt nicht blühend,
wachsen unmittelbar auf dem von Salzwasser durchfeuchteten Boden,
und zwischen ihnen kriecht eine über haselnussgrosse Bulla (Haminea)
umher, deren schwarze, rothverbrämte Färbung der Weichtheile (in
und ausser der Schale) an die ähnliche Färbung der grossen Vitrina
Madera’s erinnert; ebenda ist auch eine kleine blassgelbe Assiminea,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/186>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.