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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Verwendung der Muscheln. Hausthiere.
haltes verwandt, und ich sah hier derartige Anwendungen mehr als
irgendwo anders; so dient eine halbe Schale von Barbala plicata
(Dipsas auct.) regelmässig den Verkäufern von Hülsenfrüchten und
Mehl zugleich zum Schöpfen und ungefähren Messen ihrer Waare.
In Wusung sah ich Scheiben von Laternen und Fenstern aus den
durchscheinenden weissen Schalen der Placuna placenta L. sp.
zusammengesetzt und in Shanghai selbst einen Arbeiter damit be-
schäftigt, solche in quadratische Stücke zu schneiden. Bei Gassen-
trödlern findet man öfters Schalenhälften von Pecten Japonicus durch
einen Stiel aus Bambu zu einem Löffel umgewandelt, ferner Fusus
colosseus Lam. mit abgebrochener Spitze als Trompete, wie anderswo
die Tritonien; endlich nicht selten, doch immer unverarbeitet, die
japanische Haliotis gigantea.

Echinodermen als ächte Meerthiere sind hier gar nicht zu
finden, abgesehen von den als Trepang berühmten Holothurien, die
aus dem indischen Archipel eingeführt werden.

Hausthiere. Der Büffel, chinesisch shwui niu, Wasser-
ochse, ersetzt in der Umgebung Shanghai's durchaus das Rindvieh
und dient hauptsächlich als Zugthier; Milch trinken die Chinesen
nicht. Pferde, ma, wie im Japanischen, sieht man hier selten,
hauptsächlich nur bei militairischen Aufzügen; sie sind klein, mit
kurzem geradem Halse und meist von brauner Farbe. Port-chaisen
und Tragsessel ersetzen in den engen, menschenreichen Strassen
der Stadt unsere Equipagen und Droschken. Schafe sah ich nur
bei einem Schiffsvictualienhändler, sie waren alle auffallend hoch-
beinig und grobwollig; Ziegen, yang, sind etwas häufiger, namentlich
wurden einige schöne feinhaarige weisse Böcke im Vorhofe eines
Tempels gehalten; bei allen, die ich sah, sind die Hörner an ihrer
Basis sehr breit und flach, erheben sich nur wenig und neigen sich
von vorn herein stark nach hinten, Capra hircus depressa L. Hunde,
kiuen, auch kau, nach ihrer Stimme benannt, sind in der Stadt selbst
nicht häufig, aber in den Vorstädten und auf dem Lande um jedes
Gehöft zu finden; alle haben aufrechte Ohren, eine spitze Schnauze
und den Schwanz nur wenig gekrümmt; die meisten sind gelblich-
braun, unten weiss; einige auch schwarz. Es sind, wie im Orient
überhaupt, nur Strassen- und Hofhunde; von Schoosshunden sah
und hörte ich in China nichts, aber eben so wenig von Hunden als
Mast- und Schlachtvieh. Katzen, mau, sind häufig in der Stadt,
die meisten scheckig, einzelne auch grau mit dunkleren Streifen,

Ost-Asien. Zoologisch. I. 11

Verwendung der Muscheln. Hausthiere.
haltes verwandt, und ich sah hier derartige Anwendungen mehr als
irgendwo anders; so dient eine halbe Schale von Barbala plicata
(Dipsas auct.) regelmässig den Verkäufern von Hülsenfrüchten und
Mehl zugleich zum Schöpfen und ungefähren Messen ihrer Waare.
In Wusung sah ich Scheiben von Laternen und Fenstern aus den
durchscheinenden weissen Schalen der Placuna placenta L. sp.
zusammengesetzt und in Shanghai selbst einen Arbeiter damit be-
schäftigt, solche in quadratische Stücke zu schneiden. Bei Gassen-
trödlern findet man öfters Schalenhälften von Pecten Japonicus durch
einen Stiel aus Bambu zu einem Löffel umgewandelt, ferner Fusus
colosseus Lam. mit abgebrochener Spitze als Trompete, wie anderswo
die Tritonien; endlich nicht selten, doch immer unverarbeitet, die
japanische Haliotis gigantea.

Echinodermen als ächte Meerthiere sind hier gar nicht zu
finden, abgesehen von den als Trepang berühmten Holothurien, die
aus dem indischen Archipel eingeführt werden.

Hausthiere. Der Büffel, chinesisch shwui niu, Wasser-
ochse, ersetzt in der Umgebung Shanghai’s durchaus das Rindvieh
und dient hauptsächlich als Zugthier; Milch trinken die Chinesen
nicht. Pferde, ma, wie im Japanischen, sieht man hier selten,
hauptsächlich nur bei militairischen Aufzügen; sie sind klein, mit
kurzem geradem Halse und meist von brauner Farbe. Port-chaisen
und Tragsessel ersetzen in den engen, menschenreichen Strassen
der Stadt unsere Equipagen und Droschken. Schafe sah ich nur
bei einem Schiffsvictualienhändler, sie waren alle auffallend hoch-
beinig und grobwollig; Ziegen, yang, sind etwas häufiger, namentlich
wurden einige schöne feinhaarige weisse Böcke im Vorhofe eines
Tempels gehalten; bei allen, die ich sah, sind die Hörner an ihrer
Basis sehr breit und flach, erheben sich nur wenig und neigen sich
von vorn herein stark nach hinten, Capra hircus depressa L. Hunde,
kiuen, auch kau, nach ihrer Stimme benannt, sind in der Stadt selbst
nicht häufig, aber in den Vorstädten und auf dem Lande um jedes
Gehöft zu finden; alle haben aufrechte Ohren, eine spitze Schnauze
und den Schwanz nur wenig gekrümmt; die meisten sind gelblich-
braun, unten weiss; einige auch schwarz. Es sind, wie im Orient
überhaupt, nur Strassen- und Hofhunde; von Schoosshunden sah
und hörte ich in China nichts, aber eben so wenig von Hunden als
Mast- und Schlachtvieh. Katzen, mau, sind häufig in der Stadt,
die meisten scheckig, einzelne auch grau mit dunkleren Streifen,

Ost-Asien. Zoologisch. I. 11
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[161/0179] Verwendung der Muscheln. Hausthiere. haltes verwandt, und ich sah hier derartige Anwendungen mehr als irgendwo anders; so dient eine halbe Schale von Barbala plicata (Dipsas auct.) regelmässig den Verkäufern von Hülsenfrüchten und Mehl zugleich zum Schöpfen und ungefähren Messen ihrer Waare. In Wusung sah ich Scheiben von Laternen und Fenstern aus den durchscheinenden weissen Schalen der Placuna placenta L. sp. zusammengesetzt und in Shanghai selbst einen Arbeiter damit be- schäftigt, solche in quadratische Stücke zu schneiden. Bei Gassen- trödlern findet man öfters Schalenhälften von Pecten Japonicus durch einen Stiel aus Bambu zu einem Löffel umgewandelt, ferner Fusus colosseus Lam. mit abgebrochener Spitze als Trompete, wie anderswo die Tritonien; endlich nicht selten, doch immer unverarbeitet, die japanische Haliotis gigantea. Echinodermen als ächte Meerthiere sind hier gar nicht zu finden, abgesehen von den als Trepang berühmten Holothurien, die aus dem indischen Archipel eingeführt werden. Hausthiere. Der Büffel, chinesisch shwui niu, Wasser- ochse, ersetzt in der Umgebung Shanghai’s durchaus das Rindvieh und dient hauptsächlich als Zugthier; Milch trinken die Chinesen nicht. Pferde, ma, wie im Japanischen, sieht man hier selten, hauptsächlich nur bei militairischen Aufzügen; sie sind klein, mit kurzem geradem Halse und meist von brauner Farbe. Port-chaisen und Tragsessel ersetzen in den engen, menschenreichen Strassen der Stadt unsere Equipagen und Droschken. Schafe sah ich nur bei einem Schiffsvictualienhändler, sie waren alle auffallend hoch- beinig und grobwollig; Ziegen, yang, sind etwas häufiger, namentlich wurden einige schöne feinhaarige weisse Böcke im Vorhofe eines Tempels gehalten; bei allen, die ich sah, sind die Hörner an ihrer Basis sehr breit und flach, erheben sich nur wenig und neigen sich von vorn herein stark nach hinten, Capra hircus depressa L. Hunde, kiuen, auch kau, nach ihrer Stimme benannt, sind in der Stadt selbst nicht häufig, aber in den Vorstädten und auf dem Lande um jedes Gehöft zu finden; alle haben aufrechte Ohren, eine spitze Schnauze und den Schwanz nur wenig gekrümmt; die meisten sind gelblich- braun, unten weiss; einige auch schwarz. Es sind, wie im Orient überhaupt, nur Strassen- und Hofhunde; von Schoosshunden sah und hörte ich in China nichts, aber eben so wenig von Hunden als Mast- und Schlachtvieh. Katzen, mau, sind häufig in der Stadt, die meisten scheckig, einzelne auch grau mit dunkleren Streifen, Ost-Asien. Zoologisch. I. 11

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/179>, abgerufen am 22.11.2024.