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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Schalthiere des Brackwassers und Strandes.
Steinen des Dammes selbst sitzt Litorina balteata Rv. und ein
Brackwasser-Cerithium (C. zonale Brug., Lampania z. Gray) in
Menge, seltener Neritina crepidularia und eine kleine Assiminea,
letztere auch auf dem Schlammboden selbst. Einzelne Parthien des
Sumpfes, jenseits des Dammes, durch Rohrhecken vielfach ab-
getheilt, erinnern lebhaft an die venetianischen Valle und sind, wie
diese, ein Sammelplatz der wilden Enten, müssen also auch viel
kleine Thiere zu deren Nahrung enthalten, es gelang aber nicht,
die Terrainhindernisse zu überwinden, welche mich davon trennten.
In der Nähe des Weges nach Kanagawa waren die Ränder des
Salzwassersumpfes mit Atriplex und Chenopodium besetzt, auf dem
Schlammboden selbst trieb sich eine eigenthümliche Krabbe, Helice
tridens Haan, umher, und auf dem Wasser selbst erschien als das
erste Insekt ein grosser Wassertreter, Hydrometra. Nach der See
zu werden die Litorinen häufiger, das Cerithium seltener, dagegen
begannen schon Einsiedlerkrebse (Pagurus) gauna, kamina, deren
leere Schalen in Besitz zu nehmen. An der Seeseite des Dammes,
zwischen den zwei Brücken auf dem Wege von Yokohama nach
Kanagawa, deren erste gerade die Verbindung des Sumpfes mit dem
Meer überspannt, sah ich, vom Lande her kommend, die ersten
Ligien und die ersten Meereicheln, Balanus. Das Aussehen der
letzteren war in auffallender Uebereinstimmung mit der Stelle, wo
sie sassen: schmutzig dunkelgrau an den Steinen, heller an den
Pfählen und besonders rein, weiss mit violetten Strahlen, an den
gehobelten hölzernen Brückenpfeilern. Patellen vermisste ich hier
und erhielt deren überhaupt nur wenige kleine in Japan.

Südlich von Yokohama enden die Hügel mit steilen, oft
senkrechten Wänden bröcklichen Lehmes und Thones gegen das
Meer; nur an den kleinen Rinnsalen süssen Wassers sind hier noch
Pflanzen zu sehen; an den feuchten, kahlen Wänden selbst begegnen
sich von oben eine schwarze Forficula und von unten die so häufige
Ligia. Unten ist ein Streif groben Sandes und Kieses, bei Ebbe
über Wasser, aber von den mehr vorspringenden Ecken der Wände
unterbrochen, besät mit von oben herabgestürzten Gesteinsstücken,
so wie mit den von den Wellen ausgeworfenen und arg miss-
handelten Conchylien, namentlich Vermetus imbricatus Dkr., Trochus
rusticus Gm., Dolium variegatum Lam., Purpura luteostoma Chemn.,
Cancellaria Spengleri Desh. u. a. Zosteren findet man hier in Menge
ausgeworfen, von eigentlichen Algen nur Ulven und wenige kleine

Schalthiere des Brackwassers und Strandes.
Steinen des Dammes selbst sitzt Litorina balteata Rv. und ein
Brackwasser-Cerithium (C. zonale Brug., Lampania z. Gray) in
Menge, seltener Neritina crepidularia und eine kleine Assiminea,
letztere auch auf dem Schlammboden selbst. Einzelne Parthien des
Sumpfes, jenseits des Dammes, durch Rohrhecken vielfach ab-
getheilt, erinnern lebhaft an die venetianischen Valle und sind, wie
diese, ein Sammelplatz der wilden Enten, müssen also auch viel
kleine Thiere zu deren Nahrung enthalten, es gelang aber nicht,
die Terrainhindernisse zu überwinden, welche mich davon trennten.
In der Nähe des Weges nach Kanagawa waren die Ränder des
Salzwassersumpfes mit Atriplex und Chenopodium besetzt, auf dem
Schlammboden selbst trieb sich eine eigenthümliche Krabbe, Helice
tridens Haan, umher, und auf dem Wasser selbst erschien als das
erste Insekt ein grosser Wassertreter, Hydrometra. Nach der See
zu werden die Litorinen häufiger, das Cerithium seltener, dagegen
begannen schon Einsiedlerkrebse (Pagurus) gauna, kamina, deren
leere Schalen in Besitz zu nehmen. An der Seeseite des Dammes,
zwischen den zwei Brücken auf dem Wege von Yokohama nach
Kanagawa, deren erste gerade die Verbindung des Sumpfes mit dem
Meer überspannt, sah ich, vom Lande her kommend, die ersten
Ligien und die ersten Meereicheln, Balanus. Das Aussehen der
letzteren war in auffallender Uebereinstimmung mit der Stelle, wo
sie sassen: schmutzig dunkelgrau an den Steinen, heller an den
Pfählen und besonders rein, weiss mit violetten Strahlen, an den
gehobelten hölzernen Brückenpfeilern. Patellen vermisste ich hier
und erhielt deren überhaupt nur wenige kleine in Japan.

Südlich von Yokohama enden die Hügel mit steilen, oft
senkrechten Wänden bröcklichen Lehmes und Thones gegen das
Meer; nur an den kleinen Rinnsalen süssen Wassers sind hier noch
Pflanzen zu sehen; an den feuchten, kahlen Wänden selbst begegnen
sich von oben eine schwarze Forficula und von unten die so häufige
Ligia. Unten ist ein Streif groben Sandes und Kieses, bei Ebbe
über Wasser, aber von den mehr vorspringenden Ecken der Wände
unterbrochen, besät mit von oben herabgestürzten Gesteinsstücken,
so wie mit den von den Wellen ausgeworfenen und arg miss-
handelten Conchylien, namentlich Vermetus imbricatus Dkr., Trochus
rusticus Gm., Dolium variegatum Lam., Purpura luteostoma Chemn.,
Cancellaria Spengleri Desh. u. a. Zosteren findet man hier in Menge
ausgeworfen, von eigentlichen Algen nur Ulven und wenige kleine

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[138/0156] Schalthiere des Brackwassers und Strandes. Steinen des Dammes selbst sitzt Litorina balteata Rv. und ein Brackwasser-Cerithium (C. zonale Brug., Lampania z. Gray) in Menge, seltener Neritina crepidularia und eine kleine Assiminea, letztere auch auf dem Schlammboden selbst. Einzelne Parthien des Sumpfes, jenseits des Dammes, durch Rohrhecken vielfach ab- getheilt, erinnern lebhaft an die venetianischen Valle und sind, wie diese, ein Sammelplatz der wilden Enten, müssen also auch viel kleine Thiere zu deren Nahrung enthalten, es gelang aber nicht, die Terrainhindernisse zu überwinden, welche mich davon trennten. In der Nähe des Weges nach Kanagawa waren die Ränder des Salzwassersumpfes mit Atriplex und Chenopodium besetzt, auf dem Schlammboden selbst trieb sich eine eigenthümliche Krabbe, Helice tridens Haan, umher, und auf dem Wasser selbst erschien als das erste Insekt ein grosser Wassertreter, Hydrometra. Nach der See zu werden die Litorinen häufiger, das Cerithium seltener, dagegen begannen schon Einsiedlerkrebse (Pagurus) gauna, kamina, deren leere Schalen in Besitz zu nehmen. An der Seeseite des Dammes, zwischen den zwei Brücken auf dem Wege von Yokohama nach Kanagawa, deren erste gerade die Verbindung des Sumpfes mit dem Meer überspannt, sah ich, vom Lande her kommend, die ersten Ligien und die ersten Meereicheln, Balanus. Das Aussehen der letzteren war in auffallender Uebereinstimmung mit der Stelle, wo sie sassen: schmutzig dunkelgrau an den Steinen, heller an den Pfählen und besonders rein, weiss mit violetten Strahlen, an den gehobelten hölzernen Brückenpfeilern. Patellen vermisste ich hier und erhielt deren überhaupt nur wenige kleine in Japan. Südlich von Yokohama enden die Hügel mit steilen, oft senkrechten Wänden bröcklichen Lehmes und Thones gegen das Meer; nur an den kleinen Rinnsalen süssen Wassers sind hier noch Pflanzen zu sehen; an den feuchten, kahlen Wänden selbst begegnen sich von oben eine schwarze Forficula und von unten die so häufige Ligia. Unten ist ein Streif groben Sandes und Kieses, bei Ebbe über Wasser, aber von den mehr vorspringenden Ecken der Wände unterbrochen, besät mit von oben herabgestürzten Gesteinsstücken, so wie mit den von den Wellen ausgeworfenen und arg miss- handelten Conchylien, namentlich Vermetus imbricatus Dkr., Trochus rusticus Gm., Dolium variegatum Lam., Purpura luteostoma Chemn., Cancellaria Spengleri Desh. u. a. Zosteren findet man hier in Menge ausgeworfen, von eigentlichen Algen nur Ulven und wenige kleine

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/156>, abgerufen am 24.11.2024.