mitten in Yeddo; eine andere, kleinere Art, H. urile Gmel. sive bicristatus Pall. sp., erhielt ich von Fischern, welche ihn in ihren Netzen gefangen hatten. Um die Schiffe auf der Rhede von Yeddo endlich sammelten sich während der ganzen Dauer unseres Aufent- haltes, September bis Januar einschliesslich, zweierlei Möven, eine grössere, unserer Silbermöve verwandte, und eine kleinere, roth- schnäblige, Larus melanurus Tem. (crassirostris Vieill.); in Perry's Reisewerk werden zwei andere, braun- und schwarzköpfige Arten, L. ichthyaetus Pall. und L. brunneicephalus Jerd., als in der Bai von Yeddo vorhanden erwähnt, vermuthlich Sommervögel.
In der zweiten Hälfte des October sahen wir (Herr Schott- müller und ich) mehrmals Gesellschaften des weissen Kranichs auf den Feldern, es gelang uns aber nicht, welche zu erlegen. Noch in den letzten Tagen des November, nachdem mehrere Nachtfröste eingetreten waren, fand ich in einem Bauernhause eines abgelegenen Thales in Käfigen den niedlichen Brillenvogel, Zosterops Japonicus Tem., zeisiggrün mit gelber Kehle und einem weissen Ring um das Auge, und die Beständigkeit, womit, so oft ich in den folgenden Tagen wieder dahin kam, neue Exemplare desselben zu haben waren, liess mich glauben, dass sie auch in dieser Jahreszeit ge- fangen werden, also Standvögel sind, wie unsere Goldhähnchen und Zaunkönige. In der Gefangenschaft füttert man sie haupt- sächlich mit dem saftigen Fruchtfleisch der sogenannten Dattel- pflaume, Diospyros kaki.
Den ganzen Winter über nicht selten bei den Wildpret- händlern, also Zugvögel, welche des Winters Japan besuchen, waren mehrere wilde Enten und Gänse, von ersteren die in Deutschland bekannte Krik-Ente, Anas crecca L., und die schönere ostsibirische A. glocitans Pall. (formosa Gmel.), der Scheitel weiss und schwarz gebändert, ein metallgrüner bogenförmiger Fleck an den Seiten des Kopfes; von wilden Gänsen war häufig die kleinere Blässengans, Anser albifrons Gmel.? (Schnabel rosenroth mit pomeranzengelben Mittelstreifen und Kieferrändern, Füsse pomeran- zengelb), seltener die ostsibirische grosse Gans, Anser grandis Gmel. (von Schnabel zu Schwanzspitze 0,850 Met., wovon auf Kopf und Hals 0,430, Flügelspitzen den Schwanz nicht erreichend; Schnabel schwarz mit einem pomeranzengelben Gürtel nahe der Spitze; Füsse pomeranzengelb). Auch ein kleiner Podiceps kam im Winter vor. Mitte Januar erhielt ich endlich aus Yeddo noch durch die Auf-
Vögel im Winter.
mitten in Yeddo; eine andere, kleinere Art, H. urile Gmel. sive bicristatus Pall. sp., erhielt ich von Fischern, welche ihn in ihren Netzen gefangen hatten. Um die Schiffe auf der Rhede von Yeddo endlich sammelten sich während der ganzen Dauer unseres Aufent- haltes, September bis Januar einschliesslich, zweierlei Möven, eine grössere, unserer Silbermöve verwandte, und eine kleinere, roth- schnäblige, Larus melanurus Tem. (crassirostris Vieill.); in Perry’s Reisewerk werden zwei andere, braun- und schwarzköpfige Arten, L. ichthyaëtus Pall. und L. brunneicephalus Jerd., als in der Bai von Yeddo vorhanden erwähnt, vermuthlich Sommervögel.
In der zweiten Hälfte des October sahen wir (Herr Schott- müller und ich) mehrmals Gesellschaften des weissen Kranichs auf den Feldern, es gelang uns aber nicht, welche zu erlegen. Noch in den letzten Tagen des November, nachdem mehrere Nachtfröste eingetreten waren, fand ich in einem Bauernhause eines abgelegenen Thales in Käfigen den niedlichen Brillenvogel, Zosterops Japonicus Tem., zeisiggrün mit gelber Kehle und einem weissen Ring um das Auge, und die Beständigkeit, womit, so oft ich in den folgenden Tagen wieder dahin kam, neue Exemplare desselben zu haben waren, liess mich glauben, dass sie auch in dieser Jahreszeit ge- fangen werden, also Standvögel sind, wie unsere Goldhähnchen und Zaunkönige. In der Gefangenschaft füttert man sie haupt- sächlich mit dem saftigen Fruchtfleisch der sogenannten Dattel- pflaume, Diospyros kaki.
Den ganzen Winter über nicht selten bei den Wildpret- händlern, also Zugvögel, welche des Winters Japan besuchen, waren mehrere wilde Enten und Gänse, von ersteren die in Deutschland bekannte Krik-Ente, Anas crecca L., und die schönere ostsibirische A. glocitans Pall. (formosa Gmel.), der Scheitel weiss und schwarz gebändert, ein metallgrüner bogenförmiger Fleck an den Seiten des Kopfes; von wilden Gänsen war häufig die kleinere Blässengans, Anser albifrons Gmel.? (Schnabel rosenroth mit pomeranzengelben Mittelstreifen und Kieferrändern, Füsse pomeran- zengelb), seltener die ostsibirische grosse Gans, Anser grandis Gmel. (von Schnabel zu Schwanzspitze 0,850 Met., wovon auf Kopf und Hals 0,430, Flügelspitzen den Schwanz nicht erreichend; Schnabel schwarz mit einem pomeranzengelben Gürtel nahe der Spitze; Füsse pomeranzengelb). Auch ein kleiner Podiceps kam im Winter vor. Mitte Januar erhielt ich endlich aus Yeddo noch durch die Auf-
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Vögel im Winter.
mitten in Yeddo; eine andere, kleinere Art, H. urile Gmel. sive
bicristatus Pall. sp., erhielt ich von Fischern, welche ihn in ihren
Netzen gefangen hatten. Um die Schiffe auf der Rhede von Yeddo
endlich sammelten sich während der ganzen Dauer unseres Aufent-
haltes, September bis Januar einschliesslich, zweierlei Möven, eine
grössere, unserer Silbermöve verwandte, und eine kleinere, roth-
schnäblige, Larus melanurus Tem. (crassirostris Vieill.); in Perry’s
Reisewerk werden zwei andere, braun- und schwarzköpfige Arten,
L. ichthyaëtus Pall. und L. brunneicephalus Jerd., als in der Bai
von Yeddo vorhanden erwähnt, vermuthlich Sommervögel.
In der zweiten Hälfte des October sahen wir (Herr Schott-
müller und ich) mehrmals Gesellschaften des weissen Kranichs auf
den Feldern, es gelang uns aber nicht, welche zu erlegen. Noch
in den letzten Tagen des November, nachdem mehrere Nachtfröste
eingetreten waren, fand ich in einem Bauernhause eines abgelegenen
Thales in Käfigen den niedlichen Brillenvogel, Zosterops Japonicus
Tem., zeisiggrün mit gelber Kehle und einem weissen Ring um das
Auge, und die Beständigkeit, womit, so oft ich in den folgenden
Tagen wieder dahin kam, neue Exemplare desselben zu haben
waren, liess mich glauben, dass sie auch in dieser Jahreszeit ge-
fangen werden, also Standvögel sind, wie unsere Goldhähnchen
und Zaunkönige. In der Gefangenschaft füttert man sie haupt-
sächlich mit dem saftigen Fruchtfleisch der sogenannten Dattel-
pflaume, Diospyros kaki.
Den ganzen Winter über nicht selten bei den Wildpret-
händlern, also Zugvögel, welche des Winters Japan besuchen,
waren mehrere wilde Enten und Gänse, von ersteren die in
Deutschland bekannte Krik-Ente, Anas crecca L., und die schönere
ostsibirische A. glocitans Pall. (formosa Gmel.), der Scheitel weiss
und schwarz gebändert, ein metallgrüner bogenförmiger Fleck an
den Seiten des Kopfes; von wilden Gänsen war häufig die kleinere
Blässengans, Anser albifrons Gmel.? (Schnabel rosenroth mit
pomeranzengelben Mittelstreifen und Kieferrändern, Füsse pomeran-
zengelb), seltener die ostsibirische grosse Gans, Anser grandis Gmel.
(von Schnabel zu Schwanzspitze 0,850 Met., wovon auf Kopf und
Hals 0,430, Flügelspitzen den Schwanz nicht erreichend; Schnabel
schwarz mit einem pomeranzengelben Gürtel nahe der Spitze; Füsse
pomeranzengelb). Auch ein kleiner Podiceps kam im Winter vor.
Mitte Januar erhielt ich endlich aus Yeddo noch durch die Auf-
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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/107>, abgerufen am 16.02.2025.
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