Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.Vögel um Yokohama im Herbst. genannt, von Schlegel früher mit C. macrochynchos Tem. desindischen Archipels vereinigt, in Eigenschaften und Benehmen un- serer deutschen Rabenkrähe, C. corone, ähnlich. Die Rolle unseres Bussards in Häufigkeit und Trägheit spielt eine nahe Verwandte unserer Gabelweihe, mit weniger tief gegabeltem Schwanz, Milvus govinda Sykes (M. melanotis Tem.); im Winter, obwohl kein Schnee lag, war er oft auf den Dächern der Häuser in Yokohama zu sehen und stand im Verdacht, Hühner zu rauben. Der Sperling stimmt, wie in ganz Ostasien, mit dem deutschen Feldsperling, Passer montanus L. sp., überein. An den schlammigen Ufern der Canäle und Bäche sieht man sehr oft die weissflügelige Bachstelze, Mota- cilla lugens Ill., und vielleicht noch öfter den schönen weissen Silberreiher, Ardea garzetta L., Naumann (Garzetta egretta Bp.), an stillen, mehr bewachsenen Gegenden auch einen Eisvogel, Alcedo Bengalensis Gmel., kaum zu unterscheiden von der europäischen Art. Seltener ist der grosse graue Fischreiher, Ardea cinerea L., und der als kosmopolitischer Vogel bekannte Nachtreiher, Ardea nycticorax L. Die Hecken im Felde werden von verschiedenen Ammerarten und einem Verwandten unserer Rothschwänzchen, Ruticilla aurorea Pall., belebt, welch letzteres in Färbung und Be- nehmen auch an die Heckenschmätzer erinnert. Im Walde findet man recht häufig eine wilde Taube, blau mit zwei schwarzen Flügel- binden, kaum von der Urfärbung unserer Haustaube zu unterscheiden, wahrscheinlich Columba intermedia Bp.; ferner braune Würger (Lanius bucephalus Tem.), einige Drosselarten und einen dem europäischen recht ähnlichen Häher, Garrulus Japonicus Bp., etwas kleiner, mit mehr Schwarz an den Seiten des Kopfes. Geschätztes Wildpret in Japan, wie in Europa, liefern die Fasanen, wovon in den Um- gebungen von Yokohama die beiden Japan eigenthümlichen Arten gar nicht selten sind, Phasianus versicolor Tem., von der Grösse unseres Fasans, vorherrschend oben grau, unten grün, und der noch schönere bronzeglänzende Phasianus Sömmeringii Tem., mit weit längerem Schweif; dieser kam mir mehrmals auf meinen Ex- cursionen, über den Weg dem Gebüsch zulaufend, ganz nahe; noch Ende November wurden welche geschossen, sie sind also zweifels- ohne, wie unsere Fasanen, Standvögel. Bekassinen, von unseren Seeofficieren gelegentlich erlegt, stellten sich als Scolopax stenura heraus. Grosse Kormorane (Halieus capillatus Tem.?) nisten schaa- renweise innerhalb der mauern des kaiserlichen Palastes auf Bäumen Vögel um Yokohama im Herbst. genannt, von Schlegel früher mit C. macrochynchos Tem. desindischen Archipels vereinigt, in Eigenschaften und Benehmen un- serer deutschen Rabenkrähe, C. corone, ähnlich. Die Rolle unseres Bussards in Häufigkeit und Trägheit spielt eine nahe Verwandte unserer Gabelweihe, mit weniger tief gegabeltem Schwanz, Milvus govinda Sykes (M. melanotis Tem.); im Winter, obwohl kein Schnee lag, war er oft auf den Dächern der Häuser in Yokohama zu sehen und stand im Verdacht, Hühner zu rauben. Der Sperling stimmt, wie in ganz Ostasien, mit dem deutschen Feldsperling, Passer montanus L. sp., überein. An den schlammigen Ufern der Canäle und Bäche sieht man sehr oft die weissflügelige Bachstelze, Mota- cilla lugens Ill., und vielleicht noch öfter den schönen weissen Silberreiher, Ardea garzetta L., Naumann (Garzetta egretta Bp.), an stillen, mehr bewachsenen Gegenden auch einen Eisvogel, Alcedo Bengalensis Gmel., kaum zu unterscheiden von der europäischen Art. Seltener ist der grosse graue Fischreiher, Ardea cinerea L., und der als kosmopolitischer Vogel bekannte Nachtreiher, Ardea nycticorax L. Die Hecken im Felde werden von verschiedenen Ammerarten und einem Verwandten unserer Rothschwänzchen, Ruticilla aurorea Pall., belebt, welch letzteres in Färbung und Be- nehmen auch an die Heckenschmätzer erinnert. Im Walde findet man recht häufig eine wilde Taube, blau mit zwei schwarzen Flügel- binden, kaum von der Urfärbung unserer Haustaube zu unterscheiden, wahrscheinlich Columba intermedia Bp.; ferner braune Würger (Lanius bucephalus Tem.), einige Drosselarten und einen dem europäischen recht ähnlichen Häher, Garrulus Japonicus Bp., etwas kleiner, mit mehr Schwarz an den Seiten des Kopfes. Geschätztes Wildpret in Japan, wie in Europa, liefern die Fasanen, wovon in den Um- gebungen von Yokohama die beiden Japan eigenthümlichen Arten gar nicht selten sind, Phasianus versicolor Tem., von der Grösse unseres Fasans, vorherrschend oben grau, unten grün, und der noch schönere bronzeglänzende Phasianus Sömmeringii Tem., mit weit längerem Schweif; dieser kam mir mehrmals auf meinen Ex- cursionen, über den Weg dem Gebüsch zulaufend, ganz nahe; noch Ende November wurden welche geschossen, sie sind also zweifels- ohne, wie unsere Fasanen, Standvögel. Bekassinen, von unseren Seeofficieren gelegentlich erlegt, stellten sich als Scolopax stenura heraus. Grosse Kormorane (Halieus capillatus Tem.?) nisten schaa- renweise innerhalb der mauern des kaiserlichen Palastes auf Bäumen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0106" n="88"/><fw place="top" type="header">Vögel um Yokohama im Herbst.</fw><lb/> genannt, von Schlegel früher mit C. macrochynchos Tem. des<lb/> indischen Archipels vereinigt, in Eigenschaften und Benehmen un-<lb/> serer deutschen Rabenkrähe, C. corone, ähnlich. Die Rolle unseres<lb/> Bussards in Häufigkeit und Trägheit spielt eine nahe Verwandte<lb/> unserer <hi rendition="#g">Gabelweihe</hi>, mit weniger tief gegabeltem Schwanz, Milvus<lb/> govinda Sykes (M. melanotis Tem.); im Winter, obwohl kein Schnee<lb/> lag, war er oft auf den Dächern der Häuser in Yokohama zu sehen<lb/> und stand im Verdacht, Hühner zu rauben. 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Vögel um Yokohama im Herbst.
genannt, von Schlegel früher mit C. macrochynchos Tem. des
indischen Archipels vereinigt, in Eigenschaften und Benehmen un-
serer deutschen Rabenkrähe, C. corone, ähnlich. Die Rolle unseres
Bussards in Häufigkeit und Trägheit spielt eine nahe Verwandte
unserer Gabelweihe, mit weniger tief gegabeltem Schwanz, Milvus
govinda Sykes (M. melanotis Tem.); im Winter, obwohl kein Schnee
lag, war er oft auf den Dächern der Häuser in Yokohama zu sehen
und stand im Verdacht, Hühner zu rauben. Der Sperling stimmt,
wie in ganz Ostasien, mit dem deutschen Feldsperling, Passer
montanus L. sp., überein. An den schlammigen Ufern der Canäle
und Bäche sieht man sehr oft die weissflügelige Bachstelze, Mota-
cilla lugens Ill., und vielleicht noch öfter den schönen weissen
Silberreiher, Ardea garzetta L., Naumann (Garzetta egretta Bp.), an
stillen, mehr bewachsenen Gegenden auch einen Eisvogel, Alcedo
Bengalensis Gmel., kaum zu unterscheiden von der europäischen
Art. Seltener ist der grosse graue Fischreiher, Ardea cinerea L.,
und der als kosmopolitischer Vogel bekannte Nachtreiher, Ardea
nycticorax L. Die Hecken im Felde werden von verschiedenen
Ammerarten und einem Verwandten unserer Rothschwänzchen,
Ruticilla aurorea Pall., belebt, welch letzteres in Färbung und Be-
nehmen auch an die Heckenschmätzer erinnert. Im Walde findet
man recht häufig eine wilde Taube, blau mit zwei schwarzen Flügel-
binden, kaum von der Urfärbung unserer Haustaube zu unterscheiden,
wahrscheinlich Columba intermedia Bp.; ferner braune Würger (Lanius
bucephalus Tem.), einige Drosselarten und einen dem europäischen
recht ähnlichen Häher, Garrulus Japonicus Bp., etwas kleiner, mit
mehr Schwarz an den Seiten des Kopfes. Geschätztes Wildpret
in Japan, wie in Europa, liefern die Fasanen, wovon in den Um-
gebungen von Yokohama die beiden Japan eigenthümlichen Arten
gar nicht selten sind, Phasianus versicolor Tem., von der Grösse
unseres Fasans, vorherrschend oben grau, unten grün, und der
noch schönere bronzeglänzende Phasianus Sömmeringii Tem., mit
weit längerem Schweif; dieser kam mir mehrmals auf meinen Ex-
cursionen, über den Weg dem Gebüsch zulaufend, ganz nahe; noch
Ende November wurden welche geschossen, sie sind also zweifels-
ohne, wie unsere Fasanen, Standvögel. Bekassinen, von unseren
Seeofficieren gelegentlich erlegt, stellten sich als Scolopax stenura
heraus. Grosse Kormorane (Halieus capillatus Tem.?) nisten schaa-
renweise innerhalb der mauern des kaiserlichen Palastes auf Bäumen
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