Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Botanischer Teil. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin: Decker, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
Algen der Litoralzone und der Korallenriffe.

Ueber das Vorkommen und die Farben im frischen Zustande
theilt mein Sohn folgende Bemerkungen mit:

Der Grund der meisten von mir besuchten Küstenstrecken,
abgesehen von den Flussmündungen, im Gebiete des indischen Oceans
bestand aus Korallen, lebenden oder todten, in Massen oder zu
Grus zertrümmert; ein solcher Boden scheint den Tangen nicht
günstig, ich fand daselbst wachsend weniger an Arten und Indi-
viduen, als ich erwartet, dagegen an jedem Strande immer einzelne
ausgeworfen, freilich fast immer wieder dieselben, hauptsächlich
die kräftigen Sargassen und Turbinarien, die feineren eingerollten
Zonarien und die verkalkten Halimeden. Die obersten Klippen, zur
Ebbezeit von Wasser entblösst, fand ich bei Palabuan nur mit
kürzeren, frisch grünlich moosartig aussehenden Florideen be-
wachsen, wie Sphaerococcus corallopsis, Gymnogongrus densus u. a.,
bei Atapupu fand ich auf einzelnen, zeitweise vom Wasser ver-
lassenen Steinblöcken auch schon die grössere, wie filzig anzu-
fühlende Galaxaura spongiosa; auch Amphiroa fragilissima lebt
schon in dieser Höhe. Die Korallenriffe selbst an der unteren
Ebbegränze, hauptsächlich die kleineren Einsenkungen derselben,
in denen auch bei tiefster Ebbe das Wasser bleibt, sind die Heimath
der verschiedenen Sargassen, denen sich sehr oft grössere Zonarien
(Z. gymnospora), seltener z. B. bei Atapupu Hormophysa articulata,
bei Singapore Laurencia botryoides zugesellt; die Kalkfülle zeigt
sich hier auch an der Häufigkeit der verschiedenen Kalkalgen:
Halimeda und Galaxaura fehlte auf keiner Korallenbank. Nirgends
überziehen aber diese Tange, wie z. B. Fucus serratus und vesi-
culosus in Norwegen, Stein für Stein eine ganze Strecke hindurch,
sondern überall bilden sie nur Gruppen, durch grössere Zwischen-
räume als sie selbst getrennt. Laurencia, auf Steinen wenig über
der Ebbegränze wachsend, macht sich durch ihre knorpelartige
Steifheit beim Anfassen bemerklich, Halymenia an ähnlichen Stellen
durch schlüpfrige, fast eiweissartige Weichheit. Die flachen Strecken
von Sand und Grus, von zertrümmerten Korallen herrührend, um
die Korallenbänke oder zwischen ihnen und dem Strande, sind die
Heimath der kriechenden Caulerpen, wie auch auf Timor der im
Habitus ihnen ähnlichen phanerogamen Halophila. An Pfählen,
welche im Wasser stehen, findet man zuweilen kleinere niedliche
Florideen, manche und darunter die interessantesten fand ich aber
nur ausgeworfen am Strande. Tiefer, unterhalb der Ebbegränze

Algen der Litoralzone und der Korallenriffe.

Ueber das Vorkommen und die Farben im frischen Zustande
theilt mein Sohn folgende Bemerkungen mit:

Der Grund der meisten von mir besuchten Küstenstrecken,
abgesehen von den Flussmündungen, im Gebiete des indischen Oceans
bestand aus Korallen, lebenden oder todten, in Massen oder zu
Grus zertrümmert; ein solcher Boden scheint den Tangen nicht
günstig, ich fand daselbst wachsend weniger an Arten und Indi-
viduen, als ich erwartet, dagegen an jedem Strande immer einzelne
ausgeworfen, freilich fast immer wieder dieselben, hauptsächlich
die kräftigen Sargassen und Turbinarien, die feineren eingerollten
Zonarien und die verkalkten Halimeden. Die obersten Klippen, zur
Ebbezeit von Wasser entblösst, fand ich bei Palabuan nur mit
kürzeren, frisch grünlich moosartig aussehenden Florideen be-
wachsen, wie Sphaerococcus corallopsis, Gymnogongrus densus u. a.,
bei Atapupu fand ich auf einzelnen, zeitweise vom Wasser ver-
lassenen Steinblöcken auch schon die grössere, wie filzig anzu-
fühlende Galaxaura spongiosa; auch Amphiroa fragilissima lebt
schon in dieser Höhe. Die Korallenriffe selbst an der unteren
Ebbegränze, hauptsächlich die kleineren Einsenkungen derselben,
in denen auch bei tiefster Ebbe das Wasser bleibt, sind die Heimath
der verschiedenen Sargassen, denen sich sehr oft grössere Zonarien
(Z. gymnospora), seltener z. B. bei Atapupu Hormophysa articulata,
bei Singapore Laurencia botryoides zugesellt; die Kalkfülle zeigt
sich hier auch an der Häufigkeit der verschiedenen Kalkalgen:
Halimeda und Galaxaura fehlte auf keiner Korallenbank. Nirgends
überziehen aber diese Tange, wie z. B. Fucus serratus und vesi-
culosus in Norwegen, Stein für Stein eine ganze Strecke hindurch,
sondern überall bilden sie nur Gruppen, durch grössere Zwischen-
räume als sie selbst getrennt. Laurencia, auf Steinen wenig über
der Ebbegränze wachsend, macht sich durch ihre knorpelartige
Steifheit beim Anfassen bemerklich, Halymenia an ähnlichen Stellen
durch schlüpfrige, fast eiweissartige Weichheit. Die flachen Strecken
von Sand und Grus, von zertrümmerten Korallen herrührend, um
die Korallenbänke oder zwischen ihnen und dem Strande, sind die
Heimath der kriechenden Caulerpen, wie auch auf Timor der im
Habitus ihnen ähnlichen phanerogamen Halophila. An Pfählen,
welche im Wasser stehen, findet man zuweilen kleinere niedliche
Florideen, manche und darunter die interessantesten fand ich aber
nur ausgeworfen am Strande. Tiefer, unterhalb der Ebbegränze

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0119" n="109"/>
            <fw place="top" type="header">Algen der Litoralzone und der Korallenriffe.</fw><lb/>
            <p>Ueber das Vorkommen und die Farben im frischen Zustande<lb/>
theilt mein Sohn folgende Bemerkungen mit:</p><lb/>
            <p>Der Grund der meisten von mir besuchten Küstenstrecken,<lb/>
abgesehen von den Flussmündungen, im Gebiete des indischen Oceans<lb/>
bestand aus Korallen, lebenden oder todten, in Massen oder zu<lb/>
Grus zertrümmert; ein solcher Boden scheint den Tangen nicht<lb/>
günstig, ich fand daselbst wachsend weniger an Arten und Indi-<lb/>
viduen, als ich erwartet, dagegen an jedem Strande immer einzelne<lb/>
ausgeworfen, freilich fast immer wieder dieselben, hauptsächlich<lb/>
die kräftigen Sargassen und Turbinarien, die feineren eingerollten<lb/>
Zonarien und die verkalkten Halimeden. Die obersten Klippen, zur<lb/>
Ebbezeit von Wasser entblösst, fand ich bei Palabuan nur mit<lb/>
kürzeren, frisch grünlich moosartig aussehenden Florideen be-<lb/>
wachsen, wie Sphaerococcus corallopsis, Gymnogongrus densus u. a.,<lb/>
bei Atapupu fand ich auf einzelnen, zeitweise vom Wasser ver-<lb/>
lassenen Steinblöcken auch schon die grössere, wie filzig anzu-<lb/>
fühlende Galaxaura spongiosa; auch Amphiroa fragilissima lebt<lb/>
schon in dieser Höhe. Die Korallenriffe selbst an der unteren<lb/>
Ebbegränze, hauptsächlich die kleineren Einsenkungen derselben,<lb/>
in denen auch bei tiefster Ebbe das Wasser bleibt, sind die Heimath<lb/>
der verschiedenen Sargassen, denen sich sehr oft grössere Zonarien<lb/>
(Z. gymnospora), seltener z. B. bei Atapupu Hormophysa articulata,<lb/>
bei Singapore Laurencia botryoides zugesellt; die Kalkfülle zeigt<lb/>
sich hier auch an der Häufigkeit der verschiedenen Kalkalgen:<lb/>
Halimeda und Galaxaura fehlte auf keiner Korallenbank. Nirgends<lb/>
überziehen aber diese Tange, wie z. B. Fucus serratus und vesi-<lb/>
culosus in Norwegen, Stein für Stein eine ganze Strecke hindurch,<lb/>
sondern überall bilden sie nur Gruppen, durch grössere Zwischen-<lb/>
räume als sie selbst getrennt. Laurencia, auf Steinen wenig über<lb/>
der Ebbegränze wachsend, macht sich durch ihre knorpelartige<lb/>
Steifheit beim Anfassen bemerklich, Halymenia an ähnlichen Stellen<lb/>
durch schlüpfrige, fast eiweissartige Weichheit. Die flachen Strecken<lb/>
von Sand und Grus, von zertrümmerten Korallen herrührend, um<lb/>
die Korallenbänke oder zwischen ihnen und dem Strande, sind die<lb/>
Heimath der kriechenden Caulerpen, wie auch auf Timor der im<lb/>
Habitus ihnen ähnlichen phanerogamen Halophila. An Pfählen,<lb/>
welche im Wasser stehen, findet man zuweilen kleinere niedliche<lb/>
Florideen, manche und darunter die interessantesten fand ich aber<lb/>
nur ausgeworfen am Strande. Tiefer, unterhalb der Ebbegränze<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0119] Algen der Litoralzone und der Korallenriffe. Ueber das Vorkommen und die Farben im frischen Zustande theilt mein Sohn folgende Bemerkungen mit: Der Grund der meisten von mir besuchten Küstenstrecken, abgesehen von den Flussmündungen, im Gebiete des indischen Oceans bestand aus Korallen, lebenden oder todten, in Massen oder zu Grus zertrümmert; ein solcher Boden scheint den Tangen nicht günstig, ich fand daselbst wachsend weniger an Arten und Indi- viduen, als ich erwartet, dagegen an jedem Strande immer einzelne ausgeworfen, freilich fast immer wieder dieselben, hauptsächlich die kräftigen Sargassen und Turbinarien, die feineren eingerollten Zonarien und die verkalkten Halimeden. Die obersten Klippen, zur Ebbezeit von Wasser entblösst, fand ich bei Palabuan nur mit kürzeren, frisch grünlich moosartig aussehenden Florideen be- wachsen, wie Sphaerococcus corallopsis, Gymnogongrus densus u. a., bei Atapupu fand ich auf einzelnen, zeitweise vom Wasser ver- lassenen Steinblöcken auch schon die grössere, wie filzig anzu- fühlende Galaxaura spongiosa; auch Amphiroa fragilissima lebt schon in dieser Höhe. Die Korallenriffe selbst an der unteren Ebbegränze, hauptsächlich die kleineren Einsenkungen derselben, in denen auch bei tiefster Ebbe das Wasser bleibt, sind die Heimath der verschiedenen Sargassen, denen sich sehr oft grössere Zonarien (Z. gymnospora), seltener z. B. bei Atapupu Hormophysa articulata, bei Singapore Laurencia botryoides zugesellt; die Kalkfülle zeigt sich hier auch an der Häufigkeit der verschiedenen Kalkalgen: Halimeda und Galaxaura fehlte auf keiner Korallenbank. Nirgends überziehen aber diese Tange, wie z. B. Fucus serratus und vesi- culosus in Norwegen, Stein für Stein eine ganze Strecke hindurch, sondern überall bilden sie nur Gruppen, durch grössere Zwischen- räume als sie selbst getrennt. Laurencia, auf Steinen wenig über der Ebbegränze wachsend, macht sich durch ihre knorpelartige Steifheit beim Anfassen bemerklich, Halymenia an ähnlichen Stellen durch schlüpfrige, fast eiweissartige Weichheit. Die flachen Strecken von Sand und Grus, von zertrümmerten Korallen herrührend, um die Korallenbänke oder zwischen ihnen und dem Strande, sind die Heimath der kriechenden Caulerpen, wie auch auf Timor der im Habitus ihnen ähnlichen phanerogamen Halophila. An Pfählen, welche im Wasser stehen, findet man zuweilen kleinere niedliche Florideen, manche und darunter die interessantesten fand ich aber nur ausgeworfen am Strande. Tiefer, unterhalb der Ebbegränze

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienbotanik_1866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienbotanik_1866/119
Zitationshilfe: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Botanischer Teil. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin: Decker, 1867, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienbotanik_1866/119>, abgerufen am 25.11.2024.