Nun trat Burgevine in geheime Verbindung mit den Tae- pin in Su-tsau und warb eine Menge fremder Abenteurer an, mit welchen er zu ihnen stossen wollte. Die chinesischen Behörden in Shang-hae wurden argwöhnisch. Burgevine aber schrieb an Gor- don in Kin-san, mit welchem er auf gutem Fusse stand, am 21. Juli 1863 folgende Zeilen:
"Sie mögen viele Gerüchte über mich hören, aber glauben Sie nicht daran. Ich werde hinaufkommen und ein langes Gespräch mit Ihnen haben. Bis dahin Adieu!"
Daraufhin verbürgte Gordon sich schriftlich beim Fu-tae, dass Burgevine nichts zum Vortheil der Rebellen unternehmen werde.
Unter Gordon's Officieren verursachten die Gerüchte über Burgevine grosse Erregung; die goldenen Zeiten seines Commandos, da sie ein ungebundenes Leben geführt und nach Herzenslust ge- plündert hatten, waren noch in frischem Andenken. Die nächsten Bewegungen der "Siegreichen" sollten Su-tsau gelten, welches Gordon zunächst von der Verbindung mit Han-tsau und den an- deren Tae-pin-Stellungen im Süden abzuschneiden wünschte; zu dem Zweck musste die Stadt Wo-kon angegriffen werden. Am 26. Juli sollten die Truppen aus Kin-san ausrücken; die Artillerie- officiere widersetzten sich aber, weil Major Gordon ihnen einen englischen Linienofficier zum Commandeur gegeben hatte. Zum Glück waren die Geschütze schon eingeschifft; die Mannschaft be- wog Gordon's persönlicher Einfluss zum Ausrücken; am Abend baten ihn auch die Officiere brieflich um Verzeihung und wurden wieder angenommen, da nicht gleich Ersatz zu finden war.
Gordon's Streitmacht bestand aus 2200 Mann -- Infanterie und Artillerie -- und den armirten Dampfern Firefly und Cricket. Letztere nahmen am 27. Juli die Stadt Ka-pu am Grossen Canal, welcher dort in Verbindung steht mit dem westlich von Su-tsau gelegenen Tai-ho-See. Am 28. Juli nahm Gordon mehrere Aussen- werke von Wo-kon, deren 4000 Mann starke Garnison nach ver- geblichen Versuchen sich durchzuschlagen die Waffen streckte. Gleich darauf erschien der kaiserliche Feldhauptmann Tsin, dessen Uebergriffe Gordon eben noch derb zurückgewiesen hatte, und wünschte die Gefangenen zu haben; Gordon überliess ihm 1500 Mann, die bei den Kaiserlichen Dienste nehmen wollten, unter der Bedingung, dass sie gut behandelt würden, hörte aber gleich
Anh. IV. Operationen bei Su-tšau.
Nun trat Burgevine in geheime Verbindung mit den Tae- piṅ in Su-tšau und warb eine Menge fremder Abenteurer an, mit welchen er zu ihnen stossen wollte. Die chinesischen Behörden in Shang-hae wurden argwöhnisch. Burgevine aber schrieb an Gor- don in Kin-san, mit welchem er auf gutem Fusse stand, am 21. Juli 1863 folgende Zeilen:
»Sie mögen viele Gerüchte über mich hören, aber glauben Sie nicht daran. Ich werde hinaufkommen und ein langes Gespräch mit Ihnen haben. Bis dahin Adieu!«
Daraufhin verbürgte Gordon sich schriftlich beim Fu-tae, dass Burgevine nichts zum Vortheil der Rebellen unternehmen werde.
Unter Gordon’s Officieren verursachten die Gerüchte über Burgevine grosse Erregung; die goldenen Zeiten seines Commandos, da sie ein ungebundenes Leben geführt und nach Herzenslust ge- plündert hatten, waren noch in frischem Andenken. Die nächsten Bewegungen der »Siegreichen« sollten Su-tšau gelten, welches Gordon zunächst von der Verbindung mit Haṅ-tšau und den an- deren Tae-piṅ-Stellungen im Süden abzuschneiden wünschte; zu dem Zweck musste die Stadt Wo-koṅ angegriffen werden. Am 26. Juli sollten die Truppen aus Kin-san ausrücken; die Artillerie- officiere widersetzten sich aber, weil Major Gordon ihnen einen englischen Linienofficier zum Commandeur gegeben hatte. Zum Glück waren die Geschütze schon eingeschifft; die Mannschaft be- wog Gordon’s persönlicher Einfluss zum Ausrücken; am Abend baten ihn auch die Officiere brieflich um Verzeihung und wurden wieder angenommen, da nicht gleich Ersatz zu finden war.
Gordon’s Streitmacht bestand aus 2200 Mann — Infanterie und Artillerie — und den armirten Dampfern Firefly und Cricket. Letztere nahmen am 27. Juli die Stadt Ka-pu am Grossen Canal, welcher dort in Verbindung steht mit dem westlich von Su-tšau gelegenen Tai-ho-See. Am 28. Juli nahm Gordon mehrere Aussen- werke von Wo-koṅ, deren 4000 Mann starke Garnison nach ver- geblichen Versuchen sich durchzuschlagen die Waffen streckte. Gleich darauf erschien der kaiserliche Feldhauptmann Tšiṅ, dessen Uebergriffe Gordon eben noch derb zurückgewiesen hatte, und wünschte die Gefangenen zu haben; Gordon überliess ihm 1500 Mann, die bei den Kaiserlichen Dienste nehmen wollten, unter der Bedingung, dass sie gut behandelt würden, hörte aber gleich
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Shang-hae wurden argwöhnisch. Burgevine aber schrieb an Gor-
don in Kin-san, mit welchem er auf gutem Fusse stand, am 21. Juli
1863 folgende Zeilen:
»Sie mögen viele Gerüchte über mich hören, aber glauben Sie
nicht daran. Ich werde hinaufkommen und ein langes Gespräch mit
Ihnen haben. Bis dahin Adieu!«
Daraufhin verbürgte Gordon sich schriftlich beim Fu-tae,
dass Burgevine nichts zum Vortheil der Rebellen unternehmen
werde.
Unter Gordon’s Officieren verursachten die Gerüchte über
Burgevine grosse Erregung; die goldenen Zeiten seines Commandos,
da sie ein ungebundenes Leben geführt und nach Herzenslust ge-
plündert hatten, waren noch in frischem Andenken. Die nächsten
Bewegungen der »Siegreichen« sollten Su-tšau gelten, welches
Gordon zunächst von der Verbindung mit Haṅ-tšau und den an-
deren Tae-piṅ-Stellungen im Süden abzuschneiden wünschte; zu
dem Zweck musste die Stadt Wo-koṅ angegriffen werden. Am
26. Juli sollten die Truppen aus Kin-san ausrücken; die Artillerie-
officiere widersetzten sich aber, weil Major Gordon ihnen einen
englischen Linienofficier zum Commandeur gegeben hatte. Zum
Glück waren die Geschütze schon eingeschifft; die Mannschaft be-
wog Gordon’s persönlicher Einfluss zum Ausrücken; am Abend
baten ihn auch die Officiere brieflich um Verzeihung und wurden
wieder angenommen, da nicht gleich Ersatz zu finden war.
Gordon’s Streitmacht bestand aus 2200 Mann — Infanterie
und Artillerie — und den armirten Dampfern Firefly und Cricket.
Letztere nahmen am 27. Juli die Stadt Ka-pu am Grossen Canal,
welcher dort in Verbindung steht mit dem westlich von Su-tšau
gelegenen Tai-ho-See. Am 28. Juli nahm Gordon mehrere Aussen-
werke von Wo-koṅ, deren 4000 Mann starke Garnison nach ver-
geblichen Versuchen sich durchzuschlagen die Waffen streckte.
Gleich darauf erschien der kaiserliche Feldhauptmann Tšiṅ, dessen
Uebergriffe Gordon eben noch derb zurückgewiesen hatte, und
wünschte die Gefangenen zu haben; Gordon überliess ihm 1500
Mann, die bei den Kaiserlichen Dienste nehmen wollten, unter der
Bedingung, dass sie gut behandelt würden, hörte aber gleich
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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/429>, abgerufen am 16.02.2025.
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