Unterredung ins Gesicht und schleppte mit Gewalt eine grosse Summe fort, die grade in Ta-ki's Hause bereit lag. Der Fu-tae wünschte Burgevine mit Hülfe englischer Truppen verhaften zu lassen; General Staveley theilte demselben einfach mit, dass er entlassen sei, worauf er das Commando niederlegte. Einer Meuterei der Siegreichen beugte der Fu-tae durch schleunige Auszahlung des rückständigen Soldes vor.
Da "Colonel" Forrester den Oberfehl beharrlich ausschlug, so erlaubte General Staveley dem Capitän Holland von den Royal marines, das Commando provisorisch zu übernehmen. Im Februar 1863 berannte derselbe die Städte Tae-tsau und Fu-san, wurde aber an beiden Orten mit Verlust zurückgewiesen.
Unterdessen war General Staveley ermächtigt worden, eng- lische Linienofficiere zur Dienstleistung bei der chinesischen Armee zu beurlauben; er bot darauf das Commando der Siegreichen dem Brevet-Major Gordon an, der in der Krim mit Auszeichnung diente, vor Sebastopol verwundet wurde, bei der Grenzregulirung zwischen Russland und der Türkei mitwirkte, dann den Krieg in China durch- machte und nachher von Pe-kin aus die westlichen Provinzen China's bereiste. Es war eine glückliche Wahl: Gordon kannte die Chinesen und wusste sie zu behandeln; er scheint eine glänzende militärische Begabung mit grossem Lebensernst und vorzüglichen Eigenschaften des Charakters verbunden zu haben, und war durch seine genaue Kenntniss des Gebietes von Shang-hae, dessen topo- graphische Aufnahme er eben beendete, ganz besonders für das Commando befähigt. Ihn selbst trieb vorzüglich die Hoffnung, durch festere Organisirung des Wardschen Corps den Kern einer künftigen chinesischen Streitmacht zu bilden, welche ihren Aufgaben besser gewachsen wäre, als das damalige kaiserliche Kuli-Heer.
Die Gemeinen und Unterofficiere der Siegreichen Heerschaar stammten damals meist aus den Provinzen Kian-su und Tse-kian, deren Bewohner schlechtere Soldaten sind als die Kantonesen und die Nord-Chinesen. Später recrutirte sich das Corps meist aus übergetretenen Tae-pin, die im Rebellenheer nur schwere Arbeit und keinen Sold gehabt hatten, ihre Lage unter Gordon paradiesisch fanden und niemals Umstände machten, gegen ihre alten Kameraden zu kämpfen. -- Die grösste Schwierigkeit bestand in Behandlung der Officiere, die aus allen Lebenskreisen zusammengewürfelt, gröss- tentheils aber Seefahrer und alte englische Soldaten waren, die sich
Unterredung ins Gesicht und schleppte mit Gewalt eine grosse Summe fort, die grade in Ta-ki’s Hause bereit lag. Der Fu-tae wünschte Burgevine mit Hülfe englischer Truppen verhaften zu lassen; General Staveley theilte demselben einfach mit, dass er entlassen sei, worauf er das Commando niederlegte. Einer Meuterei der Siegreichen beugte der Fu-tae durch schleunige Auszahlung des rückständigen Soldes vor.
Da »Colonel« Forrester den Oberfehl beharrlich ausschlug, so erlaubte General Staveley dem Capitän Holland von den Royal marines, das Commando provisorisch zu übernehmen. Im Februar 1863 berannte derselbe die Städte Tae-tsau und Fu-šan, wurde aber an beiden Orten mit Verlust zurückgewiesen.
Unterdessen war General Staveley ermächtigt worden, eng- lische Linienofficiere zur Dienstleistung bei der chinesischen Armee zu beurlauben; er bot darauf das Commando der Siegreichen dem Brevet-Major Gordon an, der in der Krim mit Auszeichnung diente, vor Sebastopol verwundet wurde, bei der Grenzregulirung zwischen Russland und der Türkei mitwirkte, dann den Krieg in China durch- machte und nachher von Pe-kiṅ aus die westlichen Provinzen China’s bereiste. Es war eine glückliche Wahl: Gordon kannte die Chinesen und wusste sie zu behandeln; er scheint eine glänzende militärische Begabung mit grossem Lebensernst und vorzüglichen Eigenschaften des Charakters verbunden zu haben, und war durch seine genaue Kenntniss des Gebietes von Shang-hae, dessen topo- graphische Aufnahme er eben beendete, ganz besonders für das Commando befähigt. Ihn selbst trieb vorzüglich die Hoffnung, durch festere Organisirung des Wardschen Corps den Kern einer künftigen chinesischen Streitmacht zu bilden, welche ihren Aufgaben besser gewachsen wäre, als das damalige kaiserliche Kuli-Heer.
Die Gemeinen und Unterofficiere der Siegreichen Heerschaar stammten damals meist aus den Provinzen Kiaṅ-su und Tše-kiaṅ, deren Bewohner schlechtere Soldaten sind als die Kantonesen und die Nord-Chinesen. Später recrutirte sich das Corps meist aus übergetretenen Tae-piṅ, die im Rebellenheer nur schwere Arbeit und keinen Sold gehabt hatten, ihre Lage unter Gordon paradiesisch fanden und niemals Umstände machten, gegen ihre alten Kameraden zu kämpfen. — Die grösste Schwierigkeit bestand in Behandlung der Officiere, die aus allen Lebenskreisen zusammengewürfelt, gröss- tentheils aber Seefahrer und alte englische Soldaten waren, die sich
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[412/0426]
Brevet-Major Gordon. Anh. IV.
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wünschte Burgevine mit Hülfe englischer Truppen verhaften zu
lassen; General Staveley theilte demselben einfach mit, dass er
entlassen sei, worauf er das Commando niederlegte. Einer Meuterei
der Siegreichen beugte der Fu-tae durch schleunige Auszahlung
des rückständigen Soldes vor.
Da »Colonel« Forrester den Oberfehl beharrlich ausschlug,
so erlaubte General Staveley dem Capitän Holland von den Royal
marines, das Commando provisorisch zu übernehmen. Im Februar
1863 berannte derselbe die Städte Tae-tsau und Fu-šan, wurde
aber an beiden Orten mit Verlust zurückgewiesen.
Unterdessen war General Staveley ermächtigt worden, eng-
lische Linienofficiere zur Dienstleistung bei der chinesischen Armee
zu beurlauben; er bot darauf das Commando der Siegreichen dem
Brevet-Major Gordon an, der in der Krim mit Auszeichnung diente,
vor Sebastopol verwundet wurde, bei der Grenzregulirung zwischen
Russland und der Türkei mitwirkte, dann den Krieg in China durch-
machte und nachher von Pe-kiṅ aus die westlichen Provinzen
China’s bereiste. Es war eine glückliche Wahl: Gordon kannte die
Chinesen und wusste sie zu behandeln; er scheint eine glänzende
militärische Begabung mit grossem Lebensernst und vorzüglichen
Eigenschaften des Charakters verbunden zu haben, und war durch
seine genaue Kenntniss des Gebietes von Shang-hae, dessen topo-
graphische Aufnahme er eben beendete, ganz besonders für das
Commando befähigt. Ihn selbst trieb vorzüglich die Hoffnung,
durch festere Organisirung des Wardschen Corps den Kern einer
künftigen chinesischen Streitmacht zu bilden, welche ihren Aufgaben
besser gewachsen wäre, als das damalige kaiserliche Kuli-Heer.
Die Gemeinen und Unterofficiere der Siegreichen Heerschaar
stammten damals meist aus den Provinzen Kiaṅ-su und Tše-kiaṅ,
deren Bewohner schlechtere Soldaten sind als die Kantonesen und
die Nord-Chinesen. Später recrutirte sich das Corps meist aus
übergetretenen Tae-piṅ, die im Rebellenheer nur schwere Arbeit
und keinen Sold gehabt hatten, ihre Lage unter Gordon paradiesisch
fanden und niemals Umstände machten, gegen ihre alten Kameraden
zu kämpfen. — Die grösste Schwierigkeit bestand in Behandlung
der Officiere, die aus allen Lebenskreisen zusammengewürfelt, gröss-
tentheils aber Seefahrer und alte englische Soldaten waren, die sich
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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/426>, abgerufen am 16.02.2025.
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