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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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XXII. Abreise von Bankok.
spiel; noch feuriger als die Gebäude selbst am düsteren Nacht-
himmel erglänzte ihr Spiegel, vom Schattenriss vorübereilender
Boote durchfurcht, in den Fluthen des Menam.

Das Musikcorps der Arkona, die Seesoldaten und das schwere
Gepäck brachte ein königlicher Dampfer auf die Rhede hinaus. Dem
Gesandten stellte die Regierung fünf grosse Reiseboote mit je sechs-
zehn bis zwanzig Ruderern zur Fahrt nach Petsaburi, einem süd-
westlich von Bankok gelegenen Städtchen zur Verfügung, wo der
König ein Lustschloss hat. Die Boote hatten in der Mitte geräumige
Kajüten, wo man bequem zu zweien wohnte. Der Legationssecre-
tär Pieschel, die Attaches von Bunsen und Graf zu Eulenburg,
Dr. Lucius, Maler Berg, der Photograph Herr Bismark und der
Rev. Mr. Smith begleiteten den Gesandten. Herr von Richthofen
hatte zu unserem Bedauern einige Tage zuvor die Reise durch die
siamesischen Waldwüsten nach Martaban und Rangun angetreten,
um von da nach Calcutta, dann quer durch das Punjab nach Tur-
kestan
und durch den Nordwesten von China nach Pe-kin zu gehn.
An Ausführung dieses schwierigen Unternehmens hinderten ihn end-
lose Verzögerungen auf der Reise nach Rangun; die Jahreszeit war
bei seiner Ankunft in Calcutta zur Reise nach Turkestan zu weit
vorgeschritten. -- Die anderen Civilmitglieder der Expedition hatten
grösstentheils Petsaburi schon früher besucht und gingen von Ban-
kok
direct auf die Kriegsschiffe.

Am 19. Februar Vormittags bestiegen wir die Boote vor dem
Gesandtschaftshause und bogen in den gleich oberhalb mündenden
Flussarm ein; die Fluth schob uns vorwärts, doch wanden die Boote
sich mühsam durch Hunderte beladener Fahrzeuge, die mehrere
Stunden weit die Strasse sperrten. Die Ufer sind einförmig, theil-
weise sogar baumlos. Gegen Abend fanden wir bei dem Flecken
Mahatsai den Tisch gedeckt; ein königlicher Haushofmeister war
vorausgeeilt, die im Küchenboot bereiteten Speisen konnten gleich
aufgetragen werden. Die Ortsbewohner brachten den Bootsleuten
ein reichliches Mahl auf vielen kleinen Schüsselchen. Gegen acht
Uhr Abends ging es weiter eine Strecke den Fluss Ta-tsin hinauf,
in den hier die Boote einbogen, dann in ein enges Rinnsal, durch
das wir am Morgen in den Me-klon gelangten. Die Stadt gleichen
Namens, der Geburtsort der Zwillinge, liegt ganz in der Nähe am
rechten Ufer. Sanfter Duft lagerte auf dem schönen Strom; man
schlürfte mit Lust den erfrischten Athem des thauigen Morgens.

XXII. Abreise von Baṅkok.
spiel; noch feuriger als die Gebäude selbst am düsteren Nacht-
himmel erglänzte ihr Spiegel, vom Schattenriss vorübereilender
Boote durchfurcht, in den Fluthen des Menam.

Das Musikcorps der Arkona, die Seesoldaten und das schwere
Gepäck brachte ein königlicher Dampfer auf die Rhede hinaus. Dem
Gesandten stellte die Regierung fünf grosse Reiseboote mit je sechs-
zehn bis zwanzig Ruderern zur Fahrt nach Petšaburi, einem süd-
westlich von Baṅkok gelegenen Städtchen zur Verfügung, wo der
König ein Lustschloss hat. Die Boote hatten in der Mitte geräumige
Kajüten, wo man bequem zu zweien wohnte. Der Legationssecre-
tär Pieschel, die Attachés von Bunsen und Graf zu Eulenburg,
Dr. Lucius, Maler Berg, der Photograph Herr Bismark und der
Rev. Mr. Smith begleiteten den Gesandten. Herr von Richthofen
hatte zu unserem Bedauern einige Tage zuvor die Reise durch die
siamesischen Waldwüsten nach Martaban und Raṅgun angetreten,
um von da nach Calcutta, dann quer durch das Punjab nach Tur-
kestan
und durch den Nordwesten von China nach Pe-kiṅ zu gehn.
An Ausführung dieses schwierigen Unternehmens hinderten ihn end-
lose Verzögerungen auf der Reise nach Raṅgun; die Jahreszeit war
bei seiner Ankunft in Calcutta zur Reise nach Turkestan zu weit
vorgeschritten. — Die anderen Civilmitglieder der Expedition hatten
grösstentheils Petšaburi schon früher besucht und gingen von Baṅ-
kok
direct auf die Kriegsschiffe.

Am 19. Februar Vormittags bestiegen wir die Boote vor dem
Gesandtschaftshause und bogen in den gleich oberhalb mündenden
Flussarm ein; die Fluth schob uns vorwärts, doch wanden die Boote
sich mühsam durch Hunderte beladener Fahrzeuge, die mehrere
Stunden weit die Strasse sperrten. Die Ufer sind einförmig, theil-
weise sogar baumlos. Gegen Abend fanden wir bei dem Flecken
Mahatšaï den Tisch gedeckt; ein königlicher Haushofmeister war
vorausgeeilt, die im Küchenboot bereiteten Speisen konnten gleich
aufgetragen werden. Die Ortsbewohner brachten den Bootsleuten
ein reichliches Mahl auf vielen kleinen Schüsselchen. Gegen acht
Uhr Abends ging es weiter eine Strecke den Fluss Ta-tšiṅ hinauf,
in den hier die Boote einbogen, dann in ein enges Rinnsal, durch
das wir am Morgen in den Me-kloṅ gelangten. Die Stadt gleichen
Namens, der Geburtsort der Zwillinge, liegt ganz in der Nähe am
rechten Ufer. Sanfter Duft lagerte auf dem schönen Strom; man
schlürfte mit Lust den erfrischten Athem des thauigen Morgens.

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[345/0359] XXII. Abreise von Baṅkok. spiel; noch feuriger als die Gebäude selbst am düsteren Nacht- himmel erglänzte ihr Spiegel, vom Schattenriss vorübereilender Boote durchfurcht, in den Fluthen des Menam. Das Musikcorps der Arkona, die Seesoldaten und das schwere Gepäck brachte ein königlicher Dampfer auf die Rhede hinaus. Dem Gesandten stellte die Regierung fünf grosse Reiseboote mit je sechs- zehn bis zwanzig Ruderern zur Fahrt nach Petšaburi, einem süd- westlich von Baṅkok gelegenen Städtchen zur Verfügung, wo der König ein Lustschloss hat. Die Boote hatten in der Mitte geräumige Kajüten, wo man bequem zu zweien wohnte. Der Legationssecre- tär Pieschel, die Attachés von Bunsen und Graf zu Eulenburg, Dr. Lucius, Maler Berg, der Photograph Herr Bismark und der Rev. Mr. Smith begleiteten den Gesandten. Herr von Richthofen hatte zu unserem Bedauern einige Tage zuvor die Reise durch die siamesischen Waldwüsten nach Martaban und Raṅgun angetreten, um von da nach Calcutta, dann quer durch das Punjab nach Tur- kestan und durch den Nordwesten von China nach Pe-kiṅ zu gehn. An Ausführung dieses schwierigen Unternehmens hinderten ihn end- lose Verzögerungen auf der Reise nach Raṅgun; die Jahreszeit war bei seiner Ankunft in Calcutta zur Reise nach Turkestan zu weit vorgeschritten. — Die anderen Civilmitglieder der Expedition hatten grösstentheils Petšaburi schon früher besucht und gingen von Baṅ- kok direct auf die Kriegsschiffe. Am 19. Februar Vormittags bestiegen wir die Boote vor dem Gesandtschaftshause und bogen in den gleich oberhalb mündenden Flussarm ein; die Fluth schob uns vorwärts, doch wanden die Boote sich mühsam durch Hunderte beladener Fahrzeuge, die mehrere Stunden weit die Strasse sperrten. Die Ufer sind einförmig, theil- weise sogar baumlos. Gegen Abend fanden wir bei dem Flecken Mahatšaï den Tisch gedeckt; ein königlicher Haushofmeister war vorausgeeilt, die im Küchenboot bereiteten Speisen konnten gleich aufgetragen werden. Die Ortsbewohner brachten den Bootsleuten ein reichliches Mahl auf vielen kleinen Schüsselchen. Gegen acht Uhr Abends ging es weiter eine Strecke den Fluss Ta-tšiṅ hinauf, in den hier die Boote einbogen, dann in ein enges Rinnsal, durch das wir am Morgen in den Me-kloṅ gelangten. Die Stadt gleichen Namens, der Geburtsort der Zwillinge, liegt ganz in der Nähe am rechten Ufer. Sanfter Duft lagerte auf dem schönen Strom; man schlürfte mit Lust den erfrischten Athem des thauigen Morgens.

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/359>, abgerufen am 25.11.2024.